130 Jahre Nintendo: Von der Spielkarte zur Spielkonsole

Seite 3: Spielzeug-Hit Ultra Hand

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Ein Millionenschlager gelingt 1966 mit der Ultra Hand, dem ersten Nintendo-Spielzeug, das sich mehr als eine Million Mal verkauft. Das Plastikgestell ist eine Art verlängerter Arm, der wie eine Schere benutzt wird, um Gegenstände zu erreichen, die für die Hand zu weit entfernt sind. Es ist das erste Produkt von Gunpei Yokoi, der zunächst die Fließbänder der Karten wartet, bis er in die neu geschaffene Spiele-Abteilung versetzt wird. Dort folgen viele weitere Erfindungen, etwa die dem Zauberwürfel entlehnte Teufelstonne und ein Lichtgewehr mit Solarzellen als Ziele.

Mitte der siebziger Jahre sieht Yamauchi in der neuen Halbleiterindustrie mit ihren Prozessoren die Zukunft. Er erwirbt von Magnavox eine Lizenz für das Pong-Spiel. 1977 bringt Nintendo seine ersten Spielkonsolen auf den Markt: TV Game 6 und TV Game 15. Ihnen folgen 1978 ein Rennspiel, 1979 eine "Breakout"-Variante und 1980 das Brettspiel "Othello" für den Fernseher.

Parallel dazu inspiriert die Verbreitung von Taschenrechnern zur Handheld-Serie Game & Watch und der Erfolg von Atari mit seinen Spielhallen-Automaten zur Produktion von Arcade-Maschinen im ähnlichen Stil.

Das ambitionierteste Projekt Nintendos ist eine Spielkonsole mit wechselbaren Kassetten, wie sie in den USA für Geräten wie das Atari 2600 bereits im Handel sind. Es mündet 1983 im Famicom, kurz für Family Computer, besser bekannt unter dem westlichen Namen NES – Nintendo Entertainment System. Dank seines günstigen Preises und hochwertiger Spiele wie "The Legend of Zelda" und "Metroid" gelingt es Nintendo, Marktführer zu werden. Dazu wird 1980 in den USA eine Tochter gegründet, die Yamauchis Schwiegersohn Minoru Arakawa leitet. Später kommt eine Europa-Zentrale dazu, die ihren Sitz in Deutschland hat.

An dieser Stelle darf die oft erzählte Anekdote nicht fehlen, dass ein junger Künstler namens Shigeru Miyamoto über die Freundschaft seines Vaters zu Yamauchi eine Anstellung bei Nintendo erhält, obwohl dort eher Ingenieure gesucht werden; und die Aufgabe erhält, sich rasch ein Ersatzspiel auszudenken, mit dem sich die in den Staaten gefloppten "Radarscope"-Automaten umrüsten lassen.

Er erfindet "Donkey Kong", bei dessen Anblick und Namen sich die USA-Belegschaft verzweifelt an den Kopf greift – das aber ein absoluter Renner wird; gerade, weil es sich von den eintönigen Ballerspielen unterscheidet. Und natürlich muss man erwähnen, wie der Held des Spiels, der in Japan noch schlicht Jumpman heißt, in den USA den Namen Mario erhält, da die Pixelfigur dem Vermieter von Lager und Büro ähnelt, Mario Segale. So startet mit dem Münzautomat "Donkey Kong" die Legende von Super Mario, der später auf dem NES und den späteren Konsolen in unzähligen Spielen agiert.

Freilich muss Nintendo im Laufe der Jahre viele Rückschläge hinnehmen. Beinahe zum Verhängnis wird die späte Einführung des NES-Nachfolgers Super Nintendo, wodurch Mitbewerber SEGA mit seinem Mega Drive einen Vorsprung erlangt, der sich nur schwer aufholen lässt. Eine geplatzte Zusammenarbeit mit Sony für ein CD-ROM-Laufwerk für das Super Nintendo führt zur PlayStation und damit zum härtesten Gegner. Das liegt auch daran, dass Nintendo Mitte der Neunziger der CD mit ihrem üppigen Speicherplatz nur ROM-Module entgegensetzt, die keine hochwertige CD-Musik und keine Videosequenzen erlauben.

Ein Flop wird die 3D-Konsole Virtual Boy, die Mitte der neunziger Jahre ihrer Zeit voraus ist. Auch die Wii U gerät nach dem Mega-Erfolg des Vorgängers Wii überraschend zum Flop. Doch unterm Strich sind drei der fünf meistverkauften Spielkonsolen aller Zeiten, jede mehr als 100 Millionen Verkäufe, von Nintendo: Nintendo DS, Game Boy und Wii. Auch die Switch verkauft sich hervorragend – die Geschichte von Nintendo ist nach 130 Jahren also lange nicht zu Ende.

(kbe)