Schweizer ID-System vor dem Start

Am 1. Mai startet ein von der Schweizerischen Post entwickeltes Zertifikatssystem für die Identitätsfeststellung im Internet.

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Von
  • Detlef Borchers

Am 1. Mai startet in der Schweiz "SuisseID", ein von der Schweizerischen Post entwickeltes Zertifikatssystem für die Identitätsfeststellung im Internet. Es entspricht ungefähr der Technik, die in Deutschland mit dem elektronischen Personalausweis im November eingeführt wird. Das System soll die Internet-Wirtschaft auf Touren bringen und wird von der Politik mit einer Startprämie von 17 Millionen Schweizer Franken (rund 12 Millionen Euro) bezuschusst .

Suisse ID ist ein Zertifikatssystem auf Chipbasis, wobei der Chip entweder in einer Plastikkarte oder einem USB-Stick untergebracht ist. Die auf dem Chip gespeicherte elektronische ID soll für alle Vorgänge eingesetzt werden können, in denen eine elektronische Unterschrift der europäischen Definition der fo rtgeschrittenen elektronischen Signatur benötigt wird. Zu den ab sofort verfügbaren Einsatzmöglichkeiten gehört die Beantragung eines Strafregisterauszuges beim Bundesamt für Justiz oder die Verschlüsselung von E-Mail mit Software von Privasphere.

Die SuisseID wird von vier Anbietern ausgegeben. Privatpersonen und Firmen können die ID-Zertifikate von der St. Gallener Firma Quo Vadis Trustlink oder der Schweizerischen Post/SwissSign AG beziehen. Die Telefongesellschaft Swisscom beliefert ausschließlich Unternehmen und das Schweizer Bundesamt für Informatik und Telekommunikation ist für alle Behörden zuständig. Für private Anbieter verkauft Quo Vadis eine drei Jahre lang gültige ID für 164 Schweizer Franken. Ähnlich wie bei der deutschen Umweltprämie für Abwrackautos hat die Schweiz ein Förderprogramm gestartet, das privaten Käufern des ID-Zertifikats 65 Franken erstattet, bis der Förderbetrag von 17 Millionen aufgebraucht ist. Die Cashback genannte Aktion soll vorerst bis Ende 2010 laufen. Rechnerisch könnten so über 260.000 ID-Zertifikate subventioniert werden, was eine solide Ausgangsbasis für die Akzeptanz der Zertifikate wäre. Für Firmen, die die Suisse-ID einsetzen, gibt es Zuschüsse von 8 Millionen Franken.

Anders als das deutsche Zertifikats-System, das über eine auf PCs installierte Software namens "Bürgerclient" bedient wird, sollen USB-Stick wie Chipkarte mit Suisse-IDs keinerlei Datenspuren auf auf einem PC zurücklassen. Die komplette Software bleibt auf der Karte oder dem USB-Stick und wird nach Bedarf über das Netz aktualisiert. Wie beide Systeme zusammenarbeiten können, darüber gibt es zur Zeit nur rudimentäre Überlegungen. In Deutschland wie in der Schweiz setzt man erst einmal auf die Aussage, das jeweils eigene System habe die besten Voraussetzungen, als "internationaler Standard" anerkannt zu werden. (anw)