Kommentar: Motorradfahren ohne Prüfung

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Seitdem haben der Gesetzgeber, die Motorradhersteller, viele Institutionen und auch Vereine wie der z. B. der ADAC zu einer stetig steigenden Sicherheit im Motorradsektor beigetragen und die Zahl der Verunglückten ist seitdem signifikant gesunken. Dennoch kommt es immer noch jedes Jahr zu tausenden Unfällen in die Motorradfahrer verwickelt sind. 2018 starben in Deutschland 699 Motorradfahrer im Straßenverkehr, das war eine Steigerung um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Unerfahrene Biker sind stark gefährdet

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) hält unter den Motorradfahrern vor allem die Altersgruppe von 45 bis 55 Jahren für stark gefährdet. Hier tummeln sich ohnehin schon viele Wiedereinsteiger, also Klasse-A-Führerscheinbesitzer, die aber teilweise seit über zwanzig Jahren nicht mehr gefahren sind, und ihre Fähigkeiten überschätzen.

Wenn nun auch noch Autoführerscheinbesitzer ohne jegliche Motorraderfahrung mit Krädern am Straßenverkehr teilnehmen, wären steigende Unfallzahlen wohl unausweichlich. Denn die Leichtkrafträder, also Motorräder mit 125 cm3 Hubraum, dürfen bis zu 15 PS leisten und erreichen Geschwindigkeiten von über 100 km/h. Im Fall der in Deutschland zurzeit meistverkauften 125er, der KTM 125 Duke, sind es maximal 110 km/h.

Schlechte Erfahrungen in Österreich

Zwar dürfen bereist Sechzehnjährige auf Leichtkrafträdern fahren, aber die haben eine umfangreiche Ausbildung absolviert mit vielen Fahrstunden plus zwölf Sonderfahrstunden und einem mehrwöchigen Theorieunterricht. Wenn das Bundesverkehrsministerium nun plant, völlig unerfahrene Autofahrer auf zwei Rädern am Verkehr teilnehmen zu lassen, ist das eine mehr als fahrlässige Gefährdung des Straßenverkehrs. Tatsächlich wäre die neue Regelung zwar mit dem EU-Recht konform, aber Österreich hat diese bereits vor geraumer Zeit umgesetzt und schlechte Erfahrungen damit gemacht.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will angeblich die Mobilität besonders im ländlichen Raum mit der neuen Führerscheinregelung fördern. Dafür gibt es sicherlich sinnvollere Ansätze als unerfahrene Motorradfahrer. Vor allem die in Kurven notwendigen Schräglagen stellen Neulinge vor eine große Herausforderung. Auch beim plötzlichen Bremsen in Schräglage reagiert ein Motorrad anders als ein Auto – es stellt sich auf und verlässt den geplanten Kurvenradius entweder in Richtung Gegenverkehr oder Bordstein bzw. Leitplanke. Bleibt nur zu hoffen, dass Minister Scheuer durch die Warnungen der Experten zur Einsicht gelangt und die geplante Führerscheinregelung fallen lässt. (chlo)