Berliner Flughafen BER: der erste große Test, 3188 Tage nach geplantem Start

Seite 2: Es wird immer noch gebaut

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Seit Ende April ist der BER offiziell von den Baubehörden abgenommen und damit fertig, aber gebaut wird an Flughäfen eigentlich immer. Im Falle des BER entstehen gerade weitere Vorfeldpositionen für Kurzstreckenflugzeuge und im Terminal geht der Innenausbau vieler Geschäfte in die heiße Phase über. Teils wird noch gemalert oder Licht installiert, in anderen bringen Arbeiter Regale und Kühltheken an.

Geschäfte gehören zu den letzten sichtbaren Bauarbeiten im Terminal 1.

(Bild: Matthias Proske / heise online)

So sind, neben Testern in grünen und BER-Personal in roten Westen, auch einige Bauarbeitende unterwegs. Reihenweise offene Deckenverkleidungen zur Kabelsortierung gehören zum Glück der Vergangenheit an. Die langen Gänge in Terminal 1 sind heute vor allem eines: menschenleer.

Sehr positiv aufgefallen ist die Akustik: Offenbar schlucken die halboffen abgehängten Decken einiges an Schall. Auch die Ansagen sind so klar und deutlich verständlich wie an kaum einem anderen Flughafen oder Bahnhof. Ob das auch später – mit tausenden statt hunderten Personen und anlaufenden Triebwerken – so bleibt, gilt es allerdings abzuwarten. An Mikrofonen und Lautsprechern sollte es zumindest nicht scheitern.

Die Deckenverkleidung ist an Ort und Stelle, keine losen Kabel schauen mehr heraus.

(Bild: Matthias Proske / heise online)

Jetzt heißt es für "Enie" aber flott zum Gate B36 im Nordpier, das für Lowcost-Airlines vorgesehen ist und keine Fluggastbrücken besitzt. Der BER ist definitiv nicht mehr der "Flughafen der kurzen Wege", wie Tegel wohl in die Geschichte eingehen wird. Knapp sieben Minuten oder 600 Meter von der Sicherheitskontrolle bis zum recht abgelegenen Gate B36 im Nordpier (das gerade sein eigenes Terminal erhält) sind für einen internationalen Flughafen aber auch kein Negativrekord.

Geflogen wird heute nicht, stattdessen endet die Einstiegsübung in mehreren Bussen. Als kleine Belohnung für alle Flughafen-Enthusiasten folgt eine gut fünf Kilometer lange Rundfahrt über den Flughafen samt nicht öffentlich zugänglicher Bereiche wie einer der drei Flughafenfeuerwehren, dem Sitz der Bundespolizei, Fahrzeugparks und vielem mehr. Die Busfahrer fühlen sich in ihrer Pilotenrolle sichtlich wohl und sind unterhaltsamer als manch ein Fernseh-Comedian.

Flugzeugattrappe zum Üben der An- und Abdockmanöver mit den neuen Fluggastbrücken.

(Bild: Matthias Proske / heise online)

EW9982 landet an Gate B4. Zwar bietet das Gate in der Nähe eine Fluggastbrücke, bis hinunter zum Bus reicht selbige natürlich nicht. Zudem trainieren parallel die Brückenfahrer und -fahrerinnen an einer Flugzeugattrappe das Andocken mit der neuen Technik.

"Enie" geht derweil in Richtung Gepäckausgabe, schnappt sich einen Kofferwagen, zwei Koffer und macht sich als "Faris Anwar" erneut auf den Weg zum Check-in. Dieses Mal mit EasyJet nach Bournemouth, Passkontrolle durch die Bundespolizei und Speedy Boarding.

Es war der erste von 28 öffentlichen Testtagen, die in den Wochen bis zur planmäßigen Eröffnung Ende Oktober immer für dienstags und donnerstags geplant sind. Mit gemischten Gefühlen geht es zurück zum Shuttle-Bus, der einen zum Flughafen Schönefeld bringt. Einerseits wirkt der BER nun wirklich wie ein betriebsfähiger Flughafen und das Personal trainiert intensiv Abläufe, auch abseits der öffentlichen Testtage. Auf der anderen Seite erscheint die Vorstellung seltsam, dass der BER mit gut 3000 Tagen Verzug tatsächlich eröffnet werden könnte.

(mma)