Zwergenrennen: Mit dem 500 Abarth am Limit

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Narrensicher

Auf der Fiat-Teststrecke sind diese Punkte schnell vergessen. Zu gierig röhrt der kleine Vierzylinder, zu zornig trompetet er seine Abgase in den blauen Himmel Norditaliens. Und selbst wenn die Fahrleistungen mit 7,9 Sekunden für den Sprint auf 100 und 205 km/h Spitze im Klassenvergleich nicht dramatisch klingen: Beim beherzten Tritt aufs Gaspedal fühlt sich die kleine Knutschkugel ziemlich wild an – und klingt auch so. Die Schaltung arbeitet präzise, die Wege könnten in diesem Umfeld allerdings einen Tick kürzer ausfallen. Das Sportfahrwerk hingegen verdient sich auf der ebenen und griffigen Teststrecke das Prädikat „narrensicher“. Eine leichte Wankneigung ist zwar spürbar, insgesamt aber bietet das Chassis eine gute Kombination aus Straffheit und Restkomfort. Die standfeste Bremsanlage schafft mit präzisem Druckpunkt und guter Verzögerung zusätzliches Vertrauen. Am Kurveneingang lenkt der Abarth zackig ein, auch wenn das Lenkgefühl um die Mittellage etwas synthetisch erscheint. Zudem könnte das elektrische System mehr Rückmeldung liefern.

Präzisisionsmaschine

Wer sich an das Lenkgefühl gewöhnt hat, kann den kleinen Racker mit hoher Präzision und viel Speed durch die Kehren scheuchen. Die Fiat-Entwicklung TTC („Torque Transfer Control“) agiert dabei als eine Art elektronische Differentialsperre, indem sie durch gezielte Bremseingriffe den Schlupf an der Vorderachse reduziert. Das funktioniert natürlich nicht ganz so gut wie eine echte Differentialsperre, allerdings regelt das TTC feinfühlig und hält so die Dynamik hoch. Der Motor hängt gut am Gas, dreht eifrig bis 6000 Umdrehungen und entwickelt ab etwa 2500 Touren Biss. Im Drehzahlkeller hingegen tut sich nicht allzu viel: Wer mit dem 500 richtig flott unterwegs sein will, muss den Motor auf Drehzahl und somit den Ladedruck hoch halten. Bleibt abzuwarten, wie sich die bereits angekündigte „esseesse“-Version schlagen wird. Neben einer verstärkten Bremsanlage und noch sportlicherem Fahrwerk enthält diese ultimative Ausbaustufe des 500 Abarth ein Motortuning auf satte 160 PS. Noch gibt's nicht viele Details zu diesem Upgrade-Kit, gemunkelt wird allerdings von einem Preis von 3500 Euro – plus Einbau beim Abarth-Händler.

Neutral bis untersteuernd

In der Kehre selbst überrascht auch die Normalversion des kleinen Italieners mit Gelassenheit. Trotz des kurzen Radstands gibt sich das Chassis sehr gutmütig. Für sportlich gepolte Fahrer vielleicht schon eine Spur zu gutmütig: Nur auf der allerletzten Rille lässt sich etwa das Heck per Gaspedal-Lupfen zum dezenten Sidestep überreden. Auch auf der Bremse ist der Abarth eine ehrliche Haut: Lediglich wenn aus hohen Geschwindigkeiten scharf verzögert wird, kommt der Rennknubbel kurz ins Tänzeln. Bedrohlich oder gar gefährlich wirkt dieses Verhalten allerdings nicht. Das Kurventempo ist für einen derart hoch bauenden Fronttriebler erstaunlich flott – vor allem wenn TTC aktiv ist und die Reifen nicht zu heiß sind. Die Elektronik unterdrückt erfolgreich das Untersteuern und sorgt am Kurvenausgang für maximale Traktion. Mit heißen Gummis sieht die Sache allerdings anders aus: Jetzt schmiert der 500 deutlich früher und ungelenker aus der Kurve. Im Alltag und auf öffentlichen Straßen dürfte es allerdings äußerst schwer fallen, die Pneus derart stark aufzuheizen wie bei unserer Testfahrt auf der Rennstrecke.