China: Baidu gegen Google

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Chinesische Internet-Firmen sind außerdem daran gewöhnt, zensiert zu werden - ganz im Gegensatz zu Unternehmen aus dem Westen. Politisch "sensible" Begriffe sind bei chinesischen Suchmaschinen verboten. Gibt man das chinesische Wort für "Platz des himmlischen Friedens" bei Google China ein, erscheinen mehrere Seiten, die das weltweit verurteilte militärische Vorgehen der chinesischen Regierung gegen Demonstranten im Jahr 1989 erläutern. Bei Baidu erscheinen solche Websites überhaupt nicht.

Erfahrene chinesische Internet-Nutzer, die sich für Geschäfte mehr zu interessieren scheinen als für Politik, umschiffen diese Zensur ganz einfach. Dass Baidu sich an die Regierungsvorgaben hält, hat laut dem Analysten Sun wenig Einfluss auf die Meinung, die die Kunden von der Suchmaschine haben. Sobald Firmen aus dem Westen die gleichen Zensurmaßnahmen durchführen und sich damit der chinesischen Politik beugen, bekommen sie jedoch großen Ärger in der Heimat: Kürzlich bekam das Microsoft zu spüren, als das Unternehmen seinen Weblog-Dienst Spaces für chinesische Nutzer zensierte und prompt negative Presse erhielt.

Ausländische Firmen wie Google müssen sich unbedingt an die örtlichen Gegebenheiten anpassen, wenn sie Erfolg in China haben wollen, sagt Caroline Straathof, Investor Relations- und Corporate Communications-Direktorin beim populären chinesischen Internet-Portal Sohu: "Es reich nicht aus, einfach viel Geld auszugeben."

Doch Google lernt: In den letzten Monaten hat das Unternehmen laut Analyst Sun damit begonnen, den Werbeverkauf über örtliche Distributoren zu organisieren, die auf Provisionsbasis arbeiten und Zahlungen von Kunden akzeptieren können, die keine Kreditkarten besitzen. "Ich glaube, dass solche Partnerschaften Googles Business in China schnell weiterentwickeln können", sagt Sun. Er rechnet mit einem deutlichen Umsatzanstieg in den nächsten Quartalen. Wenn es noch schneller gehen soll, hat der Suchmaschinengigant immer noch ein weiteres Ass im Ärmel: Er könnte Baidu einfach kaufen. Geld genug hat Google ja.

Von Simon Burns; Übersetzung: Ben Schwan. (wst)