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Wozu ein Notebook mitschleppen, wenn am Zielort ohnehin ein Windows-PC steht? Da reicht oft auch ein USB-Stick.

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Wozu ein Notebook mitschleppen, wenn am Zielort ohnehin ein Windows-PC steht? Da reicht oft auch ein USB-Stick. Davon startet ohne Umschweife alles, was man braucht, egal ob Office, Browser, Mailclient oder gar das komplette heimische Windows.

Wenn es darum geht, Daten ohne Netzverbindung zu transportieren, sind USB-Sticks schon lange die erste Wahl. Doch spätestens seitdem Speicherstöckchen mit Kapazitäten im GByte-Bereich keine teuren Exoten mehr, sondern Mitnahmeartikel vom Grabbeltisch sind, taugen sie zu mehr: Sie bieten ausreichend Platz und Tempo, um nicht nur die eigenen Dateien stets mit sich zu führen, sondern auch gleich alle nötigen Anwendungen zum Bearbeiten derselben.

Leider klappt das bei herkömmlichen Windows-Programmen nicht immer ohne Weiteres. Daher hat sich mittlerweile eine neue Softwarekategorie etabliert: Sogenannte "portable applications", auch als "portable apps" oder "Stickware" bezeichnet, starten unter Windows direkt von einem beliebigen externen Laufwerk. Für fast jeden Anwendungszweck lässt sich mittlerweile solche Software finden, und die ist in den meisten Fällen sogar kostenlos: Portable Browser, Mail- und Chatclients stehen ebenso zur Verfügung wie komplette Office-Pakete, Text-, Hex- und HTML-Editoren, Programme zur Bildbearbeitung, Player-Software für nahezu jedes Bild-, Video- und Audioformat sowie haufenweise Systemsoftware wie Brennprogramme, Packer, Datenretter oder Analysetools. Doch auch so manches nicht explizit als Stickware ausgewiesene Programm läuft problemlos vom Stick.

Damit ist es möglich, von einem Windows-PC zu nahezu jedem beliebigen anderen zu wandern und dennoch stets die gleiche Arbeitsumgebung zu nutzen, ohne dazu einen Server vorhalten zu müssen. Dieser Artikel zeigt mögliche Einsatzgebiete auf und nennt eine Auswahl vom USB-Stick lauffähiger Programme. Hilfe bei der Auswahl des richtigen Speichersticks gibt der Artikel Finger Food.

Sinnfrage

Wer ein Setup-Programm startet, erlaubt einer Anwendung damit üblicherweise, sich tief an das gerade laufende Windows einzunisten: Die Installation kopiert Dateien in den Programme-Ordner des Systems und vielleicht noch in diverse andere Verzeichnisse, verewigt sich im Startmenü und speichert Einstellungen an diversen Stellen in der Registry. Viele Programme liegen anschließend dermaßen verstreut auf der Festplatte, dass sich die einzelnen Bestandteile von Hand kaum noch zusammensuchen lassen.

Doch nicht immer kann oder will man ein solches Einnisten erdulden, nur um schnell mal etwas zu erledigen – schon gar nicht, wenn es nicht der eigene PC ist, vor dem man gerade sitzt. Schließlich gilt es allgemein als unhöflich, die Festplatte von Freunden oder Verwandten mit Anwendungen vollzumüllen, die der Besitzer gar nicht will – ganz zu schweigen von den drohenden anschließenden Beschwerden der Art "Hey, ich erkenne meine Textverarbeitung nicht wieder, was hast Du da kaputtgemacht?!" In manchen Situationen ist das Installieren von Software gar unmöglich, etwa weil der Administrator eines PC zwar den Zugriff auf die installierten Programme gestattet, nicht jedoch das Hinzufügen weiterer.

Doch selbst wenn das Installieren auf einem fremden PC kein Problem darstellt, weil er etwa in einem Internetcafé nach der Nutzung ohnehin wieder automatisch in den Ausgangszustand zurückversetzt wird, bleiben Nachteile. Nach der Installation ist auf jedem PC erneut das Einrichten des Programms fällig: Speicherpfade einstellen, Optik zurechtbiegen, Tastenkürzel vergeben und so weiter.

Diese Probleme löst Stickware: Einmal auf dem externen Speicher eingerichtet, benötigt sie auf dem Zielrechner keinerlei Installation, sondern hat alle notwendigen Dateien im Programmverzeichnis liegen. Dort speichert sie auch die Konfiguration, die auf diese Weise mitgenommen wird. Mangels Schreibzugriffen auf die Systemverzeichnisse des Wirtssystems erfordert Stickware zudem normalerweise keine Administratorrechte, kann also auch dann am Firmen-PC gestartet werden, wenn dort nur ein Nutzerkonto mit eingeschränkten Rechten zur Verfügung steht – sofern der Administrator die Nutzung von USB-Sticks nicht unterbunden hat [1]. Praktisch ist Stickware auch, wenn auf einem PC mehrere Windows-Versionen parallel installiert sind, etwa um Vista auszuprobieren, ohne schon ganz auf XP zu verzichten: Stickware erspart das wiederholte Konfigurieren der Anwendungen.

