Erste Diesel-Hardware-Nachrüstung genehmigt

Nach langer Wartezeit können die ersten Besitzer von Diesel-Pkw mit der Abgasnorm Euro 5 ihre Autos nachrüsten, um so Fahrverbote in Deutschland zu vermeiden. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erteilte nach monatelangen Verzögerungen die erste Allgemeine Betriebserlaubnis zur Dieselnachrüstung

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SCR-Nachrüstsatz
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Von
  • André Stahl, dpa

Nach langer Wartezeit können die ersten Besitzer von Diesel-Pkw mit der Abgasnorm Euro 5 ihre Autos nachrüsten, um so Fahrverbote in Deutschland zu vermeiden. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erteilte nach monatelangen Verzögerungen die erste Allgemeine Betriebserlaubnis zur Dieselnachrüstung.

Der erste Nachrüstsatz für eine SCR-Abgasnachbehandlung an Euro-5-Diesel-Pkw hat die Zulassung bekommen. 

(Bild: Dr Pley)

Diese betrifft nach Darstellung des Bamberger Technologie-Anbieters Dr Pley Nachrüstsätze zunächst für Volvo-Modelle. Demnächst seien Genehmigungen auch für Fahrzeuge von Daimler und BMW zu erwarten. Die Systeme werden vom Zulieferer und Pley-Partner Bosal produziert und vertrieben. Das Bundesverkehrsministerium bestätigte, dass das erste Abgasnachrüstsystem vom KBA gebilligt worden sei und weitere folgten.

Der ADAC forderte, dass nach den ersten Genehmigungen schnell weitere Systeme „für möglichst alle betroffenen Fahrzeuge“ folgen. „Die Unsicherheit der betroffenen Dieselfahrer dauert schon viel zu lange an“, sagte eine ADAC-Sprecherin in München: „Wichtig ist es nun, dass die Kostenfrage schnell geklärt wird. Es kann nicht sein, dass der Verbraucher auf den Kosten sitzen bleibt.“

In Deutschland sind weit mehr als fünf Millionen Diesel-Pkw mit der Abgasnorm Euro 5 auf den Straßen unterwegs. Wegen des hohen Ausstoßes von Stickoxiden (NOx) sind sie an vielen Orten von Fahrverboten bedroht. Die Kosten für die Umrüstung wurden bislang auf etwa 3000 Euro pro System geschätzt. Einige Autohersteller haben zugesagt, sich an den Kosten zu beteiligen.

Branchen-Experte Ferdinand Dudenhöffer sprach von einem wichtigen Beitrag mit allerdings überschaubaren Effekten. „Es wird keinen großen Run auf Nachrüstungen geben“, sagte der Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen der Deutschen Presse-Agentur. Die Nachrüstung helfe Autofahrern und Städten. Auch für Händler seien positive Effekte zu erwarten, weil ein stärkerer Wertverfall bei Pkw verhindert werde: „Wir hätten das zwölf Monate früher haben können, wenn sich der Verkehrsminister nicht so umständlich angestellt hätte.“

Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Cem Özdemir, forderte mehr Tempo. „Wir brauchen jetzt eine Offensive für Hardwarenachrüstungen, nach dem Verursacherprinzip finanziert durch die Automobilindustrie“, sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Im vierten Jahr des Dieselskandals fällt die Blockade gegen die Hardwarenachrüstung, die Verkehrsminister Scheuer stets mit vorgeschobenen Argumenten verhindern wollte.“

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und auch die Hersteller hatten sich lange gegen Hardware-Nachrüstungen gesträubt, dann aber im vergangenen Jahr einen Kompromiss für die Finanzierung erzielt. Allerdings machen nicht alle mit. Mitte Mai hatte Scheuer seine Zweifel noch bekräftigt. Er sei gespannt, ob Hersteller von Nachrüstsets ihre Zusagen einhalten und liefern können.

Die Grünen hatten Scheuer schon in der Vergangenheit vorgeworfen, das „Thema Hardwarenachrüstungen sehr erfolgreich sabotiert“ zu haben. Die Mittelständler habe Scheuer mit Auflagen und Haftungsfragen so überladen, dass diese den Anforderungen kaum gerecht werden könnten.

(fpi)