Analyse: So werden Makerspaces nachhaltiger und inklusiver

Seite 2: 3. Erkennt und verbessert männliche Kultur

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Während meiner Interviews kam auch zum Vorschein, dass die männliche Kultur in Makerspaces auf Frauen oft abschreckend wirkt – und manchmal auch auf Männer. Erzählt wurde von einschüchterndem Selbstbewusstsein, Prahlerei, sexistischen Witzen (oder sogar Angucken von Pornographie) und einer Sprache, die Frauen ausschloss. Karl, Maker aus Deutschland, sprach von einem regelrechten "Schwanzvergleich" in seinem Space und davon, wer das beste Projekt hätte.

Die interviewten Makerinnen fühlten sich daher ausgeschlossen und belächelt. Die wenigen, die sich als Teil einer Makergemeinschaft fühlten, merkten an, dass sie deshalb so gut integriert waren, weil sie sich der männlichen Kultur angepasst hätten. Heidi, Makerin aus Deutschland, gab an, dass sie oft als "Kerl mit Titten" in ihrem Space bezeichnet werde und fragte sich, warum sie zum Mann werden muss, um akzeptiert zu werden.

So eine Kultur zu ändern, ist ein langwieriger Prozess, aber dieser Aspekt war einer der Hauptgründe, warum Frauen angaben, sich in einem Space nicht wohlzufühlen. Darüber nachdenken ist daher die Mühe wert. Anfangen kann man damit, Frauen mehr in Entscheidungen einzubeziehen (habt ihr eine Frau im Vorstand?) und sie nicht zu belächeln oder anders zu behandeln, wenn sie einem Space beitreten.

Automatisieren bezieht sich hier nicht unbedingt auf Technik, sondern mehr auf die Kultur im Space und wie Umweltaspekte – wenn überhaupt – einbezogen werden. Viele Maker/innen in der Studie gaben an, dass sie Umweltaspekte vernachlässigen, da sie ja nur im Kleinen tüftelten und große Firmen viel größere Auswirkungen hätten. In absoluten Zahlen mag das stimmen, aber pro Einheit können Makerprojekte leicht mehr Müll produzieren. Und warum sollte man die eigenen Auswirkungen vernachlässigen, nur weil jemand anderes schlimmer ist?

Umweltauswirkungen, nicht nur von Materialien und Prozessen sondern auch vom finalen Projekt, sollten natürlicher Teil des Herstellungsprozesses sein. Diskutiert im Space, was nachhaltig ist, macht die Umwelt zu einem Teil eurer Kultur und inspiriert andere Mitglieder, Umweltprozesse mit einzubeziehen. Eine Idee ist, ein Vorstandsmitglied zum Umweltbeauftragten zu machen. Maker/innen, die ihr Projekt in größerem Stil produzieren wollen, um es zu verkaufen, kann man ermutigen, in diesem Prozess Nachhaltigkeit nicht zu vernachlässigen. Meine Studie hat außerdem gezeigt, dass Makerinnen Umweltaspekte mehr zu beachten scheinen als Maker – und andersherum Frauen sich mehr zum Making hingezogen fühlen, wenn Umweltaspekte eine Rolle spielen. Warum also nicht beide Punkte zusammen angehen?

Zusätzlich zu Makerprojekten sollte der Space selbst auf seine Nachhaltigkeit betrachtet werden. Wie kann Müll am besten entsorgt werden? Wie kann man Restmaterialien wiederverwenden und untereinander teilen? Wie nachhaltig ist der Stromanbieter? Diese Dinge sind oft einmalig umzusetzen und tragen dann auf lange Dauer dazu bei, einen Space ein bisschen "grüner" zu machen.

(vbr)