Subnotebook statt Desktop

Sonys 13-Zoll-Subnotebook protzt mit üppiger Ausstattung: abschaltbarer Grafikchip, DVD-Brenner, Spitzendisplay, UMTS und acht Stunden Laufzeit. Sollte Sony die Symbiose aus Subnotebook und Desktop-Replacement gelungen sein?

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Inhaltsverzeichnis

Auf den ersten Blick wirkt das VGN-Z11 seltsam breit, was am noch ungewöhnlich gedrungenen Display-Format von 16:9 liegt. Tatsächlich nimmt das dunkelgraue Gehäuse ziemlich genau die Fläche einer DIN-A4-Seite ein und fällt damit kleiner als bisherige Subnotebooks mit 13-Zoll-Display aus. Mit drei Zentimeter Dicke gehört es allerdings nicht zu den schlanken Notebooks.

Der Rumpf ist stabil und verwindungssteif – anders der Display-Deckel, der extrem flach und biegsam ist, wie alle Sony-Deckel mit LED-beleuchteten Displays. Auch heftige Verwindungen überstand er allerdings ohne Beschädigungen. In engen Taschen drückt die Tastatur aufs Display und hinterlässt fettige Abdrücke. Dank der glatten Displayoberfläche lassen sie sich gut entfernen, alternativ legt man beim Zuklappen ein Tuch über die Tasten.

Das Display im etwa 1700 Euro teuren VGN-Z11MN/B hat eine Auflösung von 1366 × 768 Punkten, was 120 dpi entspricht und von vielen Anwendern als angenehme Punktdichte empfunden wird. Im getesteten WN/B für 2100 Euro und dem 2500 Euro teuren Topmodell VN/B kommt ein Bildschirm mit 1600 × 900 Punkten zum Einsatz. Dessen 140 dpi sind nicht jedermanns Geschmack und erfordern eine nahe Sitzposition. Dafür bekommt man fast die Auflösung eines 20-Zoll-Monitors und muss unterwegs auch bei platzhungrigen Anwendungen wenige Kompromisse eingehen. Zum Vergleich: Auf einem 15,4-Zoll-Display ergeben 1680 × 1050 Punkte 129 dpi und 1920 × 1200 Punkte 147 dpi.

Der Bildschirm zeigt überaus kräftige Farben über einen breiten Blickwinkelbereich und erreicht eine maximale Helligkeit von freilufttauglichen 274 cd/m² bei sehr gleichmäßiger Ausleuchtung. Die grobe Regelung der Hintergrundbeleuchtung kennt nur eine Stufe zwischen 100 cd/m² und dem Maximum. Eine erfreulich wirksame Entspiegelung sorgt dafür, dass trotz glatter Oberfläche nur wenige Reflexionen entstehen – mehr und konturierter als bei einem matten Display, aber nicht so einschränkend stark wie auf den meisten Spiegeldisplays.

Die Gehäusebreite nutzt Sony für eine Tastatur im von externen Tastaturen gewohnten 19-mm-Raster. Wie inzwischen bei mehreren Notebooks zu finden, messen die Tasten 13,5 mm im Quadrat und ragen in 5,5 mm Abstand aus der Oberschale. Der Vorteil dieser Konstruktion liegt darin, dass die Zwischenräume einfacher zu reinigen sind und Chipsreste, Tabakkrümel oder ähnliches weniger leicht ins Gehäuse rutschen. Dem Schreibgefühl tut das keinen Abbruch. Schade nur, dass separate Tasten für Bild Auf, Bild Ab, Pos1 und Ende fehlen (nur per Fn-Pfeiltasten erreichbar) und dass das Touchpad in der Gehäusemitte liegt und damit Zehnfingerschreiber leicht versehentliche Mausklicks mit dem Handballen erzeugen – der Touch-Klick lässt sich im Maustreiber ausschalten.