Die neue Mobilität nutzt auch so mancher mittlerweile als Sicherheitsnetz: Wenn Windows gar nicht mehr will, spielt man nicht mehr ein zuvor angefertigtes Abbild der Systempartition zurück, sondern installiert Windows kurzerhand neu, was auch nicht länger dauert – das eigentlich Zeitraubende ist ja bei einer normalen Neuinstallation das Installieren und Konfigurieren der Anwendungen. Das entfällt bei portablen Programmen komplett: Stick anstöpseln, fertig.

Sicherheitsfragen

Der problemlose Einsatz an nahezu jedem PC sollte jedoch nicht zur Unvorsichtigkeit verleiten: Auch hier gelten die üblichen Empfehlungen. So sollten Sie den Stick nur in Windows-PCs stecken, auf denen tunlichst ein Virenscanner läuft, der mit aktuellen Kennungen versehen ist. Selbstverständlich sollte die Firewall aktiv und alle sicherheitsrelevanten Patches eingespielt sein. Wenn der Besitzer des PC üblicherweise ohne Administratorrechte arbeitet – umso besser.

Das Arbeiten mit Stickware hinterlässt zudem gelegentlich Spuren auf dem PC, die womöglich unerwünscht sind, etwa in Form von temporären Dateien oder in der Auslagerungsdatei. Auch der Netzwerkverkehr könnte mitprotokolliert werden. Doch in den meisten Fällen dürfte der Besitzer des PC vertrauenswürdig sein: Man kennt sich ja üblicherweise, sonst wäre die Nutzung des PC ohnehin kaum erlaubt. Dennoch mag es Ausnahmesituationen geben. Wenn Sie etwa während einer Messe Ihren Stick an einen PC auf dem Nachbarstand der Konkurrenz anstecken, um dem netten Kollegen Bilder vom Nachwuchs zu zeigen, sollten Sie sicherstellen, dass neben den Bildern keine ungeschützten Firmeninterna lagern. Die könnten womöglich in falsche Hände geraten, wenn der PC dafür eingerichtet ist, von jedem neu angestöpselten USB-Stick automatisch eine Sicherungskopie anzufertigen.

Einer der Vorteile des USB-Sticks verkehrt sich mitunter ins Gegenteil: seine Größe. Er passt halt nicht nur locker in die Hosentasche, sondern auch durch das Loch darin. Der recht geringe Materialwert des Sticks hält den pekuniären Verlust zwar meist in erträglichen Grenzen, doch darauf gelagerte ungeschützte Firmengeheimnisse könnten die Angelegenheit schnell in anderem Licht erscheinen lassen.

Stellen Sie daher sicher, dass wichtige Daten stets nur verschlüsselt auf dem Stick liegen, und fertigen Sie zudem regelmäßig Sicherheitskopien davon an. Die Daten sollten Sie zudem nur dann entschlüsseln, wenn Sie davon ausgehen können, dass der PC sauber ist. Wenn Sie zwischen mehreren eigenen PCs wechseln, stellt das kein Problem dar, doch in allen anderen Fällen müssen Sie wohl oder übel auf die Aussage des Besitzers vertrauen. Ganz Vorsichtige packen Daten und Anwendungen in verschiedene verschlüsselte Containerdateien auf den Stick, etwa einen mit den dienstlichen Daten, einen mit den privaten und einen mit den Anwendungen. Und bevor Sie einen der Container öffnen, suchen Sie mit ebenfalls auf dem Stick befindlichen Virenscannern, Antispyware und anderen Analysetools nach Schädlingen.

Auch mit Stickware sollten Sie wie üblich an fremden Rechnern keinesfalls Ihre Zugangsdaten zu Online-Shops, eBay-Passwörter oder Kreditkartendaten eintippen, und Online-Banking ist ebenfalls tabu. Das gilt übrigens selbst dann, wenn Sie Ihr komplettes Windows in einer virtuellen Maschine mit sich führen: Das schützt zwar vor sehr vielen Schädlingen, jedoch nicht vor allen – ein im Wirtssystem eingenisteter Schädling könnte kritische Daten immer noch etwa über das Mitprotokollieren der Tastendrücke oder das regelmäßige Abfotografieren des Desktops erhaschen.

Los gehts!

