Der Satelliten-Sucher

Der kanadische Amateurfunker Scott Tilley hält Ausschau nach Weltraumtrabanten – und erzielt dabei Treffer.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Thomas Reintjes

Tilley sitzt oft in seiner kleinen Hütte in seinem Garten in Roberts Creek in British Columbia und hält Ausschau nach Signalen von Satelliten. So stieß er diesen Januar auf Image, einen längst tot geglaubten Umweltsatelliten der Nasa.

Mehr Infos

TR: Sie haben den im Jahr 2000 gelaunchten Nasa-Satelliten Image wiedergefunden, der 2005 verstummt war. Wie kam es dazu?

SCOTT TILLEY: Ich scanne regelmäßig den Himmel nach Funksignalen. Diesmal war ich mit meiner S-Band-Antenne eigentlich auf der Suche nach dem geheimen US-Satelliten Zuma. Bei 2275,905 Megahertz bemerkte ich eine Kurve, die zu einem Satelliten im hohen Erdorbit passte. Mit dem Open-Source-Programm "strf" fand ich heraus, dass das Signal von 2000-017A, 26113, genannt Image, kam.

Haben Sie von der Nasa inzwischen einen Finderlohn bekommen?

Nicht dass ich wüsste. Aber es gibt unter Amateurfunkern die bewährte Tradition der QSL-Karten. Das sind echte Postkarten, die man einem anderen Funker schickt. Jemandem, der weit weg ist oder von dem man ein ungewöhnliches Signal empfangen hat. Man bittet ihn, den Kontakt zu bestätigen, und er schickt dann eine Postkarte zurück.

Deshalb habe ich die Nasa gebeten, meine QSL-Karte anzunehmen und mit ihrer eigenen zu beantworten. Das hat die Behörde aber wohl ein wenig verwirrt, und sie weiß noch nicht, wie sie damit umgehen soll. Meine Karte liegt hier fertig geschrieben, aber ich habe noch keine Adresse oder den Namen von jemandem bekommen, der mir dann auch antwortet.

Was haben Sie über die Jahre sonst noch im All gefunden?

Alles Mögliche, von Schrottteilen bis zu Raketenstufen. Wir katalogisieren alles, was wir sehen, damit wir wissen, was da oben ist, und damit wir in diesem Wald die Bäume noch sehen können. Ich glaube, dass wir dem Katalogisieren mehr Aufmerksamkeit widmen sollten.

Das betrifft vor allem Dinge, bei denen es wahrscheinlich ist, dass sie noch einmal nützlich werden könnten. Man sollte darüber nachdenken, den Status von Missionen öffentlich verfügbar zu machen, zusammen mit Spezifikationen wie Frequenzen und Fehlerberichten. Dann müssen wir uns nicht wie bei Image auf pures Glück verlassen.

Sie haben einfach nur Glück gehabt?

Ja, ich bin einfach über den Satelliten gestolpert. Ich habe nicht danach gesucht, aber ich habe hingeguckt. Ich hatte die richtige Ausrüstung und das richtige Wissen, um zu verstehen, was ich sah.

Sind Sie stolz auf Ihren Fund?

Ich fühle mich so beflügelt, wie es nicht oft im Leben vorkommt. Ich habe etwas entdeckt und bekomme dafür eine Menge Energie und Anerkennung zurück. Heute morgen etwa war ich zu Gast in der dritten Klasse meines Sohnes. Ich habe den achtjährigen Jungen und Mädchen die ganze Geschichte erzählt.

Sie haben ganz gut verstanden, was passiert ist. Wir haben über Wissenschaft gesprochen und darüber, was Wahrheit ist. Ich finde, das ist das Beste, was bei so einer Geschichte rauskommen kann. Wenn andere dadurch motiviert werden, selbst etwas Tolles zu machen.

(bsc)