Dank Intels 25-Watt-Prozessoren muss man nicht wie in anderen Subnotebooks mit der gedrosselten Rechenkraft der LV- und ULV-Stromsparvarianten vorliebnehmen. Zwar erreichen diese P-Prozessoren nicht die 2,8 GHz des Core-2-Duo-Spitzenreiters, aber mit 2,53 GHz liegen sie dicht dran und lassen die maximal 1,86 GHz schnellen Stromsparer hinter sich. Die ganz schnelle P-Variante mit 6 MByte L2-Cache setzt Sony freilich nur im teuersten VGN-Z11 ein, im Testmodell arbeitet der P8600 mit 2,4 GHz und 3 MByte L2-Cache.

Der Chipsatz Mobile GM45 stammt aus Intels Centrino-2-Paket mit FSB1066. Sogar DDR3-Speicher spendiert Sony, und zwar direkt 4 GByte, wovon unter dem 32-Bit-Vista aber nur 3 nutzbar sind. DDR3-Module sind kaum flotter als DDR2, kommen aber mit etwas weniger Strom aus.

Sony realisiert ein Hybridsystem aus Chipsatzgrafik und separatem Grafikchip, dem Nvidia GeForce 9300M GS. Mit einem Schalter über der Tastatur kann man wechseln, ohne Windows herunterfahren zu müssen. Der Schaltvorgang dauert ein paar Sekunden und wird von der Warnung begleitet, dass man alle Anwendungen vorher schließen soll – im Test überstanden 2D-Anwendungen das Umschalten problemlos, DirectX-Anwendungen stürzten ab. Datenverluste traten nicht auf, sind aber mit anderen Programmen denkbar.

Der GeForce 9300M GS beschleunigt 3D-Spiele etwa um den Faktor 2 bis 2,5 gegenüber der Chipsatzgrafik, wie ein sehr langsam getakteter 8600M GS. Auch wenn viele 3D-Spiele aufgrund des separaten, 256 MByte großen Bildspeichers spürbar schneller laufen, ist das kein bahnbrechender Vorsprung. Mobile High-End-Chips erreichen noch mal etwa die vierfache Geschwindigkeit. Wenn man schon die aufwendige Hybridtechnik bezahlt, hätte man sich doch einen 9500M GS oder mehr gewünscht. Dem Einstiegsmodell gönnt Sony nur 128 MByte Bildspeicher, was bis zu 30 Prozent 3D-Performance kosten dürfte.

Im Netzbetrieb zieht der GeForce-Chip rund 10 Watt zusätzlich, was selbst im Dauerbetrieb keine hohen Stromkosten verursacht. Im Akkubetrieb reduziert Sony die Leistungsaufnahme des Grafikchips, sodass der Unterschied auf etwa drei Watt schrumpft, aber aufgrund der äußerst niedrigen Gesamtleistungsaufnahme macht sich das dennoch in einem großen Laufzeitunterschied bemerkbar: Bei voller Displayhelligkeit ohne CPU-Last hält das VGN-Z mit der Chipsatzgrafik sechseinhalb, mit der GeForce-Grafik knapp über fünf Stunden durch – schon mit Nvidia-Grafik außergewöhnlich lange. Ein Hochkapazitätsakku für 299 Euro hebt das Notebook hinten leicht an und sorgt für etwa 50 Prozent längere Laufzeiten, maximal fast zwölf Stunden. Die Ladeelektronik geht allerdings sehr zögerlich zu Werke und benötigt schon beim normalen Akku über dreieinhalb Stunden für eine Komplettbetankung.

Die kompakte Bauweise hat einen häufig rotierenden und die Drehzahl wechselnden Lüfter zur Folge, der schon bei geringer Rechenlast mit 0,2 bis 0,4 Sone auf sich aufmerksam macht, auch mit der Chipsatzgrafik. Er rauscht zwar ohne nervende Obertöne, ist aber nur in lauter Umgebung zu überhören. Unter hoher Rechenlast röhrt er mit maximal 2,7 Sone. So laut ist kaum ein anderes Notebook, selbst die meisten fetten Gaming-Boliden bleiben unter 2 Sone, lediglich andere kompakte Leistungswunder wie das MacBook Pro 15" erlauben sich eine ähnliche Geräuschkulisse.

