Die Schlammschlacht geht weiter: Adobe liebt jetzt Apple

Adobe startet die Anzeigenkampagne "We love Apple", hinter der sich neben der Werbung in eigener Offenheit auch ein neuer Vorwurf gegen Steve Jobs & Co. verbirgt, das Web kontrollieren zu wollen.

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Von
  • Alexander Neumann

Die Kontroverse zwischen Adobe und Apple um den Einsatz von Flash geht in eine neue, wenn auch ein wenig anders geartete Runde. In einer neuen Anzeigenkampagne bringt Adobe zum Ausdruck, dass es Apple liebt ("We love Apple"). Die Kampagne geht aber noch weiter: Im Weiteren listet Adobe auf, was der Konzern ebenfalls mag, darunter finden sich Punkte wie Kreativität, Innovation, Apps, das Web, ein gesunder Wettbewerb, Touch-Screens, HTML5, rund drei Millionen Entwickler, die mit Adobe-Techniken arbeiten, alle Plattformen und auch Flash. Die Kampagne schließt mit einem Satz, der sich dann doch direkt gegen Apple richten dürfte: "What we don't love is, anybody taking away your freedom to choose what you create, how you create it, and what you experience on the web."

Die Kampagne weist auf die neue Website adobe.com/choice, auf der Adobe Werbung für seine Offenheit betreibt. Als Beispiele werden das Open Screen Project, das Flash als Standard-Runtime-Plattform für bewegte Inhalte auf unterschiedlichen Geräten etablieren möchte, und Adobes Engagement bei der Spezifizierung der Webtechniken HTML4, HTML5, CSS und H.264 genannt. Auch findet sich hier ein offener Brief der Adobe-Mitgründer Chuck Geschke und John Warnock, in dem sie unter anderem darauf hinweisen, dass ihr Unternehmen als Ausdruck der mit der Offenheit gemachten Erfahrungen schon früh die Spezifikationen für Flash veröffentlicht habe, sodass jeder einen eigenen Flash Player bauen könne. Apple sehen sie eine Gegenrolle einnehmen, mit der der Konzern das nächste Kapitel des Web unterminiere, und zwar eines, in dem die Zahl der mobilen Geräte die der Computer übertreffen werde und jeder ein "Publisher" sein könne sowie Inhalte von überall und zu jeder Zeit bezogen werden könnten. Niemand dürfe das World Wide Web kontrollieren, schließen die beiden ihren Brief ab.

Die Anzeige schließt an das vor einem Monat gestartete Scharmützel zwischen den beiden Softwareriesen an. Damals hatte Apple bei Vorstellung seines neuen iPhone-Betriebssystems auch die Vereinbarungen zur Entwicklung von Apps für sein Betriebssystem geändert. Danach heißt es nun, dass Entwickler ihre Anwendungen für iPhone, iPod Touch und iPad nur noch nativ in Objective-C, C, C++ und JavaScript schreiben und in diesen Sprachen die dokumentierten APIs ansprechen dürfen. Weiterhin verbietet Apple das Entwickeln von iPhone-Anwendungen mit Multiplattform-Compilern genauso wie den Einsatz des Flash-zu-iPhone-Konverters Packager for iPhone. Dieser ist Bestandteil von Adobes kurz darauf erschienener Design-Suite Flash Creative Suite 5.

In der Folge hatte Apple-Chef Steve Jobs zudem in einem offenen Brief Gründe aufgelistet, warum Apple Flash nicht auf iPhone und iPad haben will. Er führte unter anderem fehlende Offenheit und mangelnde Sicherheit an. Außerdem wolle Apple Flash nicht als Instanz zwischen System und Entwickler kommen lassen. Nach Meinungen von Adobe scheint es Jobs jedoch vor allem um die Kontrolle zu gehen: Mit den Ausführungen über die Unzulänglichkeiten von Flash versuche Jobs zu verschleiern, dass Apple selbst die Kontrolle über die Software-Entwicklung für iPhone und iPad behalten wolle, hatte Adobe-Chef Shantanu Narayen auf die Vorwürfe reagiert. Adobe sah in weiteren Stellungnahmen die Verweigerung Apples, Flash zu unterstützen, als ein Verhalten an, das an Orwells Buch "1984" und dem darin sich findenden "Big Brother" erinnere.

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(ane)