Frühstück bei Nerds
Was passiert, wenn man Ventilatoren und Defibrillatoren mit Toastern kreuzt? Aus der vermeintlich leichten Suche nach einem neuen Toaster kann schnell eine Expedition ins Reich aberwitziger Designideen werden.
Was passiert, wenn man Ventilatoren und Defibrillatoren mit Toastern kreuzt? Aus der vermeintlich leichten Suche nach einem neuen Toaster kann schnell eine Expedition ins Reich aberwitziger Designideen werden.
Ich brauche einen neuen Toaster und habe leichtsinnigerweise gedacht, ich würde im Handumdrehen einen neuen finden. Schließlich braucht das Gerät nur einen Regler für die Bräunungsstufe und eine Taste zum Versenken der Brotscheiben. Mir ist schon klar, dass es neuere Modelle mit Auftaustufe und Hastenichtjesehn gibt. Aber mal ehrlich, dachte ich, was soll der ganze Schnickschnack bei einem so profanen Gerät?
Eine Woche später habe ich immer noch keinen neuen Broströster. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mich durch die schöne neue Toaster-Welt zu klicken. Ursprünglich wollte ich mit der Google-Bilder-Suche erreichen, dass ich mich nicht aufwendig durch das komplette Sortiment der Hersteller graben muss, sondern erstmal nach Aussehen sieben kann. Schicker Look, zwei Tasten, vernünftiger Preis – fertig.
Doch dann sah ich ein Modell, das wie eine Antriebsgondel des ersten "Raumschiff Enterprise" aussah. Prompt hörte ich die Stimme von Mr. Spock im Kopf: Faszinierend. Ich begann zu überschlagen, wo meine finanzielle Schmerzgrenze liegt. Wenn es kein kleineres Einfamilienhaus kostete, wollte ich es haben. Leider stellte sich das Gerät dann als Konzept-Studie heraus. Offenbar sind Toaster mitnichten so profan wie ich dachte und beschäftigen nicht nur die Fantasie von Science-Fiction-Autoren, sondern auch das von Designern.
Die haben zum Beispiel den sonderbaren Trend aufgegriffen, dass eine bestimmte Toasterspezies ein Muster in das Brot brutzelt. Von Bundesliga- über Firmenlogos bis hin zu Darth-Vader-Masken gibt es da alles. Doch warum können die Toaster eigentlich nur ein Motiv, dachte sich wohl der Designer Sung Bae Chang, und entwarf im Rahmen des Wettbewerbs "Electrolux Design Lab" vor ein paar Jahren einen Drucker-Toaster mit USB-Anschluss. Was aussieht wie eine Kreuzung aus einem Sandwich-Toaster und einem externen Laufwerk, könnte dann jedes am PC vorgegebene Bild auf Brot bannen. War dann wohl aber doch technisch zu aufwendig.
Dann gibt es da die Kategorie Skurriles: Shay Carmon aus Israel hat beispielsweise offenkundig die Tatsache beschäftigt, das Toasten für nicht mehr ganz so frische Brotscheiben ein Revitalisierungsprozess ist. Seine Idee: Ein Defibrillator-Toaster. Und aus dem Kapitel Overkill stammt wohl das Konzept des Engländers Oliver Newberry, der zwei Turbo-Ventillatoren mit dem Aussehen von Flugzeugtriebwerken beidseits an den Toaster schweißen, pardon, schrauben möchte. Diese sollen die Luft an je einer Heizspirale vorbei auf das Brot pusten und so den Röstvorgang beschleunigen. Hörrr, hörrr, hörrr, würde Tim Taylor aus "Guck mal wer da hämmert" röhren.
Vermutlich gäbe es für all diese Nerd-Toaster sogar Käufer. Aber wenn ich schon keine Enterprise-Gedenk-Gondel in meiner Küche haben kann, was gibt es denn sonst Cooles unter den real existierenden Brotbräunungsgeräten? Wenn ich wollte, könnte ich Hybridgeräte haben, die entweder auch als Radio fungieren oder auch Spiegeleier braten können. Aber irgendwie habe ich keine Lust auf Kommentare wie "Jetzt singt er auch noch!", "Hol mal den Toast aus dem Radio" und "Bügeln kann er nicht?".
Für den Preis einer Highend-Kaffeemaschine gäbe es auch einen schicken Retro-Toaster in Metallic-rot. Aber das Geld würde ich dann tatsächlich lieber in eine hochwertige Kaffeemaschine mit angeflanschter Kaffeemühle stecken. Etwas günstiger ist da schon dieser Retro-Toaster, dessen Bedienelemente auf den ersten Blick sogar an eine Kaffeemaschine erinnern.
Sehr gut gefällt mir auch der Horizontal-Toaster Arzum Firrin, bei dem die Brotscheiben waagerecht zwischen die Heizdrähte geschoben werden. Das hätte den großen Vorteil, dass sich der fertige Toast beim Herauskatapultieren nicht – wie bei meinem aktuellen Modell – ständig unter der Öffnungskante verhakt. Elegant-spacig finde ich seine geschwungene Form obendrein. Aber wenn ich nun doch einen Trekkie-Toaster – und im Budget bleiben – will, muss ich vermutlich unter die Do-it-yourself-Bastler gehen und einen günstigen Toaster selbst aufmotzen. Vorlagen habe ich keine gefunden, bleibt also das Enterprise-Motto: Boldly go, where no one has gone before. (bsc)