Chrysler Sunbeam: Der aus der Patchworkfamilie

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1977 kam der Chrysler Sunbeam auf den Markt, 1978 wurde Chrysler Europe für einen symbolischen Pfund an Peugeot verkauft. Die übernahmen dafür nicht nur die Marken, Fahrzeuge und Entwicklungen, sondern auch deren immense Schulden. Weil Aktionismus damals in der Automobilbranche en vogue war, wurden die Fahrzeuge ab 1979 unter das Dach der Marke Talbot gesteckt. Damit hieß das Auto fortan Talbot Sunbeam.

Damit wäre die Geschichte zu Ende, wäre Desmond O’Dell 1978 nicht noch Motorsportchef bei Chrysler Europe gewesen. O’Dell war ein Car-Guy. Einer, der das Thema lebte. Und einer, der sich an die Rennsporterfolge des Hillman Imp erinnerte. An die wollte er auch mit dem Sunbeam anknüpfen.

Dafür fehlte dem Konzern allerdings der Motor, weswegen er zu Lotus ging und ein erstaunlich gutes Timing an den Tag legte. Jensen hatte nämlich gerade die Produktion des Jensen-Healey eingestellt, für den Lotus einen Zweiliter-Vierzylinder lieferte. Ein Motor, dessen 240 PS jetzt einen neuen Abnehmer brauchten.

Ein Sunbeam wird Weltmeister

Warum Chrysler dieses Projekt überhaupt noch genehmigte ist eines dieser Geheimnisse der Automobilwelt. Die Legende besagt, dass O’Dell die Entscheidungsträger einfach beiläufig auf den Beifahrersitz eines Sunbeam mit Lotus-Motor setzte und dann die Genehmigung erhielt. Die Begeisterung von Car-Guys kann ansteckend (und ruinös) sein. Die einzige Auflage war, dass der Drehmomentverlauf etwas ziviler werden musste. Dafür wurde der Hubraum von 2,0 auf 2,2 Liter erhöht und die Leistung von 240 PS auf 150 PS gedrosselt. Die 240 PS blieben den Wettbewerbsfahrzeugen vorbehalten.

Aber in dem Moment gehörte das alles mit Bausch und Bogen ohnehin schon Peugeot, weswegen der Wagen ab sofort Talbot Sunbeam Lotus hieß und zu einem Symbol dafür wurde, was in der englischen Automobilindustrie schief lief. Vom Talbot-Werk in Linwood (Schottland) gingen Autos ohne Motor nach Hethel zu Lotus, bekamen dortihren Motor eingebaut und wurden dann zur Endabnahme nach Coventry gebracht. Beschäftigungstherapie der Gewerkschaftler.