Briefe von Kaiser Maximilian II. mit Kryptotools entschlüsselt

Transportverschlüsselung von vertraulichen Daten gab es schon 1575. Briefe von Maximilian II. hat man nun mit Zettel, Stift und Algorithmus entschlüsselt.

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(Bild: Albert Hulm)

Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Nils Kopal
  • Michelle Waldispühl
Inhaltsverzeichnis

Erst jetzt konnten man die um 1575 verschlüsselten Briefe von Kaiser Maximilian II. entschlüsseln – zumindest größtenteils. Einen großen Beitrag geleistet haben unserer Autoren Nils Kopal, ein Kryptologe, und Michelle Waldispühl, eine historische Sprachwissenschaftlerin. Mithilfe von computergestützten Methoden kommen sie den Geheimnissen um die Wahlstrategien von Maximilian II. immer näher.

Zum Hintergrund: Das Jahr 1575 war ein entscheidendes für den Habsburger Kaiser Maximilian II. Eine wichtige Wahl für ihn stand an, in der er seinen Einfluss auf große Gebiete hätte erweitern können. Die Krone des Vielvölkerstaats Polen-Litauen, eine parlamentarische Monarchie, war vakant, und die rund 50.000 Mitglieder des Adels hatten im November 1575 die Gelegenheit, ihren König und Großfürsten zu wählen. Unter den Kandidaten für den Thron befanden sich unter anderem Maximilian II., sein Sohn Ernst und die polnische Prinzessin Anna Jagiellonica zusammen mit ihrem zukünftigen Mann Stephan Báthory, dem Fürsten aus Siebenbürgen.

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Zu den Wahlvorbereitungen gehörte damals wie heute möglichst wirksame Wahlpropaganda. In vormodernen Zeiten erreichte man die Wahlberechtigten allerdings nicht so einfach über öffentliche Medien wie heute – die Kommunikation und damit die Beeinflussung der Wahlberechtigten geschah vorwiegend mündlich und vor Ort. Dafür benötigte Maximilian als ausländischer Kandidat Verbündete in Polen-Litauen, die für ihn lobbyierten und auf Stimmenfang gingen.