Klartext: Schande

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Am Montag danach dann der Gang nach Canossa: „Nissan, ich habe euer Auto kaputtgemacht.“ Und wie? In einer Blödheit. Aua, aua. Nissan zeigte sich netter, als ich glaube ich gewesen wäre in der umgekehrten Situation. Letztendlich glaube ich aber, dass es mir gutgetan hat, nach so langer Zeit auch mal einen Autoschaden zu erleben, der nicht gleich ein Totalcrash mit Überschlag ist. Wer lange keinen Unfall erlebt, hält sich schnell für allen Anderen überlegen. Jemand verunfallt. Tja, denkt der nicht Verunfallte, wer schneller fährt als ich, handelt eben unverantwortlich, wer langsamer fährt, ist eine Tunte. Wie immer. Man wird arrogant. Man bildet sich ein, dass diese Dinge einem selber nicht passieren können. Eine gefährliche Illusion.

Graterfahrung

Es gibt letztendlich einen Grat, auf dem ein Test mäandern muss, wenn es nicht nur ums fahrend Herumsitzen geht, sondern um das Fahren an sich. Viele Fahrzeuge zeigen ihre besten Werte erst, wenn man sie zumindest ein bisschen scheucht. BMWs S 1000 R auf Mallorca im Schnee. Ich erfuhr über sie, dass ich ganz gut drauf sitze. Toby und ich suchten den ganzen Tag händeringend nach einem trockenen Stück Straße, und als wir es fanden, fuhren wir dort unsere Tanks leer in einem Feueropfer an die Freude. Das herauszufinden ist sehr wichtig, weil eine BMW S 1000 R ohne diesen Fakt keine Sau braucht. Siehe auch: Kia Stinger. Langweiliger Rieseneimer, solange er nur herumlullert. Der tolle GT-Wagen zeigt sich erst, wenn das Gaspedal am Bodenblech ankommt. Über das Wesen eines GT-R muss ich denke ich keine weiteren Allegorien erspinnen. Gib Gas oder bleibe im Dunklen über solche Autos.

Mit der erhöhten Energie steigt das Risiko. Hier müssen wir eine Balance finden, denn die wenigsten Schreiber sind auch Rennfahrer, und selbst die Rennschreiber finden schnell heraus, dass ein Test und ein Rennen stark unterschiedlich gefahren werden müssen. Egal, wo der Einzelne diese Balance letztendlich findet: Demut schadet nie. Deshalb stecke ich mir meinen gebrochenen Stolz hinter die Ohren und danke Godzilla dafür, dass er nach vielen Lektionen in Sachen Fahren seinen Arsch aufriss, um mir eine Lektion in Demut zu ermöglichen. Ich bin nur ein Autofahrer wie alle anderen: fehlbar, schwach, eitel, aber hoffnungsfroh, etwas gelernt zu haben. Time will tell…

Disclaimer: Dem Gemeinschaftsgut Leitplanke geht es gut. (cgl)