Klartext: Klassenkampffahrten

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Motorradredakteure erleben dies noch deutlich stärker, weil sie nicht einfach nur zähe Zeit mit ihren Kollegen verbringen, in der Schraubensäcke oder Tapetenkleister verkauft werden müssen, sondern sie erleben miteinander Dinge, die als unvergesslicher Fügestoff zusammenschweißen. Gemeinsam im Zelt, als der unerwartete Schneesturm über die Hochalpen fegte. Zehn Stunden eiskalten Schiff auf einem kurz vor Versagen japsenden Motor gemeinsam ausgestanden, mit der Erholung am Feuer. Tagelange Luftfahrt-Odysseen so organisiert, dass am Ende doch noch Motorrad gefahren werden konnte. Nahtod-Erlebnisse im Hunderterpack. Klar, dass da die eigene Frau den Mann weniger gut versteht als der Kollege. Sie kennt die Normalität. Er kennt die Extreme, die Charakterzüge offenlegen, unerwartet wie ein Schneesturm im Sommer.

Preis für ein weniger lustiges Leben

Wenn ich also auf mein Konto schaue, überlege ich mir ob der mikroskopischen Zahlen dort gelegentlich, was da wohl heute stehen würde, wäre ich Programmierer geblieben. Die nackten Zahlen sind recht eindeutig. Dann fällt mir immer ein, was diese Zahlen bedeuten, ihr Kontext. Würde ich am Punkt größerer Zahlen stehen wollen? Das hieße: Ein Leben als Programmierer. Meine Extreme wären rein abstrakter, geistlicher Natur. Sicherlich kein schlechtes Leben. Aber meins ist halt besser. Wenn ich mir höhere Zahlen vorstelle, weiß ich, dass der Preis dafür ein weniger lustiges Leben wäre. Und weil es selbst im Motorradbereich schwierig ist, gute Leute zu bekommen, möchte ich eins in die Welt hinausschreiben: Einen in jeder Hinsicht besseren Beruf musst du lange suchen. Ich freue mich, die nächsten, jüngeren Jahrgänge auf Klassenfahrt zu treffen. (cgl)