Analyse: So werden Makerspaces nachhaltiger und inklusiver

Öffnungszeiten, Werkzeuge und Recyclingpraktiken – um Makerspaces attraktiver und wirklich "offen für alle" zu gestalten, gibt es eine Reihe von Ansatzpunkten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 34 Kommentare lesen
Eine Frau sitzt an einem Werktisch und lötet.

(Bild: Shutterstock/Tijana Simic)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Elisabeth Loose
Inhaltsverzeichnis

Fans und Verfechter der Maker-Bewegung erklären gerne, dass die Bewegung alle mitnähme – so proklamierte Dale Dougherty, einer der bekanntesten Maker und Gründer der US-Ausgabe der Make, in einem TED-Talk "All of us are Makers". Aussagen wie diese werden allerdings schnell fragwürdig, wenn es um Makerspaces und ihre Gemeinschaftszusammensetzung geht: Eine Mehrzahl der Gruppen ist von weißen Männern bestimmt, viele aus der Altersgruppe zwischen Ende 20 und Mitte 40.

Ein Gastbeitrag von Elisabeth Loose

Dr. Elisabeth Loose ist Kommunikationsberaterin für gemeinnützige Organisationen und hat 2020 ihre Promotion zum Thema „Maker Movement, Gender and the Environment“ abgeschlossen.

Im Rahmen meiner Doktorarbeit an der University of Glasgow habe ich von 2016 bis 2020 Dynamiken innerhalb von Makerspaces und deren Inklusions- und Nachhaltigkeitspraktiken erforscht. Dafür habe ich rund um das Thema Maker Movement, Gender and the Environment mit Makerinnen und Makern aus Deutschland, Großbritannien und Österreich gesprochen. Während meiner Interviews habe ich das technologische Potenzial der Bewegung entdeckt und fragte mich: Wäre es nicht toll, wenn dieses Potenzial auch im sozialen Bereich ausgeschöpft und verstärkt würde?

Als Ergebnis meiner Arbeit habe ich daher eine Reihe von Empfehlungen zusammengestellt, um Makerspaces zu helfen, ihre Gemeinschaft inklusiver und umweltfreundlicher zu gestalten. Keine dieser Empfehlungen allein wird Wunder wirken, aber zusammen und mit kontinuierlichen Bemühungen können sie helfen, offener und nachhaltiger zu werden. Am 25. Februar stelle ich die Arbeit außerdem beim Meet & Chat des Verbunds Offener Werkstätten vor.

Praktische Aspekte wie Mitgliedsbeitrag oder Öffnungszeiten werden oft nicht unter Inklusionsperspektiven betrachtet, dabei können sie ausschlaggebend zu Verbesserungen beitragen. Viele Studien haben gezeigt, dass Frauen generell weniger Freizeit, weniger Geld und weniger eigene Transportmittel zur Verfügung haben. Daher ignoriert die Einstellung, dass Frauen nur zu einem Space kommen müssten, damit man sie einbeziehen kann, den Fakt, dass (Nicht-)Zugang schon davor beginnt.

Natürlich kann niemand erwarten, dass Maker diese gesellschaftlichen Probleme lösen – aber sie in der Planung mitzudenken, unterstützt Frauen. Flexible Mitgliedschaftsmodelle, offene Workshops und eine Kinderbetreuung oder ein separater Kinderworkshop während eines Workshops für Eltern sind erste Ansatzpunkte.

Trotz einer Vielzahl gegenteiliger Beispiele und Studien werden Frauen oft noch als technisch unfähig und uninteressiert angesehen, Männer hingegen als an der Spitze von technologischer Entwicklung. Dies prägt das Selbstbild von Frauen und kann dazu beitragen, dass sie sich nicht trauen, einen Makerspace zu betreten, selbst wenn sie eigentlich gerne würden. Makerspaces können versuchen diese Scheu zu nehmen, indem sie etwa eine Vielzahl an Werkzeugen und Geräten bereitstellen und dabei Genderaspekte mitdenken.

Ein Beispiel: Frauen haben im Durchschnitt kleinere Hände. Ein Bohrer, der von Männern und für deren Handgröße entwickelt wurde, kann Frauen Probleme bereiten. Die Lösung ist einfach ein etwas kleinerer/handlicherer Bohrer. Aber nicht nur das, sondern auch Geräte, die eher als traditionell angesehen werden (z. B. für Holzarbeiten, Textilarbeiten, Papier- und Papparbeiten), können dazu beitragen, dass Frauen sich in einem Space wohler fühlen – insbesondere, wenn diese Arbeitsstellen nicht in einem Hinterzimmer platziert sind, sondern genauso prominent wie der 3D-Drucker.

Makerszene

Ebenfalls problematisch ist möglicherweise, wenn ein Space nicht sehr einladend wirkt. Rose, Studienteilnehmerin aus Großbritannien, verglich ihren lokalen Space, der kalt, dunkel und sehr industriell sei, mit einem, den sie in Japan besucht hatte. Dieser wirkte offen, einladend und freundlicher auf sie. Natürlich kann es für einen Space schwer sein, dies umzusetzen – einfach mal umziehen, ist oft nicht möglich. Aber sich dieser Aspekte bewusst zu sein und sie zu beachten, ist ein Anfang.