Alle 15 Jahre wieder

Seite 3: Alle 15 Jahre wieder

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Diese kleine Frühgeschichte der Robotik legt eine 15-Jahres-Regel nahe: 1950 (Grey Walter), 1965 (Shakey und Artgenossen), 1979 (Tasman Turtle), 1991 (D'Entrecasteaux), 2004 (Rodney Brooks). Etwa alle 15 Jahre scheint es, als seien Roboter in 15 Jahren überall. Doch es ist nie eingetreten. Die Frage ist, warum?

Es gibt zwei entscheidende Gründe für das Ausbleiben der Roboter. Erstens ist Robotik ein außerordentlich schwieriges Feld. Ein Roboter ist eine künstliche Person. Jede Anwendung erfordert selbstständige Bewegung, die wiederum gute Sensoren, Datenverarbeitung, Navigation, Objekterkennung und ein gewisses Verständnis der wirklichen Welt verlangt. Ein Roboter muss sich selbst schützen und auf seine Energiespeicher achten. Und dann soll er auch noch eine sinnvolle Aufgabe erfüllen. Das sind höhere Anforderungen als in jedem anderen Gebiet der Technik.

Zweitens hat die Robotik als einzige Technologie einen eingebauten Konkurrenten. Man stelle sich vor, die Biotechnologie fände ein Mittel gegen Krebs. Sie könnte dafür jeden Preis verlangen, denn es gäbe keine Alternative. Man stelle sich vor, die Kommunikationstechnik könne die tausendfache Bandbreite zu einem Tausendstel des alten Preises bereitstellen. Wieder würden sich die Scheckbücher öffnen. Aber nun stelle man sich einen Roboter vor, der den Boden wischt, das Essen kocht, das Auto wäscht und den Rasen mäht. Jetzt gibt es einen Konkurrenten, nämlich menschliche Arbeit. Wenn der Roboter mehr kostet, als man einem Menschen für die gleichen Aufgaben bezahlen muss, nehmen wir natürlich den Menschen.

Es ist wirklich tragisch: Die Robotik hat das Potenzial, unsere Welt zu revolutionieren. Aber solange die hier beschriebenen Hindernisse bestehen, wird sie in ihrem 15-Jahres-Zyklus gefangen bleiben. Und so sage ich voraus: In 15 Jahren wird der nächste Protagonist der Robotik voraussagen, dass in 15 Jahren Roboter überall sein werden.

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Robotik-Pionier Allan Branch ist heute Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Denning Branch International mit Sitz in Hobart, Australien

(entnommen aus Technology Review Nr. 3/2005; das komplette Heft können Sie hier bestellen) (sma)