Das kongolesische iPad
Ein Technikunternehmer versucht, ein in Zentralafrika gestaltetes Tablet zu vermarkten.
Ein Technikunternehmer versucht, ein in Zentralafrika gestaltetes Tablet zu vermarkten.
Afrika zeigt in Sachen Mobilfunk nach wie vor hohe Wachstumsraten: Besonders Standarddienste wie Telefonie und SMS werden von immer mehr Menschen genutzt, sei es nun zur persönlichen Kommunikation oder beispielsweise für Bezahldienste. Der Trend geht jedoch auch in der Dritten Welt verstärkt in Richtung mobile Internet-Angebote. Dafür ist aber zunächst einmal passende Hardware notwendig, denn Smartphones setzen sich bislang nur relativ langsam durch.
Verone Mankou, Gründer des Start-ups VMK, hat nun den ersten Flachcomputer vorgestellt, dessen grundlegendes Design aus der Republik Kongo stammt. Das Way-C ("Licht der Sterne") genannte Tablet wird seit Anfang Februar verkauft und läuft mit dem handelsüblichen Google-Betriebssystem Android in Version 2.3, das auch unter dem Namen "Gingerbread" bekannt ist.
Die verbaute Technik ist nicht spektakulär, aber keineswegs minderwertig: Das Gerät bietet 4 Gigabyte Speicherplatz mit Erweiterungsmöglichkeit und ist mit einem 7-Zoll-Bildschirm mit kapazitiver Multitouch-Bedienung sowie WLAN-Empfang für drahtloses Internet ausgestattet. Herz des Systems ist ein TCC-8803-Prozessor mit 1,2 GHz, der auf 512 Megabyte Hauptspeicher zugreifen kann. Bei einem Gewicht von knapp 380 Gramm soll der Akku mindestens vier Stunden im Internet-Betrieb durchhalten, 3D-Spiele sind ebenso möglich wie die Wiedergabe von Flash-Video, die Bildschirmauflösung beträgt 800 mal 480 Bildpunkte.
Produziert wird das Gerät, das durch ein elegant zurückgenommenes Design auffällt, allerdings nicht in der Republik Kongo, sondern, wie viele andere Elektronikprodukte auch, in China. "Das hat den simplen Grund, dass es hier bei uns derzeit noch an passenden Fabriken fehlt", sagt Mankou. Außerdem sei die Herstellung in Asien derzeit deutlich günstiger als in Afrika. Das helfe, wettbewerbsfähig zu bleiben. Trotzdem trägt das Gerät den Schriftzug "Entwickelt und gestaltet im Kongo", wie es Apple mit seinem "Designed by Apple in California", das auf jedem Produkt steht, vorgemacht hat.
Mankou, der das Tablet zunächst in den zwei wichtigsten Städten des Landes – der Hauptstadt Brazzaville und die Erdölmetropole Pointe-Noire – in Zusammenarbeit mit dem Mobilfunkanbieter Airtel Congo SA vermarkten wird, ist erst 26 Jahre alt. In die Entwicklung des Way-C, die bereits seit mehreren Jahren läuft, steckte er laut eigenen Angaben rund 120.000 Euro.
Technisch hält Mankou sein Gerät für ebenbürtig zur Konkurrenz aus dem Norden. Den ursprünglichen Anspruch, ein Tablet für das Volk zu entwickeln, das sich auch sehr arme Menschen im Kongo leisten können, hat der Unternehmer allerdings nicht umsetzen können. Ein Billig-Gerät ist das Way-C keineswegs: Mit 230 Euro kostet es immerhin die Hälfte eines Apple iPad der Einsteigerklasse. Damit sich dennoch genügend Käufer finden, soll der Verkauf auch in zehn weiteren westafrikanischen Ländern sowie in Frankreich, Belgien und Indien starten.
Hoffnungen hegen VMK und Mankou auch in Sachen Software: Da es sich um das erste Tablet mit hauptsächlich afrikanischer Zielgruppe handelt, sollen Entwickler speziell an diesen Markt angepasste Apps erstellen – vom sozialen Netzwerk über das Hilfsprogramm für Bauern bis hin zur lokalen Shopping-Lösung. Um für das Way-C zu programmieren, reicht die übliche Android-Entwicklungsumgebung. VMK will Apps, die für das Tablet optimiert sind, auf seiner Website präsentieren.
Wenn es nach Mankou geht, bleibt das Way-C nicht das einzige Gerät, das VMK in die Serienproduktion schickt. Als nächstes will der junge Unternehmer das Design eines eigenen Smartphones fertigstellen, das bereits im Sommer vermarktet werden könnte. Auch hier will VMK aber kein Billigprodukt liefern – das Gerät soll mindestens so leistungsfähig wie Apples iPhone 3GS sein und knapp 200 Dollar kosten. Auch hier wird Mankou in Afrika gestalten, aber in China bauen lassen. (bsc)