40 Jahre IBM PC: der Computer, der ungewollt die IT-Revolution einläutete

Eigentlich sollte der IBM PC nach Herstellervorstellung gar nicht so erfolgreich werden, sondern nur Apple und Co. das Wasser abgraben. Doch es kam anders.

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(Bild: c't)

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Der IBM Personal Computer in der Ur-Konfiguration Modell 5150 feiert am heutigen 12. August 2021 seinen 40. Geburtstag. IBM hatte ihn damals gar nicht als längerfristige Produktkategorie geplant; man ärgerte sich im New-Yorker-Hauptsitz über die aufkeimende Konkurrenz durch Commodore, Tandy, Apple und Co. Die Kleinrechner waren drauf und dran, zu ernsthaften Kontrahenten in den Büros zu werden. Insbesondere Apples Konzept erschien gefährlich, vom Apple III hörte man Bedrohliches und so wollten die IBM-Manager speziell dem aufmüpfigen Steve Jobs das Geschäft verderben. Ansonsten hatten sie mit dem PC nichts weiter am Hut.

Also stellte IBM ein Entwicklungsteam ab, irgendwas aus der Grabbelkiste zusammenzustellen, das sie Apple entgegensetzen konnten. Die Erweiterungsmöglichkeit des Apple II mit seinen vielen Slots – für die unter anderem ein zu dem Zeitpunkt kleines Start-up namens Microsoft Z80-Karten entwickelte – hatte sich als Erfolgskonzept erwiesen, also musste auch der IBM PC mit so etwas aufwarten.

Man hätte sich an den in Europa schon gut verbreiteten EC-Bus von Kontron ankoppeln können, aber warum? Dessen 64- oder 96-polige Steckverbinder waren zu teuer und außerdem wollte man lieber eine Bus-Belegung wählen, wie sie zufällig vom Board-Layout gerade so passte. Ein vernünftiges Timing der Bussignale? Nebensächlich, Hauptsache es funktioniert – später beim IBM AT hätte man gar Signale mit negativer Laufzeit gebraucht, damit sie rechtzeitig ankommen.

Aufbau des Ur-IBM-PCs mit eher fragwürdiger Anordnung.

(Bild: c't)

Günstig war der IBM PC mit Intels 8088-Prozessor zudem nicht: Die Grundkonfiguration mit 16 KByte RAM kostete ohne Monitor bereits rund 1500 US-Dollar, immerhin war eine Tastatur dabei. Mit 64 KByte RAM, 160-KByte-Diskettenlaufwerk und Monochrom-Monitor stieg der Preis auf mehr als 3000 US-Dollar. Der hohe Preis und die mangelhaften Grafikfähigkeiten führten dann auch dazu, dass kaum ein Privatanwender zum PC griff.

Jeder halbwegs begabte Bastler hätte Besseres hinzaubern können, aber IBM wollte es gar nicht. Das zeigte sich auch im Budget: Die Marketingkampagne war mit 36 Millionen US-Dollar teurer als die Entwicklung. Das Produkt sollte genau so sein, um nicht die eigenen größeren Rechner zu kannibalisieren. Da kümmerte es die Verantwortlichen auch nicht, dass der Prozessorhersteller bestimmte Bereiche für zukünftige Erweiterungen reserviert hatte – eine Firma wie IBM muss sich nicht daranhalten, wenn das Produkt ohnehin nicht für die Zukunft gedacht ist.

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Ein weiteres wichtiges Erfolgsrezept von Apple war, alle wesentlichen Konstruktionsdetails zu veröffentlichen. Also zeigte auch IBM eine bis dato ungewohnte Offenheit und dokumentierte ausführlich in der Technical Reference die komplette Hardware samt aller Schaltpläne, Schnittstellen und kommentiertem BIOS – wo gibt's das heute noch?

Als durchaus gewollten Nebeneffekt konnte IBM so möglichst viele Nachbaufirmen in Apples Demontage einbeziehen – und genau diese Rechnung ging auf, nur halbherzig unternahm IBM etwas gegen die zahllosen, zumeist illegalen Nachbauten. Erst 15 Jahre später kam der Konzern auf die Idee, mit einigen Trivialpatenten gnadenlos abzukassieren, etwa für die geniale Floppy-Erkennung.

In Fernost kopierte man damals oft einfach eins zu eins, in den USA war man ein bisschen vorsichtiger und programmierte zumindest das BIOS neu. Nicht einmal ein halbes Jahr nach der Vorstellung des IBM PC Model 5150 im August 1981 gründete sich die Firma Compaq, die die Kompatibilität bereits im Namen verankert hatte.

In Deutschland hatte die c't bei der Ankunft des PCs die Finger im Spiel: Ende 1983 brachte die damals aus drei Mann bestehende Redaktion den c't86. 8086-CPU, das heißt 16 Bit Busbreite, Prozessortakt 5 bis 8 MHz, 20 Bit Adressraum; 256 KByte RAM, ausbaubar bis 1 MByte, universelles ECB-Steckkartensystem – das war damals noch ein Kracher. Als Betriebssystem diente wahlweise CP/M-86 oder das später Software-seitig „kompatibilisierte“ PCDOS.

Der c't86 mit namensgebendem 8086-Prozessor von Intel.

(Bild: c't)