Klartext: Schwermut im Leichtbau

Inhaltsverzeichnis

Der Text bis hier wird viele Leser ratlos hinterlassen, weil sie einen Audi Q3 fahren, bei dem es völlig egal ist, was er wiegt, solang seine Tonnage über die Autobahnbrücken auf dem Arbeitsweg darf. Denen zur Erklärung: Es geht darum, dass sich Menschen nur ungern bewusst veräppeln lassen. Audi wirbt mit Leichtbau. Das ist Veräppelung. Es gibt keine leichten Serien-Audis. Dass der Leiter von Audis Leichtbauzentrum "Dr. Elend" heißt, ist ein Hinweis Gottes auf die Vorgänge dort. Dieser arme Mann kriegt ein Chassis hingeschoben, das allein schon eine Tonne wiegt, nebst dem Arbeitsauftrag: "Mach uns das leicht. Dein Gestaltungsspielraum sind Kofferraumdeckel und Fenster. Und vielleicht das Radio für die voll kompromisslose SPORCHT-Version. Superleggera!"

Es gibt jedoch selbst in unserem Schwerindustrieland Gegenbewegungen, die prominenteste vielleicht BMWs potenziell erfreuliche LifeDrive-Plattform mit Kohlefaserverbundwerkstoffen in Großserienfertigung. Der Antriebsstrang soll batterieelektrisch sein mit BMWs F-800-Paralleltwin aus den Mittelklassemotorrädern als optionaler Range Extender. Damit hat BMW quasi das Radio erfunden, das eine halbe Tonne wiegt und daher weg kann: den ganzen Antriebsstrang entfernen. Traktionsbatterie raus, Leistungselektronik raus, Elektromotor raus, Paralleltwin raus. Dann den 200-PS-Motor des Superbikes nebst sequenziellem Getriebe (zusammen nur 60 kg!) rein, an die Hinterachse schrauben, fertig ist ein konsequent leichtes kleines Auto. Das Radio darf dann drinbleiben. (cgl)