Big Tech ist zurück – wie nachhaltig ist die Stärke?

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Das eigentliche Ausrufezeichen der jüngsten Berichtssaison setzte unterdessen ausgerechnet das Sorgenkind unter den GAFAM-Konzernen. Meta meldete sich bereits das zweite Mal in Folge mit einem weitaus besser als erwartetem Zahlenwerk zurück, das eine weitere Kursexplosion von über 15 Prozent am darauffolgenden Handelstag auslöste.

So legten die Konzernerlöse um gerade mal drei Prozent von 27,9 auf 28,65 Milliarden Dollar zu, lagen damit jedoch fast eine Milliarde Dollar über den Schätzungen des Marktes, der noch von einem leichten Erlösrückgang ausgegangen war. Tatsächlich im Rückwärtsgang befindet sich aber die Gewinnentwicklung: Der Konzernschuss schrumpfte unterdessen weiter zweistellig – nämlich um 15 Prozent von 7,47 auf 5,71 Milliarden Dollar bzw. 2,20 Dollar je Anteilsschein. Die Börse hatte indes lediglich mit 2,03 Dollar je Aktie gerechnet und jubelte entsprechend.

Die Meta-Bilanz steht exemplarisch für die bisherige Quartalssaison im GAFAM-Quintett, in dem nur noch das neuste Zahlenwerk von Apple fehlt. Die Bilanzen sind allesamt "besser als erwartet" ausgefallen – doch tatsächlich scheinen die Zahlenwerke "besser als befürchtet" zu bedeuten. "Diese Woche ein großer Gewinn für den Technologiesektor und die These eines Tech-Bullenmarktes", erklärt Analyst Daniel Ives vom Vermögensverwalter Wedbush Securities. "Die bisherige Gewinnsaison hat die Bären von Big Tech überrascht", merkt Ives zudem an und meint damit skeptische Investoren, die fallende Kurse erwartet haben.

Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass die Wall-Street-Erwartungen vor der neuen Bilanzsaison zumeist nach unten revidiert worden waren. Die zahlreichen Kostensenkungsmaßnahmen, die – wie bei Meta – durch immer neue Kündigungswellen eingeleitet wurden, zeigen zwar erste Wirkungen, doch von der Bestform der Geschäftsjahre bis 2023, als praktisch durchgehend zweistelliges Wachstum verbucht wurde, sind die Tech-Champions weiter entfernt. Dass sich die Geschäftsentwicklung nicht alleine durch Einsparungen beschleunigen lässt und längst noch nicht die Normalität der Vorjahre erreicht hat, unterstrichen die Anmerkungen von Amazons Finanzchef Brian Olsavsky, der im so wichtigen Cloudgeschäft – dem eigentlichen Profittreiber des E-Commerce-Giganten – "schwierige wirtschaftliche Bedingungen im ersten Quartal" identifizierte.

In anderen Worten: So weit, so gut für Big Tech. Für den Moment haben die dominierenden Technologiekonzerne unserer Zeit wieder einmal die Robustheit ihres Geschäftsmodells unter Beweis gestellt. Weitere Herausforderungen stehen jedoch bevor, denn das Rezessionsgespenst spukt mit jedem neuerlichen Wirtschaftsbericht aus Washington weiter herum.

An der Wall Street sind Anleger inzwischen fast schon wieder zu alten Zeiten zurückgekehrt: Die Aktie von Meta schoss in den vergangenen sechs Monaten um sensationelle 175 Prozent empor und notiert nach der furiosen Aufholjagd nunmehr nur noch ein Drittel unter den früheren Höchstkursen, die jemals wieder zu erreichen Ende vergangenen Jahres fast illusorisch erschien. Auch Google-Mutter Alphabet notiert nach der jüngsten Kurserholung trotz der rückläufigen Gewinnentwicklung nicht einmal mehr 30 Prozent unter den früheren Hochs von 2021.

Microsoft und Apple haben unterdessen nach ihren massiven Kurszuwächsen in diesem Jahr fast schon wieder Witterung zu den früheren Bestmarken aufgenommen: AI-Vorreiter Microsoft notiert unterdessen gerade noch 10 Prozent unter den Allzeithochs von Ende 2021, während der iPhone-Hersteller gar bis auf 7 Prozent an das Rekordhoch vom Januar 2022 herangerobbt ist.

Tatsächlich ist die Outperformance der fantastischen fünf Big-Tech-Konzerne so groß, dass Scherzbolde auf Social Media den US-Leitindex S&P 500 schon in "S&P 5" umtaufen – und die übrigen 495 dem Ertrinken weihen.

Wie der kanadische Hedgefondsmanager Eric Jackson auf Twitter herausarbeitet, liegt das Quintett von Alphabet, Apple, Amazon, Meta und Microsoft zusammengenommen (bei gleicher Gewichtung) seit Jahresbeginn um fast 34 Prozent vorne, während die Technologiebörse Nasdaq ohne die fünf Tech-Megacaps lediglich um knapp 14 Prozent an Watt gewonnen hätte.

Ob der jüngste Höhenflug der hochkapitalisierten Superstars aus dem Silicon Valley und Seattle indes haltbar ist, ist in diesen Tagen die Multi-Billionen-Frage der Wall Street. Entsprechend mit Hochspannung wird Apples neues Zahlenwerk am Donnerstag nach Handelsschluss als Höhepunkt der Berichtssaison erwartet. Setzt sich der jüngste Aufwärtstrend fort, könnte Apple als erstes Big-Tech-Unternehmen sogar neue Höchststände aufstellen.

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