Der Sinn der Musik

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Die beiden wichtigsten Qualitätskriterien für Fingerprint-Technologie sind Skalierbarkeit und Robustheit. Skalierbar heißt die Software, wenn der Suchalgorithmus nicht nur zehntausend, sondern bequem auch zehn Millionen Fingerabdrücke durchsuchen kann, wobei die Suchzeit nicht proportional mit der Zahl der Fingerabdrücke wächst, sondern weit langsamer. Robust ist das System, wenn es die Musik trotz lauten Hintergrundgeräuschen und schlechtem Handy-Empfang korrekt erkennen kann.

Shazam Entertainment aus London etwa bietet eine Musikerkennung per Handy an. Ein Cluster aus 80 vernetzten Linux-PCs im Londoner Untergrund empfängt rund um die Uhr Anrufe aus den Bars und Clubs dieser Welt. In Deutschland arbeitet Shazam mit Vodafone zusammen. Mobilfunkkunden können die Kurzwahl 221122 anrufen und ihr Handy in der Kneipe in die Luft halten. London schneidet 30 Sekunden mit, erstellt einen digitalen Fingerabdruck und vergleicht diesen mit einer Datenbank. Eine halbe Minute später wird an den Anrufer eine Kurznachricht mit Titel und Interpret geschickt.

Bei automatisierter Musikerkennung mit Programmen wie AudioID wittern jetzt viele in der Unterhaltungs- und Medienbranche das große Geschäft:

  • weit fortgeschritten ist die Musikerkennung per Handy. O2 will auf der kommenden CeBIT einen ähnlichen Dienst wie Vodafone vorstellen, T-Mobile hält sich noch bedeckt. Anfang Januar kündigten Gracenote und Philips die mobile Musikerkennung für den internationalen Markt an.

- das holländische Start-up Medialogging protokolliert mit Hilfe der Fraunhofer-Software die Programme der 20 größten holländischen Fernseh- und Radioanstalten. Ziel ist es, die Bezahlung von Urheberrechtsabgaben zu kontrollieren und automatisch abzuwickeln.

- die Firma Musicmatch bietet mit ihrem virtuellen CD- und MP3-Spieler "Jukebox Plus" die automatische Musikerkennung übers Internet an. Wer den Computer zum Musikhören nutzt, kann sich die Musikdateien online sortieren und korrekt beschriften lassen. Dabei werden auch falsch benannte Stücke erkannt.

- die Musikindustrie interessiert sich für Software zur Überwachung von Tauschbörsen. Shazam Entertainment will noch keine Namen nennen, ist aber laut Entwicklungschef und Mitgründer Avery Wang im Gespräch mit Interessenten. Über den Weltverband der Phonoindustrie IFPI sagt Wang: "Mit denen verstehen wir uns gut, auch wir sind gegen Tauschbörsen."

Im vergangenen Jahr gingen laut dem Marktforschungsunternehmen Jupiter Media Songs im Wert von rund 80 Millionen Dollar über virtuelle Ladentheken. In diesem Jahr sollen die Umsätze mit digitaler Musik schon 200 Millionen Dollar ausmachen. Am Fraunhofer-Institut läuft seit kurzem ein Programm mit dem Spitznamen Soundslike, das nach Ähnlichkeiten zwischen Musikstücken fahndet. Damit können Musikfans neue Interpreten aufspüren und Plattenläden Empfehlungen verschicken. "Kunden, die Herbie Hancock hören, mögen auch Chick Corea", hieße es dann beim Download. Der gläserne Kunde wird wieder ein bisschen durchsichtiger.

Einen ähnlichen Service gibt es zwar schon jetzt bei Amazon und einigen Musikläden im Netz. Er basiert jedoch darauf zu beobachten, welche Titel die Nutzer kaufen oder welche Songs sie zusammen in eine Playlist packen. Mit Semantik hat das nichts zu tun. Eine intelligentere Lösung wählte die deutsche Firma Hifind während des Internet-Booms. Sie ließ musikversierte Mitarbeiter Steckbriefe für hunderttausende Musikstücke anfertigen, in denen Merkmale wie Stimmung, Genre, männliche oder weibliche Sänger, Rhythmus et cetera notiert wurden. Das kann sich heute keiner mehr leisten.