Pirate Bay dementiert Verkaufsmeldung

Ein US-Unternehmen will den berüchtigten Torrent-Tracker für 10 Millionen Dollar kaufen. Die Piraten dementieren umgehend. Hinter dem angeblichen Übernahmeversuch steckt ein alter Bekannter.

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Das Trauerspiel um den im vergangenen Jahr gescheiterten Verkauf des Torrent-Trackers The Pirate Bay findet eine Fortsetzung. Die Hauptrolle ist mit einem alten Bekannten besetzt, der mit dem angeblichen Coup schon einmal weltweit Aufsehen erregt hatte: Der schwedische Unternehmer Hans Pandeya will es noch einmal wissen. Zehn Millionen US-Dollar (7,5 Millionen Euro) will er für die Pirate Bay zahlen. Nur die Betreiber des Trackers wissen davon nichts.

Am Dienstag erklärte das unbekannte US-Unternehmen Business Marketing Services (BMS) per Pressemitteilung seine Absicht, Domain und Rechte an The Pirate Bay für 10 Millionen US-Dollar von dem schwedischen Unternehmen Global Gaming Factory (GGF) übernehmen zu wollen. Zahlen will BMS je nach Wunsch des Verkäufers bar oder in Aktien. Da trifft es sich gut, dass hinter beiden Firmen ein und dieselbe Person steht: Hans Pandeya. Der GGF-Chef Pandeya wird den BMS-Chef Pandeya wohl kaum in die peinliche Lage bringen, die Millionen in bar hinblättern zu müssen.

Doch auch ein Deal auf Aktienbasis dürfte an einem wesentlichen Detail scheitern: GGF gehört die Pirate Bay nicht – auch wenn sich das laut Mitteilung bis Ende Juni ändern soll. Pandeya hatte zuvor mit seinem Versuch, die Piratenbucht zu übernehmen und in ein legales Unternehmen umzuwandeln, zwar viel Aufmerksamkeit bekommen, war am Ende aber kläglich gescheitert. Das soll sich nun ändern, wenn die Frist für die angekündigte Übernahme im Juni abläuft. Doch die Pirate-Bay-Macher dementierten umgehend per Blog-Eintrag: "Es gibt kein Geschäft mit denen. Wir haben nicht mal mit denen geredet." Das Ganze sei ein "ziemlich schwerer Betrug".

BMS ist eine US-Aktiengesellschaft, deren Anteile als Penny-Stock abseits der Börsen auf sogenannten "Over-the-Counter"-Märkten gehandelt werden. Die Firma gibt im Jahresbericht 2009 für die US-Börsenaufsicht SEC als ursprünglichen Geschäftszweck an, Jahres- und Wandkalender für Unternehmen zu drucken und Werbung darauf zu vermarkten. Für die Geschäftsjahre 2009 und 2010 wurden keine Kalender hergestellt; Umsätze machte die Firma bis zum Jahreswechsel ebenfalls nicht. Das Geschäftsmodell werde überdacht, heißt es weiter.

Auftritt Pandeya: Der Schwede übernahm nach einer Vereinbarung vom 19. Januar die Mehrheit an der Firmenhülle vom bisherigen Inhaber. Für 15 Millionen der 19,2 Millionen ausgegebenen Anteilsscheine zahlte er dem SEC-Bericht zufolge 325.000 US-Dollar. Der Kurs damals: 1 Cent. Nach der Transaktion machte die BMS-Aktie einen Sprung auf 2 US-Dollar. Das Unternehmen ohne wesentliche Firmenwerte ist damit auf dem Papier mit über 38 Millionen US-Dollar bewertet. Im März hatte BMS dann angekündigt, Software des australischen Startups gTrade zu kaufen. Das Unternehmen hat eine Aktien-Handelsplattform für Startup-Anteile entwickelt. Bis Ende Mai soll das Geschäft über die Bühne gehen; 300.000 US-Dollar will BMS zahlen.

Unterdessen erzählt Pandeya gegenüber US-Medien weiter seine Geschichte von dem neuen, überlegenen Filesharing-Verfahren, auf das sein Geschäftsmodell für die Pirate Bay aufbaut. Die P2P-Technik sollte beim ersten Versuch vom Startup Peerialism kommen, das Pandeya ebenfalls übernehmen wollte. Auch dieser Deal scheiterte. Die Chancen, dass es mit der Pirate-Bay-Übernahme diesmal klappt, sind seither nicht wirklich gestiegen – es ist völlig unklar, wo das Geld dafür herkommen soll. Einer, der damals an dem Desaster beteiligt war, glaubt auch jetzt nicht an einen Erfolg – Hans sei "full of shit".

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(vbr)