Grantige Taxler

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Warum aber die Konkurrenz zum Taxigewerbe? Das ist bekanntermaßen schon längst keine Goldgrube mehr, man kommt mit den von Städten und Gemeinden verordneten Tarifen meist gerade so über die Runden – aber nur mit Fahrern, die allzuoft deutlich unterhalb des Mindestlohns arbeiten. Uber dagegen möchte nur in den Bereichen der Personenbeförderung Geld verdienen, wo es sich lohnt. Das aber ist asoziale Rosinenpickerei.

Wer bringt das Mütterchen im Rollstuhl nach Hause?

Stellen Sie sich den Taxler vor, der seit einer Stunde am Stand gewartet hat und dann eine Fahrt bekommt, bei der er ein 95-jähriges Mütterchen im Rollstuhl und ihren Reisekoffer vom Taxistand über die große Kreuzung bringen darf „weil ich mich das nicht mehr traue, in meinem Alter, verzeihen Sie bitte schon“. Von den drei Euro zwanzig auf der Uhr darf er die Hälfte beim Unternehmer abliefern. Was für ein Stundenlohn! Als ehemaliger Taxifahrer kenne ich den bitteren Geschmack im Mund, den solche Erfolge erzeugen. Eine Senkung des Schnitts, den man nur mit Glück ausgleichen kann. Fatalismus hilft hier, die Möglichkeit, so eine Fahrt abzulehnen, gibt es aber nicht. Aus guten Gründen: Das Taxigewerbe ist Teil des öffentlichen Nahverkehrs mit klaren Regeln, wie beispielsweise der Beförderungspflicht innerhalb eines Pflichtfahrgebiets. Aber auch amtsärztlich überwachter Fahrtauglichkeit, Fahr- und Ruhezeitenkontrolle, vertieften Hauptuntersuchungen, turnusgemäßer Eichung der Fahrpreisanzeiger, Einkommens- und Gewerbesteuern, Funkanlagen, Fahrgastrechten, Versicherungen und vielem mehr.

Die alte Dame wird Uber am Straßenrand stehen lassen. Lohnt nicht. Krankenfahrten dagegen sind möglicherweise gut, die kann man teurer machen, weil die ja die Krankenversicherung zahlt. Auch steigen die Beförderungspreise bei hohem Bedarf, man stelle sie sich einmal in München während der Wiesn oder der großen Messen vor. Wer auf Dauer Geld verdienen muss, könnte seine Spanne mit einer weiteren Senkung des Sicherheitsstandards, etwa bei Wartung und Pflege des Fahrzeugs vergrößern. Wenn Uber in Monopolstellung die Beteiligung für die Fahrer senkt, wird das sogar ziemlich sicher passieren. Und wer als Fahrer von Uber abhängig wurde, vielleicht vom ehemals beschwingten Privatfahrer durch soziale Verwerfungen „irgendwie reingerutscht“, fährt dann eben 15-Stunden-Schichten. In das, was am Ende des ruinösen Preiskampfs übrig bleibt, wollen Sie nicht mehr einsteigen. Müssen Sie aber: Die ersten Opfer, die Taxis, sind dann ja schon nicht mehr auf der Straße.