Alle an die Front

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Der Trophy R beschleunigt, dass ich dabei jedes Mal kurz an meine Mami denken muss, was mir selbst bei erheblich schnelleren Fahrzeugen nicht passiert. Dieses Auto zerrt mit einer Rohheit an der Lenkung, die sonst nirgends mehr verkauft wird. Die extrabeiten Reifen mit den haftstarken Semi-Slicks machen einen großen Teil der Lenkmomente reduzierenden Radaufhängung rückgängig, das weiche Gummi folgt Spurrillen, das Sperrdifferenzial zerrt dich aus dem Eck wie ein Hinterradantrieb schiebt, und obwohl der Motor vorne hängt, brüllt dich von hinten die Akrapovic-Abgasanlage aus Titan durch den weitgehend ungedämmten Boden an. Jeder Produktentwickler, der diese Soundgeneratoren verbauen will, sollte sich sein Auto vielleicht zuerst einmal ohne Dämmung anhören. Dämmung ist Ballast. Soundgeneratoren sind mehr Ballast wegen Ballast, also eine schwere Sünde.

Machen und machen lassen

Zum Thema Ballast: Der Trophy R wiegt knapp 100 kg weniger als der Standard-RS, also gut 1300 kg – immer noch etwas schwer, aber die richtige Richtung. Besitzer der Standardversion mögen mitschreiben, wie billig das zu haben ist: Der größte Brocken mit über der Hälfte des Gewichts sind verzichtbare und daher entfernte Dinge wie Rückbank, Dämmung oder hinterer Scheibenwischer nebst Waschanlage. Wer danach Geld ausgeben will, kann eine LiFePO-Starterbatterie kaufen, die laut Renault im Vergleich zur Bleibatterie 16 kg spart und bei Renaultsport ex Fabrik (also ohne Steuer) 890 Euro kosten soll. Man kaufe eine im Zubehör für einen realistischen Preis. Den Motor boosten und testen lassen: Kirfels fragen, oder den Renault-Freundlichen des Vertrauens, wenn er was vom Motorsport versteht. Sollte sich für einen dreistelligen Betrag machen lassen.

Mit Kirfels kleinen Anpassungen läuft dieser Motor wie Sahne. Wie eine sehr brutale Insgesichtschlagsahne, aber letztendlich immer noch Sahne – Dosierbarkeit ist gut, Drehmoment liegt in allen Drehzahlzeigerlagen satt an. Und wo sich zeigt, dass Renault eher für Fahrer baut als für Poser, ist die Einstellmöglichkeit der Gaspedalkennlinie. Die meisten Hersteller koppeln die an das Grundsetting des Autos und stellen sie auf "Sport" so ein, dass sie den Drosselklappenöffnungswinkel stark vorzieht: Bei wenig Gaspedalbetätigung steht dann schon viel Öffnungswinkel an.