IT-lizismen

Gestern saß ich in einer Retrospektive für mein aktuelles Projekt. Am Ende kam die Frage auf, wie wir im Nachgang mit den Ergebnissen umgehen, die wie so oft aus Boards mit jeder Menge Karteikarten bestanden. Darauf kam folgender Vorschlag vom Projekt-Office: "Wir werden das Ergebnis erst einmal verexceln."

Aha, damit haben wir also das nächste IT-Wort, das Einzug in den deutschen Sprachraum findet. Das bekannteste Beispiel ist ja das Verb "googeln", das 2004 in den Duden aufgenommen wurde. 2009 kam natürlich "twittern" hinzu (völlig zu Recht, denn natürlich war der erste Google-Treffer zu "verexceln" ein Twitter-Eintrag).

Allerdings wird es mit "verexceln" vermutlich noch etwas dauern. Beim Googeln habe ich jedenfalls nur 71-mal "verexceln" gefunden. Dafür in sehr unterschiedlichen Kontexten, was durchaus für einen Einzug in die Alltagssprache spricht. Bei den ersten zehn Treffern ging es unter anderem um Sport (NHL-Eishockey), Windräder und einen Spendenaufruf für den "Berliner Notfall". Im Englischen scheint das Verb "to excel" dagegen schon viel verbreiteter zu sein. So gibt es zu "have to excel" (mein Versuch, wirklich das Verb zu treffen) mehr als zwei Millionen Treffer.

Bleibt die Frage, warum dieser Begriff in Deutschland eigentlich so spät Einzug in die deutsche Sprache hält. Schließlich ist Excel über 20 Jahre alt, und man kann durchaus argumentieren, dass es sich um die erfolgreichste und verbreitetste Programmiersprache der Welt handelt. Ich verexcel jedenfalls ständig.

Im Grunde ist das doch ein Armutszeugnis für die Marketing-Abteilung von Microsoft, denn ein Alltagsbegriff ist doch allerbeste Werbung für ein Produkt. Dann würde ich das Thema allerdings gleich richtig anpacken, also auch mit Vermarktung der Verben "verworden" und "verpowerpointen".

PS: Schau'n wir mal, wie lange es dauert, bis jemand meinen Versuch verexceln zu googeln twittert. ()