Dem Krebs auf der Spur
Schwedische und deutsche Forscher haben zwei neue Verfahren zur Tumorortung vorgestellt: Eine elektronische Nase und ein Kontrastmittel, das Wucherungen leichter sichtbar macht.
Schwedische und deutsche Forscher haben zwei neue Verfahren zur Tumorortung vorgestellt: Eine elektronische Nase und ein Kontrastmittel, das Wucherungen leichter sichtbar macht.
György Horvath von der Sahlgrenska-Akademie der Universität Göteborg hat ein Testgerät entwickelt, das am Geruch von Blutproben erkennen kann, ob eine Patientin Eierstockkrebs hat oder nicht. Der Wissenschaftler optimierte dafür eine sogenannte "elektronische Nase" der Königlich Technischen Hochschule Stockholm (KTH): Diese arbeitet mit mikroelektronischen Gassensoren, die detektierte Gerüche in elektrische Signale übersetzen.
Horvath verbesserte mit Kollegen von der Gävle Universität die Sensitivität des Geräts: Es liefert deutlich mehr korrekte Treffer und weniger "falsch negative". Sein Ziel ist es, später anhand von Blutproben gynäkologische Tumore bereits im Frühstadium verlässlich zu erkennen. Die Tests mit der elektronischen Nase bestätigen Horvath zufolge, dass sich das Verfahren grundsätzlich für Vorsorgeuntersuchungen eignet.
Eierstocktumore wurden bereits in anderen Studien erfolgreich am Geruch erkannt – allerdings nicht elektronisch, sondern tierisch. Hunde unterschieden das Krebsgewebe von gesundem Unterleibsgewebe und anderen gynäkologischen Tumorarten. Was bislang fehlte, war der Nachweis, wie genau das erfolgt und ob es sich lohnt, die Tiere tatsächlich in der Praxis einzusetzen. Horvath hat in einer weiteren Studie allerdings belegt, dass die Hunde sich nicht verlässlich für die Diagnostik im Klinikalltag eignen. Der Grund: Die Tiere seien zu leicht beeinfluss- und ablenkbar.
Bevor das System in der klinischen Praxis eingesetzt werden kann, muss Horvath im nächsten Schritt allerdings auch die Rate der "falsch positiven" Treffer minimieren, also die Rate der fehlerhaften Krebsmeldungen.
Ist ein Tumor einmal identifiziert, wird er im Klinikalltag mit bildgebenden Verfahren weiter untersucht – oder diese werden gleich zur Erstdiagnose verwendet. Dabei kommt neben der Computertomografie (CT) auch die Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz. Hierbei kann es allerdings noch zu Ungenauigkeit kommen: Die Bereiche zwischen gesundem Gewebe und Tumor lassen sich manchmal nicht zweifelsfrei identifizieren.
Um beispielsweise festzustellen, wie weit sich ein Tumor im Gehirn eines Patienten ausgebreitet hat, bedarf es guter Kontrastmittel. Forscher am Universitätsklinikum Heidelberg haben daher nun eine neue Technik entwickelt, die Geschwüre und Krebszellen viel genauer für das bildgebende Verfahren einfärben soll als bislang möglich.
Das verbesserte Kontrastmittel namens Gadofluorine M (GfM) wurde von der Neuroradiologie-Assistenzärztin Leonie Jestaedt vom Uniklinikum der Hochschulstadt entwickelt. Die Substanz hat mehrere Vorteile: Sie kann bereits frühe Tumorstadien deutlich anfärben und zudem – wenn sie mit einem Farbstoff gekoppelt verabreicht wird – bei einem operativen Eingriff sichtbar machen, ob der Chirurg das Geschwür wirklich restlos entfernt hat oder ob er noch zusätzliches Gewebe wegschneiden sollte.
GfM macht Tumore besser sichtbar, weil es spezifisch an die Krebszellen bindet. Existierende Kontrastmittel reichern sich dagegen üblicherweise nur dort an, wo der Tumor die Wände von Blutgefäßen im Hirn durchlässig gemacht hat. Mit GfM lassen sich auch die oft dünn ausfransenden Ränder der Wucherung aufspüren.
Derzeit befindet sich das neuartige Kontrastmittel der Heidelberger Forscherin noch im Prototypenstadium; bis zu seiner klinischen Zulassung beim Menschen werden noch Jahre vergehen. Trotzdem lässt sich das Mittel bereits jetzt für Forschungszwecke nutzen: Es kann etwa eingesetzt werden, um neue Krebsmedikamente in Tierversuchen zu testen, die auf das Gehirn wirken. (bsc)