zurück zum Artikel

Elf Einsteigerbikes zwischen 250 und 400 Kubikzentimetern und 30 bis 40 PS

Vollgas? Kein Problem!

Motorrad iga
Zweirad

Einsteigerbikes mit einem Hubraum zwischen 250 und 400 Kubik bieten klare Vorteile bei Gewicht, Handlichkeit und Preisen. Selbst gestandene Biker kommen nach einer Probefahrt ins Grübeln, ob man wirklich über 100 PS und fünf Zentner Gewicht braucht, um mit einem Motorrad glücklich zu werden

Köln, 24. April 2015 – Einsteigerbikes mit einem Hubraum zwischen 250 und 400 Kubik bieten klare Vorteile bei Gewicht, Handlichkeit und Preisen. Es sind Motorräder die niemanden überfordern, aber enorm viel Spaß bereiten. Wer sie belächelt, hat sie vermutlich noch nie gefahren. Selbst gestandene Biker kommen beeindruckt von einer Probefahrt zurück und grübeln, ob man wirklich über 100 PS und fünf Zentner Gewicht braucht, um mit einem Motorrad glücklich zu werden.

Wenn der erste Gang bis über 100 km/h reicht, bleibt ein Großteil des Potenzials völlig ungenutzt. Tatsächlich können Motorräder mit großen Hubräumen und bis zu 200 PS ihre Kraft im normalen Straßenverkehr gar nicht ausreizen und die Autobahn ist für die meisten Motorradfahrer kein besonders interessantes Terrain. Einmal kurz Vollgas gegeben befindet man sich innerhalb von Sekunden weit jenseits aller Tempolimits und für den Fahrer bedeutet es massiven Stress, wenn er die Kraft des Motors unterschätzt und die nächste Kurve auf einmal sehr eng wird.

Die Leichtigkeit des Fahrens

Wer mit 30 oder 40 PS unterwegs ist, kennt solche Probleme nicht. Er genießt die Leichtigkeit des Fahrens [1], das spielerische Abwinkeln des Motorrads und hat sogar noch Zeit für den Blick auf die Landschaft. Vollgas? Kein Problem! Es geht flott vorwärts, ohne dass das Motorrad seinen Fahrer gleich nach hinten abwerfen will. Auf kurvigen Landstraßen erweisen sie sich gar so manchem Big Bike als ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. In engen Kehren nützen dem Fahrer Herden von Pferdestärken gar nichts, hier kommt es viel mehr auf geringes Gewicht, Handlichkeit [2] und ein gutes Fahrwerk an. Dass die kleinen Motoren nicht bei jeder Drehzahl die volle Beschleunigung bieten können und deshalb bisweilen auch ausgewrungen werden wollen, kann dabei sogar die Freude am strategisch vorausschauenden Fahren noch steigern. Die für ihre Drehfreude nötige Standfestigkeit ist heute bei modernen Motoren selbstverständlich gegeben.

Darüber hinaus geben sich die Hersteller ernsthaft Mühe, ihre kleinen Modelle attraktiv zu gestalten. Oft sehen die „Kleinen“ den größeren Modellen der Marke verblüffend ähnlich. So könnte beispielsweise eine Kawasaki Ninja 300 [3] aus einiger Entfernung fast schon als Kawasaki ZX-10R durchgehen. Der Unterschied zwischen beiden: 161 PS und 11.200 Euro.

Anfänger mit Führerscheinklasse A2, die höchstens 48 PS-Maschinen fahren dürfen, finden eine immer größere Auswahl an Modellen. Die Hersteller haben begriffen, dass sie den Einsteiger-Markt viel zu lange vernachlässigt haben. Zum einen wächst die Zahl der Motorrad-Führerscheinerwerber in den letzten Jahren wieder und die möchten ein unproblematisches, leichtes und günstiges Motorrad erwerben. Lange Zeit gab es da nur deutlich gedrosselte, schwere Maschinen ab 600 Kubik aufwärts, die auch noch teuer waren. Zum anderen sollte die Markentreue nicht unterschätzt werden – wer in jungen Jahren eine bestimmte Marke schätzen lernte, bleibt dieser nicht selten für den Rest seines Lebens treu.

Die Japaner haben den Markt schon lange erkannt

Die japanischen Hersteller bauen auf Grund ihrer Führerscheinklassen schon seit Jahrzehnten Motorräder mit kleinem Hubraum für den heimischen Markt. Motorräder zwischen 125 und 600 Kubikzentimetern fanden bei uns hingegen kaum mehr statt, abgesehen vielleicht von ein paar alltagsuntauglichen Sportenduros mit weniger als einem halben Liter Hubraum. Erst 2007 wagte Kawasaki den mutigen Schritt und brachte die Ninja 250 nach Europa. Zu aller Überraschung war sie in kurzer Zeit ausverkauft. Das war der Startschuss für die drei anderen großen Marken aus Nippon, nachzuziehen. Als erste europäische Marke hat dann KTM den Markt um die 400 Kubikzentimeter wiederbelebt – die 390 Duke und RC 390 [4] verkaufen sich blendend. Die Duke-Modellreihe von 125 bis 390 Kubikzentimeter ist eine Co-Produktion mit dem indischen Motorradhersteller Bajaj, einem der größten Hersteller in Asien. Entwickelt wurde das Motorrad in Österreich, gebaut wird es auf dem Subkontinent und weltweit vertrieben.

Um den Zug nicht zu verpassen, plant nun sogar BMW ein kleines Einsteigerbike mit dem ebenfalls indischen Partner Hero zusammen – nachdem die Bayern sich über Jahrzehnte strikt geweigert haben, Motorräder unter 650 Kubikzentimetern anzubieten. In Asien und auch Südamerika gilt es einen riesigen Markt von vielen Millionen Motorradfahrern zu erobern. Triumph entwickelt ebenfalls eine kleine Einzylinder-Maschine. Über die Hubraumgrößen hüllen sich beide Hersteller in Schweigen, es dürfte sich aber im Bereich von 250 bis 400 Kubikzentimetern bewegen. Bleibt zu hoffen, dass noch mehr Marken die Chance erkennen.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-2619911

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Klartext-Die-unertraegliche-Schwere-des-Scheins-2577738.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/Klartext-Schwimmt-sogar-auf-Schotter-2412969.html
[3] https://www.heise.de/autos/artikel/Bonsai-Racer-1864210.html
[4] https://www.heise.de/autos/artikel/Teilchen-Beschleuniger-2053522.html