Klartext: Ausbildungsberuf Kästchentauscher

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Wichtiger jedoch: Sie waren bereit, das (Anderen) Unfassbare zu tun und (gegen Geldgaben) den Motor des Zoomers zu öffnen. „Uns ist das egal“, sagte der Werkstattchef, „Solange du bezahlst, machen wir das alles.“ Über diese Bereitschaft hinaus half er jedoch auch, vorab schon zu einer Einschätzung des Schadens zu kommen. Ich hatte nämlich einmal vorsichtig an der Kurbelwelle gedreht (wie gesagt: Fünfzigermotor). Kompression da, schmerzhafte Geräusche nicht da. Also füllte ich in Absprache mit dem Werkstattmeister neues Öl ein und startete den Motor. Es drückte zwar Öl Richtung Getriebe, aber er lief ansonsten normal. Das bedeutet zwei Dinge: Erstens sind es mit einiger Wahrscheinlichkeit nur die Simmerringe, und zweitens hatte offenbar bisher noch niemand am sehr gut zugänglichen Kurbelwellenstumpf gedreht.

Diese Geschichte ist eine Anekdote, was sie schwierig macht zur Beurteilung einer statistischen Gesamtlage. Eine Statistik kommt jedoch zusammen über die schiere Anzahl solcher Anekdoten. Einem chronisch finanziell knappen Familienvater im Bekanntenkreis wollte die Werkstatt ein neues schwarzes Kästchen für eine vierstellige Summe besorgen. Weil er sich das nicht leisten konnte, musste er sich an seine Freunde wenden, die keine Kästchen für vierstellige Summen tauschten, sondern einen verrotteten Stecker für einen einstelligen Betrag ersetzten. Das Schlimme daran: Wer zum Kasterltausch „Ja!“ gesagt hätte, wäre mit derselben Problemanzahl vom Hof gegangen, nur 1200 Euro ärmer. Das kann man schon so machen. Aber ich finde es kacke.

Keine Teiletauscher-Kennzeichnungspflicht

Wahrscheinlich können wir uns nicht auf die IHK verlassen. Es wird keine Teiletauscher-Kennzeichnungspflicht geben. Deshalb muss es über den Flurfunk gehen, und zwar am besten nicht über den negativen, denn der enthält stets zu viel Rauschen: „Der Meier hat mir mei‘ Kette beim Service ned g‘schmiert, die dumme Sau!“. Besser dürfte der positive Flurfunkt funktionieren, die Empfehlung. Ein Schwerpunkt solcher Empfehlungen deutet dann auf eine gute Werkstatt hin. Ich fange mal an: Die mystischen Schwarzwaldzwerge der Zoomerschmiede bei Freudenstadt heißen „Müller“, auch wenn mir das nach meinem Meier-Beispiel jetzt wieder keiner glaubt. Sie tauschen nicht nur Teile. Wenn wir uns in einem Jahr wieder sprechen, könnte das natürlich wieder eine Lüge gewesen sein ... (cgl)