Detektor für schmutzige Bomben

Fraunhofer-Forscher haben ein Sicherheitssystem entwickelt, das schmutzige Bomben in Menschenmengen erkennen soll.

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Die Terrorgefahr in Europa und in den USA wächst nach wie vor. Doch Anschläge mit radioaktiven Sprengsätzen, bei denen ein Angreifer strahlendes Material mit Hilfe von konventionellem Bombensprengstoff in der Gegend verteilen könnte, gab es bislang zum Glück noch nicht.

Geigerzähler.

(Bild: Steve Jurvetson / Flickr / cc-by-2.0)

Doch das Risiko, dass solche schmutzigen Bomben künftig eingesetzt werden könnten, steigt, warnen Behörden – auch weil sie relativ simpel herzustellen sind und dabei schwerwiegende Auswirkungen haben. Bei den Sprengsätzen handelt es sich nicht um Atomwaffen, die eine nukleare Kettenreaktion bei Zündung starten. Dennoch ist das Verseuchungspotenzial groß – mit Material, das etwa aus Onkologieabteilungen von Krankenhäusern oder Forschungseinrichtungen und Industrieanlagen stammt.

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"Fünf Gramm Cäsium – verteilt mit einigen Kilogramm Sprengstoff – reichen aus, um einen Milliardenschaden zu verursachen, ganz zu schweigen von den psychosozialen und gesundheitlichen Folgen", warnt Wolfgang Koch, Leiter der Abteilung Sensordaten und Informationsfusion am Fraunhofer Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE). Zwar riskierten potenzielle Bombenbauer den Strahlentod, das dürfte Terroristen jedoch nicht abschrecken, glaubt er.

Caesium-Probe

(Bild: Dnn87 / Wikipedia / cc-by-sa-3.0)

Koch und sein Team haben daher einen Detektor gebaut, der radioaktive Stoffe in großen Menschenmengen entdecken können soll. Er ist besonders auf relativ leicht verfügbare Isotope wie Cäsium 137, Cobalt 60, Americium 241 oder Iridium 192 ausgelegt und basiert auf verschiedenen bereits auf dem Markt erhältlichen Hardware-Komponenten, um die Produktion zu erleichtern.

Ein Netzwerk aus Gammaspektrometern erfasst die Strahlung, 3D-Kameras, wie man sie aus Spielekonsolen wie der Xbox (Kinect) kennt, zeigen den genauen Ort an, wo sie festgestellt wurde – inklusive Entfernungsangaben. So lässt sich in einem Raum erkennen, wo genau sich Bombenträger und Bombe befinden. "Die meisten für radiologische Bomben in Frage kommenden Stoffe senden Gammastrahlen aus, die sich nicht abschirmen lassen. Daher bedienen wir uns dieser Art von Sensoren", erklärt Koch.

Sicherheitssystem im Labortest.

(Bild: Fraunhofer FKIE)

Künftig soll das System auch feststellen können, ob das radioaktive Material direkt am Körper oder gar im Körper getragen wird. Auch soll unterschieden werden, ob ein Mensch womöglich aus legitimen Gründen – etwa in Behandlung mit radioaktivem Jod – strahlendes Material im oder am Körper trägt. Das Sensorennetzwerk könnte an Bahnhöfen oder Flughäfen eingesetzt werden und rund um die Uhr neuralgische Punkte überwachen. "Wir wissen zu jedem Zeitpunkt, wo sich Person XYZ befindet. Die Identität kennen wir natürlich nicht – ein wichtiger Aspekt, was den Datenschutz anbelangt", sagt Koch. Erst nach Erlangung eines hinreichendes Verdachts sollen potenzielle Terroristen biometrisch erfasst werden – inklusive seiner Bewegungen im Kamerabereich. Dann kann auch verzögerungsfrei die Polizei aktiv werden.

(bsc)