Abhilfe bietet das Vaio Control Center, zu finden in der Systemsteuerung. Dort kann der Anwender unter dem Punkt "Energieoptionen" das "Verfahren zur Temperaturregelung" einstellen. Neben dem voreingestellten ausgeglichenen Modus gibt es den Leistungsmodus (der Lüfter läuft ständig, das bei manchen Benchmarks zu beobachtende Schwanken um fast 20 Prozent bleibt aus) und den Stillemodus. Damit dreht der Lüfter meist mit mäßigem Rauschen und bleibt auch bei hoher Last viel ruhiger – stillt steht er dennoch selten – und der Prozessor ist auf 1,6 GHz gedrosselt. Leider lässt sich diese Einstellung nicht an eines der Windows-Energieschemata koppeln und ändert sich auch nicht automatisch beim Wechsel der Grafikchips.

Dabei hat Sony sogar das Windows-Energiemanagement aufgebohrt und erweitert die Schemata um Punkte für die Displayhelligkeit oder zum Ausschalten von FireWire, Modem und Speicherkartenleser. Der DVD-Brenner lässt sich ebenfalls automatisch abschalten, was aber zu häufigen Meldungen im Systemtray führt.

Für das HSDPA- und HSUPA-fähige UMTS-Modem – im VGN-Z11MN/B nicht eingebaut – legt Sony eine SIM-Karte von T-Mobile mit einem web'n'walk-Vertrag bei, mit dem man 30 Tage kostenlos surfen kann. Danach werden die üblichen monatlichen Kosten fällig – 52,30 Euro für eine Flatrate, 34,45 Euro für ein 300-MByte-Volumen oder 10,71 Euro Grundgebühr für Tagestickets, die pro Kalendertag weitere 5,89 Euro kosten. Ein Reklame-Tool von T-Online zeigt diese Preise unfairerweise ohne Mehrwertsteuer an.

Die T-Online-Zugangssoftware verweigert die Zusammenarbeit mit fremden SIM-Karten, aber die Hardware hat keinen SIM-Lock: Die Karten anderer Provider bekommt man entweder mit deren Zugangssoftware oder mit dem Freeware-Tool MWConn zum Laufen. Bei deaktivierter PIN funktioniert einfach eine Windows-Modemverbindung mit dem Initialisierungsstring AT+CGDCONT=1,"IP","APN", wobei man als APN den des eigenen Providers einsetzt, beispielsweise event.vodafone.de für die Websessions (keine Grundgebühr, derzeit 4,95 Euro für 24 Stunden).

Der HDMI-Ausgang ist nur im GeForce-Modus aktiv, er unterstützt Monitore bis 1920 × 1200 Punkte (24 Zoll). Das Umschalten der Displaykonfiguration dauert ungewöhnlich lange. Die VGA-Buchse lässt sich mit beiden Grafikchips nutzen, liefert aber kein besonders gutes Bild. Die Lautsprecher quäken mittenschwach und bassarm, das Mikrofon nimmt klar, aber mit Lüfteruntermalung auf.

Auch wenn die Ausstattung über das bei Subnotebooks Übliche hinausgeht, wird sich mancher Anwender über die nur zwei USB-Buchsen und das Fehlen von eSATA ärgern. Modem und LAN liegen hinter fummeligen Klappen. Für 239 Euro verkauft Sony eine Docking-Station, die Anschlüsse für LAN, 3 × USB, VGA, DVI-D und Strom hat, aber weder Audio noch FireWire.

Interessanterweise nutzt Sony als einer der wenigen Hersteller die Möglichkeit, im Rahmen des Vista-Downgrade-Rechts eine XP-DVD mitzuliefern. Rettungsmedien für das installierte Vista Business liegen nicht bei, sie lassen sich mit dem VAIO Wiederherstellungscenter erstellen (eine DVD-DL oder zwei DVDs). Die Vorinstallation ist abgespeckter und aufgeräumter als bei manch anderem Sony-Notebook und umfasst weiterhin Tools wie Adobes Photoshop Elements, Acrobat und Distiller. Als besonders schlank geht sie aber weiter nicht durch, dazu springen zu viele Reklamebildchen auf und stecken zu viele Google-Kraken im System.

