Kommunikation im Team: Reden, aber nicht verbal

Als Developer reden wir oft mit Nicht-Entwicklern, darunter User, Stakeholder oder Chef. Dabei ist es manchmal gut, nicht viel zu sprechen, sondern aufzustehen.

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Rugby-Team beim Haka

(Bild: Stefan Lehner/Unsplash)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stefan Mintert

Moin.

Escape the Feature Factory: Stefan Mintert
Escape the Feature Factory: Stefan Mintert

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Stefan Mintert

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Stefan Mintert arbeitet mit seinen Kunden daran, die Unternehmenskultur in der Softwareentwicklung zu verbessern. Das derzeit größte Potenzial sieht er in der Leadership; unabhängig von einer Hierarchieebene. Die Aufgabe, dieses Potenzial zu heben, hat er sich nach einem beruflichen Weg mit einigen Kurswechseln gegeben. Ursprünglich aus der Informatik kommend, mit mehreren Jahren Consulting-Erfahrung, hatte er zunächst eine eigene Softwareentwicklungsfirma gegründet. Dabei stellte er fest, dass Führung gelernt sein will und gute Vorbilder selten sind. Es zeichnete sich ab, dass der größte Unterstützungsbedarf bei seinen Kunden in der Softwareentwicklung nicht im Produzieren von Code liegt, sondern in der Führung. So war es für ihn klar, wohin die Reise mit seiner Firma Kutura geht: Führung verbessern, damit die Menschen, die die Produkte entwickeln, sich selbst entwickeln und wachsen können. Für Heise schreibt Stefan als langjähriger, freier Mitarbeiter der iX seit 1994.

Im Sport gibt es unzählige Beispiele für nonverbale Kommunikation. So spielen körperliche Gesten etwa beim Wiegen und Face-off vor einem Boxkampf eine wichtige Rolle. Oder das legendäre Haka der New Zealand All Blacks, um den Gegner einzuschüchtern. Im Fußball kennt man den Tanz des Torwarts beim Elfmeter. Damit beschäftigen sich sogar Fußballpsychologen.

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Sam Walker zählt solche körperliche Kommunikation zu den Führungsqualitäten eines Anführers im Team und schreibt in The Captain Class darüber. Klar, mag man sagen, denn schließlich geht es immer darum, gegen einen Gegner zu gewinnen. Aber in der Softwareentwicklung? Da spielen nonverbale Zeichen doch keine Rolle, oder?

Ich denke, sie spielen eine Rolle und wir sollten diese Art der Kommunikation bewusst nutzen. Hier ein paar Beispiele aus der eigenen Erfahrung:

Da sitzt ein Softwareteam im Besprechungsraum und hört sich äußerlich ungerührt die Ausführungen des Chefs an, der ausführlich darlegt, weshalb die wieder einmal gerissenen Termine ein Problem sind. Während er das tut, bewegt er sich frei im Raum umher. Alle anderen sitzen. Durch seine Position spricht er (stehend) von oben nach unten zu den (sitzenden) Teammitgliedern. Durch seine Bewegung befindet er sich immer wieder hinter einigen Personen, als ob er ihnen "im Nacken sitzen" würde. Glaubt wirklich jemand, dass diese Choreographie ohne Wirkung bleibt. Einzelne Entwickler, die Einwände gegen seine Darstellung haben, sprechen von unten nach oben, aus der schwächeren Position – und das merkt man. Als der Chef mit seinem Beitrag fertig ist, nimmt er Platz und schaut das Team ernst an. Die Übung hat ihre Wirkung nicht verfehlt.

Bis einer der Entwickler das Wort ergreift. Er spricht aber nicht nur. Nein, er steht auf und bewegt sich ebenfalls durch den Raum. In seinem Redebeitrag entkräftet er ein paar der Kritikpunkte des Chefs. Immer, wenn er dafür Hilfe braucht, stellt er sich hinter ein Teammitglied, das den fraglichen Punkt besser beurteilen kann und fordert ihn oder sie auf, Stellung zu beziehen. Er gibt der anderen Person sprichwörtlich Rückendeckung. Das Meeting kippt von einem Blaming- und Fingerpointing-Gespräch zu einem sachlichen Austausch über die Problemursachen. Ein wesentlicher Punkt besteht darin, dass die nicht gehaltenen Termine vom Chef allein aufgestellt und vom Team nie bestätigt wurden. Ich denke, dass das Meeting nur durch die Körpersprache des Teammitglieds so verlaufen ist. Ohne diese körperliche Kommunikation wäre es beim Blaming geblieben.

Ein weiteres Beispiel: Wenn die Arbeit von Teams aufeinander aufbaut und Abhängigkeiten drohen, das eigene Team zu blockieren, fordere ich Teammitglieder gelegentlich dazu auf, persönlich zum anderen Team zu gehen. Es macht einen Unterschied, ob ich eine Mail oder Chat-Nachricht schicke, telefoniere oder persönlich in der Tür stehe. Dabei geht es mir keineswegs um eine Drohgebärde. Im Gegenteil. Die Redewendung "jemandem entgegenkommen" bringt es auf den Punkt. Das Entgegenkommen signalisiert Dialog- und gegebenenfalls Kompromissbereitschaft.

Wenn Du also mit Deinem Team in einer Konfliktsituation bist, alles scheint festgefahren und niemand will sich bewegen, dann mach Du den ersten Schritt!

Body Talk, wie es Peter Modler in einem seiner BĂĽcher nennt, ist ein wichtiges Mittel der Kommunikation.

Unsere Sprache ist übrigens voll von Ausdrücken, die sich auf körperliche Zeichen beziehen und eine übertragene Bedeutung bekommen haben. Allein in diesem Beitrag habe ich folgende Formulierungen benutzt:

Jemandem im Nacken sitzen. Jemandem RĂĽckendeckung geben. Jemandem entgegenkommen. Alles ist festgefahren. Niemand bewegt sich. Den ersten Schritt machen.

Achte einfach mal auf Deine eigenen Worte. Vielleicht sagen sie Dir, was zu tun ist. Es muss ja nicht gleich ein Haka mit Deinem Team sein.

Im Podcast Escape the Feature Factory greife ich ausgewählte Themen des Blogs auf und diskutiere sie mit einem Gast. Durch den Austausch lerne ich eine zweite Perspektive kennen. Wenn Du auch daran interessiert bist, findest Du den Podcast bei Spotify, Deezer, Amazon Music, Apple Podcasts und auf kutura.digital. Dort findest Du u.a. auch Workshops, die die Themen des Blogs adressieren.

(rme)