Agile Softwareentwicklung: Die vielen Hüte der Product Owner
Seite 3: Hut des Leaders
Als Leader geben Product Owner die Richtung der Produktentwicklung vor, inspirieren und motivieren das Scrum-Team, das Produktziel zu verwirklichen. Sie evaluieren und kommunizieren aktiv den Fortschritt der Produktentwicklung.
Damit ein Produkt erfolgreich entwickelt werden kann, brauchen Product Owner ein gut funktionierendes Team. Daher sind sie für die Zusammenstellung des Teams selbst zuständig. Außerdem tragen sie dafür Sorge, dass das Scrum-Team das Produktziel, das aktuelle Produkt, die Roadmap und die Kunden des Produkts kennt. Indem Product Owner das gesamte Scrum-Team einbeziehen, kann sich jedes Teammitglied als Teil von etwas Größerem fühlen, kennt den Zweck und das Ziel seiner Aufgaben und weiß, wohin die gemeinsame Reise gehen soll. Hierdurch kann jeder im eigenen Arbeitsbereich die besten Entscheidungen treffen, um das Produktziel Schritt für Schritt umzusetzen. Das schafft ein motivierendes Arbeitsumfeld für die Developer.
Product Owner behalten den Fortschritt der Produktentwicklung im Auge und klären ab, wie viel Arbeit für das gesetzte Ziel noch zu leisten ist. Sie nehmen Reporting-Aufgaben wahr und informieren die Stakeholder wie auch das Management ihres Unternehmens über den Status der Produktentwicklung.
Als Erweiterung der Product Owner Days richten heise Developer und dpunkt.verlag am 24. Juni 2021 den ersten Agile Leader Day (online) aus. Wer teilnimmt, erfährt
- wie man selbstorganisierte Teams im Gegensatz zu Einzelpersonen führt,
- wie man Mitarbeiter beurteilt (wenn die Teamleistung im Vordergrund steht) und
- in welcher Menge und Form es dann noch disziplinarisches Führen braucht.
Zielgruppe sind die Leiterinnen und Leiter von Gruppen, Teams oder Abteilungen sowie erfahrene Scrum Master und Agile Coaches. Einzeln oder im Team können sie rings um den Online-Konferenztag auch in Workshops ihr Wissen praktisch vertiefen.
Hut des Entscheiders
Als Entscheider hat der Product Owner das Sagen über alle Aspekte, die das Produkt und dessen Entwicklung betreffen – aus inhaltlicher wie aus wirtschaftlicher Sicht.
Product Owner sind für das Produkt und dessen Erfolg verantwortlich. Damit sind sie auch diejenigen, die die Entscheidungen für die Produktentwicklung treffen. Die gesamte Unternehmensorganisation sowie auch die Stakeholder müssen hinter dem Product Owner stehen, ihm das Mandat geben, die inhaltlichen und wirtschaftlichen Entscheidungen zu treffen. Nur so können Product Owner das volle Potenzial ihrer Rolle entfalten. Wenn Product Owner etwa wegen fehlender Budgetverantwortung nicht befugt sind, Entscheidungen zu treffen und zunächst Gremien wie Lenkungsausschüsse kontaktieren müssen, gerät die gesamte Entwicklung des Produkts ins Stocken. Entsprechend sinkt womöglich die Effizienz der Developer, weil sie nicht am aktuellen Thema weiterarbeiten können und somit die weitere Entwicklung blockiert ist.
Akzeptanzkriterien formulieren
Auch wenn sich Stakeholder nicht einigen können oder es mehrere Entwicklungsalternativen gibt, bestimmen Product Owner, was entwickelt wird und was nicht. Über Akzeptanzkriterien definieren sie, was sie bei der Umsetzung eines PBIs erwarten und was nicht. Den Developern geben sie Feedback über die abgelieferte Arbeit und zeigen den Weg auf, der noch zu gehen ist. Sie evaluieren mit jeder Iteration die Produktentwicklung und entscheiden, ob das Produktinkrement veröffentlicht wird.
Alle Entscheidungen eines Product Owners sind durch die Sortierung des Product Backlogs transparent. Die ganze Unternehmensorganisation muss diese Entscheidungen respektieren und darf nicht versuchen, Mitglieder des Scrum-Teams dazu zu bringen, an etwas anderem als dem Backlog zu arbeiten. Falls ein Stakeholder Änderungen am Backlog wünscht, muss dieser den Product Owner überzeugen, weil er die Entscheidungshoheit über das Product Backlog trägt.