Hunderttausende strömen nach X-Änderungen zu Bluesky

Die Social-Media-Plattform Bluesky verzeichnet gerade einen großen Zuwachs an Nutzern. Auslöser könnten einige Änderungen beim größeren Konkurrenten X sein.

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Bluesky-App auf einem Smartphone

(Bild: Primakov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Der Kurznachrichtendienst X – ehemals Twitter – verliert anscheinend gerade eine Heerschar von Usern an seinen Konkurrenten Bluesky. Knapp 500.000 Nutzer wechselten offenbar innerhalb eines Tages von der einen Plattform auf die andere. Hintergrund sind einige Änderungen der Nutzungsbedingungen bei X, die auf breite Kritik stießen. Von den Änderungen betroffen ist auch die Möglichkeit, andere Nutzer zu blockieren.

Bluesky meldete den enormen Nutzerzuwachs am Donnerstag und hieß die neuen Nutzer in einem Post willkommen. X hatte zuvor angekündigt, dass sich die Blockierfunktion demnächst ändert. "Wenn deine Posts öffentlich sind, können Accounts, die du blockiert hast, sie sehen, aber nicht interagieren": Diese Nachricht wurde ersten deutschen Nutzern am Mittwoch angezeigt, staffelweise spielt X sie nun offenbar nach und nach in allen Accounts aus. Die angekündigte Änderung weckt bei manchen Usern die Angst vor Belästigung durch unerwünschte und blockierte Kontakte, denen die Änderung Zugriff auf betroffene Posts gewähren würde, den sie vorher nicht hatten. Tech-Milliardär und X-Besitzer Elon Musk postete bereits Ende September auf seiner Plattform, dass es "höchste Zeit" sei, die Blockfunktion zu ändern.

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Screenshot eines Nutzers: Mit dieser Meldung informiert X nach und nach seine Nutzer über die Änderung der Blockierfunktion.

(Bild: heise online)

Die Neuerung lässt sich für jene, die ihre Posts weiterhin öffentlich sichtbar lassen wollen, nicht umgehen. Ansonsten können Nutzer ihre Posts schützen – mit dieser Einstellung legen sie fest, dass nur die eigenen Follower ihre Posts sehen können. Auf der Profilseite oder in den Posts eines Nutzers erscheint dann ein Schloss-Symbol neben seinem Namen. Wer dem betroffenen Account nicht folgt, muss zunächst mit seinem eigenen X-Account eine Follower-Anfrage schicken, die angenommen werden muss. Bei Nutzern, die ihre Posts jetzt schützen wollen, sehen bestehende Follower aber auch weiterhin alle Posts.

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Fraglich ist auch, ob der neue Kurs von X bei der Block-Funktion mit dem Digital Services Act (DSA) der Europäischen Union konform ist. Dieser soll einen stärkeren Schutz für Personen einführen, die von Online-Belästigung und Mobbing betroffen sind. Ob die jetzt de facto gelockerte Block-Funktion bei X das in den Augen der EU-Kommission noch gewährleisten kann, bleibt abzuwarten.

Was einige X-Nutzer ebenfalls beunruhigt haben dürfte, ist die angekündigte Nutzung von X-Nutzerdaten zum Training von KI-Modellen. Mit Zustimmung zur neuesten Version der Allgemeinen Geschäftsbedingungen von X erlauben Nutzer dem Dienst, von ihnen "bereitgestellte Texte und andere Informationen zu analysieren und die Dienste anderweitig bereitzustellen, zu fördern und zu verbessern, einschließlich z. B. zur Verwendung in unseren Modelle [sic] für maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz, ob generativ oder anderer Art, sowie zu ihrem Training [...]." Wie das Portal TheVerge berichtet, war in der englischsprachigen Fassung der AGB vom 9. Oktober noch nichts von KI-Modellen zu lesen. Nicht nur X, auch der Meta-Konzern erwähnt in seiner Datenschutzrichtlinie bereits die Verarbeitung von Nutzerdaten für künstliche Intelligenz.

Die Veränderungen bei X dürfte man bei Bluesky als willkommene Marketing-Maßnahme auffassen. Die X-Alternative, welche der ehemalige Twitter-CEO Jack Dorsey ins Leben rief, verzeichnet mittlerweile über neun Millionen Nutzer. Bluesky hat eine Twitter-ähnliche Benutzeroberfläche, setzt mit einem dezentralen Servernetzwerk aber auf eine völlig andere Infrastruktur. Diese wurde sogar bei Twitter entwickelt, als der Dienst noch nicht Elon Musk gehörte und sollte perspektivisch auch dort zum Einsatz kommen. Mit der Musk-Übernahme entfiel das.

(nen)