Die Garantie umfasst zwei Jahre und kann für 99 Euro auf drei Jahre erweitert werden. Einen Vor-Ort-Service bietet Sony ebenfalls an. Im Zubehörprogramm findet sich eine Displayfolie, die den Blickwinkelbereich derart verkleinert, dass neben dem Benutzer sitzende Personen nichts mitlesen können.

Mit dem VGN-Z11 ist Sony das bislang kleinste und leichteste Notebook gelungen, das als Desktop-Replacement taugt. Die dazu wichtigen Eigenschaften wie Digitalausgang, brauchbarer Grafikchip, schnelle Festplatte, kräftiger Prozessor und Docking-Anschluss sind vorhanden, und auch bei der Laufzeit und der Displayqualität muss der Anwender keine Abstriche machen – ganz im Gegenteil übertrumpft das VGN-Z11 in diesen Punkten sogar fast alle 15,4-Zöller. Spieler werden allerdings einen schnelleren Grafikchip vermissen, Multimedia-Fans ein Blu-ray-Laufwerk.

Das Ganze speckt Sony auf undenkbar scheinende 1,5 Kilogramm ab – ähnlich ausgestattete Notebooks sind schon in der Gewichtsklasse über 2 Kilogramm kaum zu finden. Die Nachteile bleiben nicht aus: Der Lüfter lässt sich nur umständlich leise und gar nicht lautlos kriegen, eSATA und SPDIF fehlen, das WLAN funkt und der Akku lädt langsam. Über 2000 Euro für die Varianten mit dem Spitzendisplay sind ein stolzer Preis, aber ein ähnlich leistungsstarkes und leichtes Gerät gibt es nicht.

Eigentlich als Desktop-Replacement konzipiert, konkurriert das VGN-Z aufgrund des niedrigen Gewichts mit Subnotebooks wie dem Apple MacBook Air und Lenovo ThinkPad X300. Das Air hat das deutlich flachere Gehäuse und arbeitet geräuschlos, aber den gerade mal 100 Gramm kleinen Gewichtsunterschied nutzt Sony für ein gigantisches Plus an Ausstattung. Etwas besser steht das X300 da, aber die Rechenleistung des VGN-Z erreicht es nicht. Zudem haben beide eine kürzere Laufzeit.

Inzwischen hat Sony die etwas modernisierteren Z21-Varianten herausgebracht. Das Z21MN/B entspricht dem Z11MN/B mit WXGA-Auflösung und hat nun einen 2,4- statt 2,26-GHz-Prozessor. Dem Z21WN/B hat Sony gegenüber dem Z11WN/B ebenfalls einen schnelleren Prozessor (2,53 statt 2,4 GHz) spendiert. Das neue Topmodell Z21ZN/X für stolze 4000 Euro hat statt Festplatte eine 128 GByte große SSD, was Laufzeit, Gewicht und Stoßunempfindlichkeit leicht verbessern sollte. Zusätzlich hat Sony einen Blu-ray-Brenner eingebaut. (jow)

Sony VGN-Z11WN/B
Hersteller Sony
Lieferumfang Netzteil, Windows Vista Business 32 Bit, InterVideo WinDVD 8, Sonic Roxio Easy Media Creator 10, Adobe Photoshop Elements 6, Distiller 8 und Acrobat, XP-Downgrade-DVD
Spezifikationen Intel Core 2 Duo P8600, 4 GByte RAM, 13,1-Zoll-Display (1600 × 900 Punkte, glänzend), Nvidia 9300M GS & Intel GM45, WLAN a/b/g/Draft-n 300, GBit-LAN, GlobeTrotter HSPA-Card, Bluetooth 2.0+EDR (Alps), 250-GByte-SATA-Festplatte, DVD-Brenner, Fingerabdruckleser, Kartenleser (SD/SDHC/MMC, MS/Pro)
Anschlüsse VGA, HDMI, IEEE1394, Modem, LAN, Expresscard, Kopfhörer, Mikrofoneingang
Maße, Gewicht 31,4 cm × 21 cm × 3,6 cm, 1,48 kg
Preis der getesteten Konfiguration 2100 EUR

(ll)