Deutschland baut Versorgungsfahrzeug für die Internationale Raumstation ISS

Die ESA hat beim Konzern EADS sechs "Automated Transfer Vehicle" bestellt. Die Verantwortung für den Bau des Raumtransporters liegt in Bremen.

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Die Europäische Weltraumorganisation ESA und der Hightech-Konzern EADS haben einen Vertrag über die Lieferung von sechs Raumfahrzeugen geschlossen. Dadurch werden langfristig Arbeitsplätze in Bremen gesichert, teilt das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit. In Bremen liegt die Verantwortung für die Systemführung beim Bau des Automated Transfer Vehicle (ATV), das demnächst die Internationale Raumstation ISS versorgen soll. Der Auftrag hat eine Volumen von 1 Milliarde Euro.

Das ATV ist laut Ministerium das modernste und komplexeste Raumfahrzeug Europas. Es soll die ISS mit bis zu 7,7 Tonnen Verbrauchsgütern und wissenschaftlichen Geräten versorgen. In den Tanks des ATV könnten bis zu 100 kg Luft, Sauerstoff und Stickstoff gelagert werden, 840 kg Trinkwasser für die Besatzung und bis zu 840 kg Festtreibstoff für das Triebwerksystem der Station. Dazu kommen noch bis zu 5500 kg Nutzlast als Stückgut oder Experimentanlagen.

Der Transporter kann die Rendezvous- und Andockmanöver mit der Raumstation automatisch ausführen. Die Andockstelle ist das russische Service-Modul "Svesda". Alle Missionsschritte sollen vom europäischen ATV-Kontrollzentrum in Toulouse aus überwacht werden. Für die Zeit von bis zu sechs Monaten soll ein ATV nach dem Andocken Versorungsaufgaben in der ISS übernehmen. Außerdem liefert das ATV eine Antriebsunterstützung. Die Raumstation benutzt das Triebwerksystem für die so genannten Reboost-Manöver zur Korrektur ihrer Umlaufbahn, also zum Ausgleich der Höhenverluste. Nachdem das ATV ausgedient hat soll es abgekoppelt werden und kontrolliert in der Atmosphäre verglühen.

Am ATV sind 30 Firmen aus zehn europäischen Staaten beteiligt. Darüber hinaus liefern acht Firmen aus Russland und den USA Bauteile. Das ATV ist ein wesentlicher Bestandteil des europäischen Beitrags zum ISS-Entwicklungsprogramm. Deutschland trägt davon 41 Prozent, das sind rund 1,3 Milliarden Euro.

Das ATV-Programm wurde auf der ESA-Ministerratssitzung im Oktober 1995 in Toulouse freigegeben. Die Entwicklung des Transporters wurde 1997 von der EADS in Les Mureaux begonnen. Der Prototyp "Jules Verne" sei weitgehend fertig gestellt und soll im Oktober 2005 auf einer Trägerrakete Ariane 5 von Kourou aus starten. Zusammen mit dem Prototyp sind insgesamt sieben ATV-Flüge im zeitlichen Abstand von jeweils 15 bis 20 Monaten geplant. (anw)