Letztlich unterscheiden sich die Verhaltensregeln beim Umgang mit Sticks und Stickware kaum von denen zum Umgang mit einem Desktop-PC. Doch als Belohnung winkt eine Softwaresammlung, die die Ketten herkömmlicher installationspflichtiger Software sprengt. Egal, ob Sie nur auf einem PC von einem Windows zum nächsten wechseln, nach Feierabend zum heimischen Rechner pendeln, am Wochenende zum Verwandtenbesuch aufbrechen oder auf große Reise gehen: Sie haben Ihre gewohnte Arbeits- und Surfumgebung stets dabei. Und kleiner als auf einen Stick lässt die sich kaum noch schrumpfen. Das erleichtert das mobile Computerleben – um mehrere Kilo. (axv)

Literatur
[1] Axel Vahldiek, Stick-Stopp, USB-Speichermedien unter Windows XP blockieren, c't 12/04, S. 206
[2] Michael Riepe, Fingerspiele, USB-Speicher mit Fingerabdrucksensor, www.heise.de/mobil/artikel/79122
[3] Daniel Lüders, Wechsel-Stäbchen, Pfiffiger Programmstart über USB-Sticks, www.heise.de/mobil/artikel/72224
[4] Daniel Lüders, Arbeitsplatz für die Hosentasche, Startmenü für USB-Sticks, www.heise.de/mobil/artikel/71459
[5] Andreas Salm, Gefahr von innen, Risiko durch mobile Datenträger, www.heise.de/mobil/artikel/68825
[6] Daniel Lüders, Arbeitsplatz für unterwegs, U3-Flashsticks: Der Arbeitsplatz im USB-Speicher, www.heise.de/mobil/artikel/67014


USB-Stickware Teil 1
ProgrammnameSpracheHerstellerPreis
Audio & Video
Audacity Portable 1.2.6 R2EnglischPortableApps.comkostenlos
Audiograbber 1.83 SEDeutschAudiograbber Deutschlandkostenlos
Exact Audio Copy 0.95 beta 4DeutschAndre Wiethoffprivat kostenlos
Foto und Grafik
Able Batch Converter 2.5.6.5EnglischGraphicRegion.comab 27 US-$
Dia 0.96.1DeutschSteffen Mackekostenlos
GIMP Portable 2.2.13EnglischPortableApps.comkostenlos
IrfanView 4.00DeutschIrfan Skiljan10 e (privat kostenlos)
PhotoFiltre 6.2.7DeutschAntonio da Cruzkostenlos
XnView 1.91/1.70DeutschPierre-Emmanuel Gougelet26 e (privat kostenlos)
yEd Graph Editor 2.4.2.2DeutschyWorks GmbHkostenlos
Internet
AnomicFTPD 0.92EnglischMichael Peter Christenkostenlos
FileZilla Portable 2.2.32DeutschPortableApps.comkostenlos
Firefox Portable Edition 2.0.0.3EnglischPortableApps.comkostenlos
Gaim Portable 2.0 b5DeutschPortableApps.comkostenlos
Miranda IM Portable 0.6.8EnglischPortableApps.comkostenlos
Nvu Portable 1.0 rev4EnglischPortableApps.comkostenlos
Opera@USB 9.21DeutschMarkus Obermairkostenlos
PuTTY Portable 0.59 rv2DeutschPortableApps.comkostenlos
Thunderbird Portable Edition 1.5.0.10EnglischPortableApps.comkostenlos
µTorrent 1.7 BetaDeutschBitTorrent, Inc.kostenlos
XAMPP 1.6.2DeutschKai Seidlerkostenlos


USB-Stickware Teil 2
ProgrammnameSpracheHerstellerPreis
Office
AbiWord Portable 2.4.6EnglischPortableApps.comkostenlos
LingoPad 2.5.1DeutschLingo4you GbRkostenlos
o3find 0.8.2EnglischPaolo Copellokostenlos
OpenOffice.org Portable 2.0.4EnglischPortableApps.comkostenlos
PortableApps SuiteEnglischPortableApps.comkostenlos
Sumatra PDF Portable 0.6EnglischPortableApps.comkostenlos
Sunbird Portable Edition 0.3.1 R2DeutschPortableApps.comkostenlos
Sicherheit
ClamWin Portable 0.90.2.1EnglischPortableApps.comkostenlos
KeePass Password Safe Portable 1.07DeutschPortableApps.comkostenlos
TrueCrypt 4.3aEnglischTrueCrypt Foundationkostenlos
Systemsoftware
7-Zip Portable 4.42 R2DeutschPortableApps.comkostenlos
ac'tivAid 1.1.8Deutschc't magazin für computertechnikkostenlos
CPUBurn 1.4EnglischRobert Redelmeierkostenlos
DeepBurner Free (Portable Edition) 1.8.0.224EnglischAstonsoft Ltd.kostenlos
FileCrypter 3.1.0.2DeutschMichael Puffkostenlos
H2BenchW 3.6Deutschc't magazin für computertechnikkostenlos
MB-Search&Replace 1.1DeutschMarkus Baderkostenlos
MemTest 3.5EnglischHCI Designkostenlos
PStart 2.10DeutschJens Gruschelkostenlos
Resource Hacker 3.4.0.79EnglischAngus Johnsonkostenlos
SIV (System Information Viewer) 3.20EnglischRay Hinchliffekostenlos
Tiny Hexer 1.8.1.4Deutschmirkes.dekostenlos
Wissenschaft & Technik
Euler 2.4EnglischRene Grothmannkostenlos
Gnuplot 4.2EnglischGnuplot Development Teamkostenlos
Scilab 4.1.1EnglischINRIAkostenlos