Chatbots: Stets zu Diensten?

Inhaltsverzeichnis

Ob die Technik funktioniert, lässt sich derzeit noch nicht testen, zumindest nicht mit Cortana und Allo. Aber es gibt bereits spezialisierte Bots, die sich zum Beispiel mit dem Facebook Messenger vernetzen und einen Vorgeschmack auf lustige bis lästige Fehlfunktionen liefern. Moovit etwa hat einen englischsprachigen Assistenten entwickelt, der den Nutzern die Route zu einem Ziel erklärt. Er schickt sie aber auch gern mal nach Oxford statt nach London oder versucht Londonern zu erklären, wie sie nach London kommen. Der Wetter-Chatbot Poncho hat im Gegensatz zum eher nüchternen Moovit-Bot Humor und sagt Sätze wie: "Sorry, habe gerade geschlafen, was wolltest du noch mal?" Aber damit verdeckt er offenbar nur ähnliche Macken. Ein Blogger im gut vernetzten Brooklyn fragte ihn nach dem Wetter fürs Wochenende, doch weil Poncho ihn nicht orten konnte, wähnte er ihn auf einem Boot. Erst die konkrete Frage, wie das Wetter in Brooklyn sei, beantwortet Poncho: sieben Grad, klarer Himmel.

Schafft es Google Now also, mich auf dem Heimweg an die Butter aus dem Supermarkt zu erinnern? Ich rolle auf den Parkplatz – und tatsächlich: Die LED meines Smartphones leuchtet blau, und "Butter" erscheint auf dem Bildschirm. Ich öffne meine Einkaufslisten-App und füge sie zu den anderen Produkten hinzu, die ich ebenfalls besorgen muss. Die App soll mich künftig ohne Umwege durch Supermärkte meiner Wahl führen oder Preisvergleiche zwischen verschiedenen Läden ermöglichen – braucht dafür jedoch intensive Betreuung: Im Geschäft muss ich alle Artikel, die ich in den Einkaufswagen lege, abhaken und den Preis eingeben, falls der sich seit dem letzten Einkauf geändert hat. Die App merkt sich die Reihenfolge, mit der mir die Waren im Supermarkt begegnen. Aber da mein Smartphone sich schnell abdunkelt, um Energie zu sparen, muss ich es bei jedem Produkt wieder entsperren. Dabei halte ich die anderen Einkäufer auf. Am Ende stelle ich konsterniert fest, dass ich mit einem handgeschriebenen Zettel schneller gewesen wäre.

Zu Hause esse ich, putze mir die Zähne – wobei ich keine Lust habe, die App von Oral B schon wieder zu nutzen – und rufe laut "Filmzeit". Meine smarte Wohnung hat das Wohnzimmer vorgewärmt, dimmt das Licht und schaltet den Fernseher ein. "Zeige mir lustige Horrorfilme", sage ich zu Siri auf Apple TV. "Aber nur die guten." Siri versteht unter "gut" allerdings nur, was andere gut finden, da ich nicht auch noch bei der Abendunterhaltung ständig etwas bewerten möchte, nur damit Siri besser wird. Und so schaue ich mir 30 Minuten einen Film an, den ich weder gruselig noch lustig finde, und gehe erschöpft ins Bett.

Das Smartphone schalte ich aus, weil ich Angst habe, dass mich meine Assistenten nachts aufwecken und nach weiteren Daten fragen, um meinen nächsten Tag noch besser vorbereiten zu können. Ein paar der digitalen Butler mögen im Alltag helfen, aber keine ihrer jetzigen Funktionen hat mir Mühe erspart. Ich stelle eher fest, dass bei allen Erzählungen über die tollen neuen Helfer ein Aspekt zu kurz kommt: Wie lange es dauert, ihnen zu dienen, bevor sie mir dienen. Nein danke, denke ich. Einen weiteren Tag mit digitalen Helfern – das ist mir viel zu anstrengend. (grh)