Web-Tablet Joojoo kommt nach Deutschland

Das 14-Mann-Unternehmen Fusion Garage bringt sein Web-Tablet Joojoo nun auch in Deutschland auf den Markt. Das Konzept: Der Browser soll den App Store ersetzen. heise online konnte einen kurzen Blick auf das Gerät werfen.

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Von
  • Achim Barczok

Fusion Garage hat heute angekündigt, sein Joojoo ab dem 12. Mai auch nach Deutschland zu liefern. Das ursprünglich als Crunchpad in Kooperation mit dem Blog Techcrunch entwickelte Tablet war in Eigenregie von Fusion Garage fortgeführt worden und kam Ende März diesen Jahres in den USA auf den Markt.

Das schicke, etwas mehr als ein Kilogramm schwere Tablet sieht wie iPad oder Kindle DX in breit aus. Sein 12,1-Zoll-Display im 16:9-Format zieht sich bis auf einen einige Zentimeter breiten Rahmen über die gesamte Oberfläche. Der kapazitive Multitouchscreen löst mit 1366 × 768 Bildpunkten (16:9) auf und ist verspiegelt, in einem ersten Hands-on reagierte er flott auf alle Eingaben.

Google Docs, Farmville, YouTube: Auf dem Joojoo gibt es keine Apps, alles spielt sich im Browser ab.

(Bild: heise mobil)

Das Joojoo ist vordergründig ein Web-Tablet: Apps im Sinne von installierten Programmen (wie beim iPhone oder bei Android) sieht das Konzept von Fusion Garage nicht vor, sondern es spielt sich alles im Browser ab. Der basiert wie bei vielen Smartphones auf WebKit und lädt Seiten flink. Chandrasekar Rathakrishnan, CEO von Fusion Garange, hebt im Gespräch mit heise online die Vorteile dieses Ansatzes hervor: Apps böten in der Regel weniger Funktionen als das Original-Webangebot. Das Angebot an Inhalten und Diensten sei im Web viel größer als in jedem App Store. Nachteil des Konzepts: Lokal gespeicherte Daten sind nicht vorgesehen, sodass Texte beispielsweise komplett bei Diensten wie Google Docs lagern müssen und der Anwender ohne Internetverbindung nur eingeschränkt arbeiten kann.

Entwickler könnten sich den mehrfachen Entwicklungsaufwand für die diversen Plattformen sparen: "Schreibe für das Web, nicht für ein Gerät." Ganz ohne Anpassungen geht es aber dann doch nicht immer, denn Webseiten sind in der Regel nicht auf die Touch-Oberfläche hin optimiert. Man kann deshalb zwar bequem mit zwei Fingern durch Webseiten scrollen (nicht ganz so flüssig wie auf dem iPad) – aber das Blättern durch Bildergalerien, das Antippen kleiner Links oder das Auswählen eines Eintrags in einem Dropdown-Menü gelingt weniger flink. Rathakrishnan sagt, dass die Entwickler ihre Webseiten durch das Einfügen von "drei, vier Code-Zeilen" für die (Multi-)Touch-Oberfläche optimieren könnten, sodass man zum Beispiel mit intuitiven Wischgesten durch ein Flickr-Album blättern könne.

Breitbildformat: Das 12,1-Zoll-Touchdisplay löst mit 1366 x 768 Bildpunkten auf.

(Bild: Fusion Garage)

Bislang können Nutzer keine Symbole zum Startbildschirm hinzufügen, sondern lediglich Bookmarks in einem Untermenü ablegen. Das soll sich Rathakrishnan zufolge in rund einem Monat mit einem Software-Update ändern. Eine deutsche Version der virtuellen Tastatur inklusive Umlauten soll ebenfalls noch nachgeliefert werden. Die verschiebbare und in zwei Größen verfügbare Bildschirmtastatur reagierte gut auf Fingereingaben, erkannte aber kein Multitouch beispielsweise zur intuitiven Großschreibung.

YouTube-Videos spielt das Joojoo entweder im Browser-Fenster oder im "Joojoo-Modus" ab – dann laufen dank Hardware-Beschleunigung durch die Ion-Grafik auch Filme in HD-Auflösung flüssig. Rathakrishnan demonstrierte außerdem einige Magazine als Web-Apps mit intuitiver Touch-Bedienung, die man auch offline im Browser-Cache lesen kann. Die Gespräche mit den Verlagen laufen allerdings noch.

Das Joojoo verbindet sich zum Surfen mit WLAN-Netzen (IEEE 802.11 b/g), eine Version mit UMTS soll im Laufe des Jahres folgen. Als Betriebssystem dient ein abgespecktes Linux mit einer von Fusion Garage entwickelten Nutzeroberfläche. Der Desktop erscheint binnen neun Sekunden nach dem Drücken des Startknopfes und zeigt einige Dutzend vorinstallierte Verknüpfungen zu Web-Angeboten wie Facebook, YouTube, Flickr oder Google, sortiert in Kategorien wie "Entertainment" oder "Social".

Als Prozessor kommt ein Atom N270 mit 1,6 GHz und als Grafikprozessor Nvidias Ion zum Einsatz. 1 GByte Arbeitsspeicher und 4 GByte Flashs sind an Bord. Außer der 3,5-mm-Kopfhörerbuchse und dem Stromanschluss gibt es einen Mikrofoneingang und auch einen USB-Port – der aber momentan nur als Anschlussmöglichkeit für eine Tastatur nutzt. Software-Updates sollen später den Zugriff auf externe Speicher ermöglichen, so Rathakrishnan. Über Mikrofon und die an der Vorderseite eingebaute 1,3-Megapixelkamera soll auch Videotelefonie möglich sein. Die Laufzeit beträgt laut Hersteller etwa fünf Stunden beim Surfen und zweieinhalb beim Betrachten von Videos.

Das Joojoo kann ab sofort für 360 Euro den Online-Shop des Herstellers vorbestellt werden, hinzu kommen Kosten für Zoll und Fracht. Die Auslieferung soll ab dem 12. Mai erfolgen. (cwo) / (acb)