Der richtige Dreh beim 3D-Druck

Seite 4: Biege machen

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Ob dann alles klappt, hängt wesentlich vom Material ab – üblich sind bei FDM-Druckern ABS und PLA (zu den exotischeren druckbaren Stoffen siehe Make 2/19, Seite 8). PLA sondert unseres Wissens keine giftigen Dämpfe ab, wenn es heiß wird, es verzieht sich wenig beim Abkühlen und man kann es aus nachwachsenden Rohstoffen herstellen. Es heißt, dass es langfristig unter UV-Bestrahlung leiden und im Lauf der Zeit sogar kompostieren soll – ob das ein Vorteil oder Nachteil ist, sei mal dahingestellt. An unseren bisher aus PLA gedruckten Objekten konnten wir jedenfalls noch keine Zersetzungsprozesse feststellen, allerdings stammen die ältesten erst aus dem Jahr 2011 und keines davon war seitdem Wind und Wetter ausgesetzt.

Das schwarze Exemplar dieser iPad-Halterung wurde aus PLA gedruckt, seine Unterkante ist nahezu gerade – das weiße Stück besteht aus ABS und strebte sichtlich an beiden Enden vom Drucktisch weg.

Beobachtet haben wir allerdings, dass manches unverarbeitete PLA-Filament von der Rolle zum Teil nach ein oder zwei Jahren Lagerzeit nicht mehr gut zu verwenden war: Der Plastikdraht zeigte winzige Querrisse, brach leicht und aus dem Druckkopf kamen ungewohnt dünne Fädchen – ob das hygroskopische Material mit der Zeit zu viel Feuchtigkeit aufgenommen hat oder eher ausgetrocknet ist, wissen wir nicht. Der Effekt fiel uns meist (aber nicht immer) bei halbtransparenten PLA-Sorten auf.

Es muss nicht immer das auf englischen Webseiten erwähnte "blue masking tape" als Drucktischauflage sein – hochwertiges Malerkrepp aus dem Baumarkt funktioniert genauso ...

ABS hingegen druckt sich noch nach Jahren wie am ersten Tag. Beim Erhitzen wird allerdings Styrol frei, was mäßig giftig ist. Ist für ausreichend Lüftung gesorgt, bleibt das größte ABS-Problem: Beim allmählichen Abkühlen der älteren Materialschichten bauen sich Spannungen im Werkstück auf, die es verbiegen ("Warping"), was oft dazu führt, dass sich Objekte vom Drucktisch lösen, sei der auch noch so gut beheizt und speziell beschichtet – ob mit Kapton-Tape oder blauem Malerkrepp beklebt oder einfach mit Klebestift eingestrichen.

... das Raumfahrtmaterial Kapton ist als Haftgrund hingegen etwas aus der Mode gekommen.

Was ABS-Drucke nach unserer Erfahrung noch am zuverlässigsten am Boden hält, ist die von der Firma PP3DP für ihre UP-Drucker verwendete Lochrasterplatte. Diese besteht aus hitzebeständigem Kunststoff, der Platinenmaterial ähnelt. Beim Druck der ersten Schicht dringt ABS etwas in die Löcher ein, das abkühlende Material verzahnt sich mit der Grundplatte. Kombiniert man diese mit einem Raft, klappt der ABS-Druck fast immer. Allerdings erfordert es etwas Übung und manchmal ziemliche Kraft, das abgekühlte Objekt von der Grundplatte zu trennen.

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ABS oder PLA?

Manchmal liest man, ABS wäre stabiler als PLA – das können wir aus unseren Erfahrungen weder bestätigen noch durch eine systematische Untersuchung widerlegen. Entscheidender dürfte für die meisten Anwendungen sein, dass PLA bereits bei etwa 70 Grad weich wird und seine Festigkeit verliert – Kaffeetassen kann man daraus nicht drucken.

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Geschlossener Raum

3D-Drucker mit geschlossenem Bauraum sollten eigentlich weniger Probleme mit Spannungen bei ABS haben, weil die Objekte im Inneren wärmer gehalten werden. In unseren eigenen 3D-Druckertests hat sich das bisher aber nicht bemerkbar gemacht.