Datenschutz: Föderalismus und Künstliche Intelligenz fordern Unternehmen heraus

Unternehmen betreiben zunehmend mehr Aufwand, um den Datenschutz umzusetzen. Sie wünschen sich Klarheit. Das geht aus einer Umfrage des Bitkom hervor.

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Verschiedene Icons zum Thema Datenschutz. In der Mitte ein Sicherheitsschloss, links daneben ein digitaler Personalausweis, rechts daneben ein Fingerabdruck. Dahinter steht eine Person, die beide Hände geöffnet hat, sodass es scheint, als ob die Sicherheitssymbole darüber schweben.

(Bild: TierneyMJ/Shutterstock.com)

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Unternehmen müssen erhebliche Anstrengungen unternehmen, um den Datenschutz umzusetzen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom hervor. Rund zwei Drittel der Unternehmen (63 Prozent) betreiben demnach mehr Aufwand für den Datenschutz als im vergangenen Jahr. Die Umsetzung sei zudem in 84 Prozent der Unternehmen "nie vollständig abgeschlossen".

Als große Herausforderung nennen die befragten Unternehmen, dass der Datenschutz nie vollständig abgeschlossen sei. Danach folgen weitere Hinderungsgründe, etwa, dass das Ausrollen neuer Tools geprüft werden muss.

(Bild: Bitkom Research)

Dementsprechend bezeichnen 94 Prozent der Unternehmen den aktuellen organisatorischen Datenschutzaufwand als hoch, etwa Kunden über den Datenschutz zu informieren. Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsführung, erläuterte auf Nachfrage, dass Unternehmen, die gut mit ihren Datenschutzaufsichtsbehörden zusammenarbeiten, einen Wettbewerbsvorteil haben können, wobei möglicherweise auch eine strengere oder weniger strenge Auslegung der Regelungen in den verschiedenen Bundesländern eine Rolle spiele.

Die Umfrage ergab auch, dass in 63 Prozent der Unternehmen in den letzten zwölf Monaten innovative Projekte aufgrund von Datenschutzvorgaben gescheitert sind oder nicht gestartet wurden. 70 Prozent der Befragten stimmen laut Bitkom-Umfrage der Aussage zu, dass der Datenschutz die Digitalisierung in Deutschland hemmt.

Fast die Hälfte der Unternehmen (48 Prozent) will Künstliche Intelligenz (KI) beim Datenschutz einsetzen, für 46 Prozent sei das aktuell jedoch kein Thema. Gleichzeitig sind 68 Prozent der Unternehmen der Ansicht, dass der Einsatz von KI den Datenschutz vor ganz neue Herausforderungen stellt.

Jedes fünfte Unternehmen (20 Prozent) räumt Datenschutzverstöße in den vergangenen zwölf Monaten ein. Die Unternehmen mit Verstößen haben diese überwiegend (65 Prozent) der Aufsicht gemeldet. 79 Prozent fordern zudem eine Reduzierung des bürokratischen Aufwands bei Datenschutzvorfällen (79 Prozent). "Wir brauchen beim Datenschutz Einfachheit und Klarheit. Der Datenschutz hat tiefgreifende Auswirkungen auf Unternehmen ebenso wie auf die Gesellschaft, deshalb muss er verständlich und praxistauglich gemacht werden", so Dehmel.

Auch die Datenschützer der Bundesländer fordern klare Regeln beim Datenschutz. Eine Herausforderung stellt beispielsweise die immer wieder diskutierte Datenverarbeitung bei großen KI-Sprachmodellen dar. Diese kann Betroffene vor Probleme stellen, beispielsweise wenn Falschinformationen zu einer Person im Umlauf sind, die den Ruf schädigen.

Neben weniger Bürokratie beim Melden von Datenschutzvorfällen erwarten die Unternehmen laut Bitkom zudem: "Die Zusammenführung der vielen Sonder- und Spezialvorschriften zu Datenschutz und Datennutzung (91 Prozent), europäisch stärker vereinheitlichte Datenschutzvorgaben (87 Prozent)". Einen einheitlicheren Datenschutz wurde unter anderem mit einer Novelle des Bundesdatenschutzgesetzes versprochen. Vor rund einem Jahr hatte die damals amtierende Vorsitzende der Konferenz der unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder, Dr. Marit Hansen, dazu gesagt, dass kein Weg an einer noch engeren Zusammenarbeit der Datenschutzaufsichtsbehörden vorbeiführe.

Der ehemalige Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationssicherheit, Prof. Ulrich Kelber, sagte kürzlich in einem Interview mit heise online, dass die EU-Regeln gut seien, allerdings einheitlich angewendet werden müssen. In Deutschland fehle zudem der Wille zur Standardisierung und hohen Sicherheitsstandards. Die Digitalwirtschaft sammle umfangreich und detailliert Daten aus allen möglichen Quellen, hilfreicher seien allerdings Ansätze zur Datenminimierung.

Für die Umfrage hat Bitkom Research 605 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland telefonisch im Jahr 2024 zwischen Kalenderwoche 28 bis 36 befragt.

(mack)