Developer Preview auf Internet Explorer 9
Seite 3: Webstandards II
HTML5 kĂĽnftig inbegriffen
HTML5 sorgt seit einiger Zeit fĂĽr Bewegung im Web. Elemente wie header
, nav
, article
, section
, aside
und footer
geben Webautoren neue Möglichkeiten an die Hand, den Aufbau von Webseiten zu standardisieren. Leider bremste der Internet Explorer den Einsatz dieser Elemente bisher aus, da er unbekannte Elemente in sämtlichen Versionen ignorierte und der Einsatz von JavaScript notwendig ist, damit HTML5-Webseiten im IE funktionieren (siehe den Webkrauts-Artikel). Die Preview ist nun in der Lage, mit unbekannten Elementen umzugehen, das heißt sie als "vollständige" Elemente zu behandeln, die Webentwickler per Skript ansprechen oder über CSS gestalten können.
Von der UnterstĂĽtzung des in HTML5 eingefĂĽhrten video
-Elements ist bislang noch nicht viel zu sehen, dabei war sie fĂĽr die zweite Preview angekĂĽndigt. In der dritten Version soll es aber so weit sein; auf der Entwicklerkonferenz zeigten die IE-Entwickler bereits, wie mehrere HD-Videos flĂĽssig in einem Fenster auf Basis von HTML5 laufen, ohne den Prozessor stark zu belasten. AngekĂĽndigt sind die video
-Unterstützung auf Basis des Codecs H.264, die derzeit übliche Codierung für hochauflösende Videos im Web, sowie die Audioformate MP3 und AAC.
Hoffnung fĂĽr canvas
Keine UnterstĂĽtzung gibt es bislang fĂĽr das canvas
-Element, das ebenfalls ein Bestandteil von HTML5 ist und ein dynamisches Rendern von Grafiken innerhalb eines definierten Bereichs auf der Webseite ermöglicht. canvas
gilt unter Webentwicklern als Alternative zu Flash und Silverlight, daher liegt die Vermutung nahe, dass Microsoft, das noch immer auf den Durchbruch seiner RIA-Technik hofft, canvas
zugunsten Silverlights auszubremsen versucht. Ă„hnlich war die Vorgehensweise bei SVG: Microsoft unterstĂĽtzte in seinen Anwendungen lange Zeit nur die Vektorsprache VML. Erst jetzt, wo klar ist, dass VML keine Zukunft mehr hat, wendet Microsoft sich SVG zu.
Die IE-9-Vorschau kann SVG-Dokumente anzeigen oder per object
-Element in (X)HTML-Dokumente einbetten und versteht darüber hinaus Inline-SVG, also den Einsatz von SVG-Elementen direkt innerhalb von HTML oder XHTML. In diesem Rahmen wird der IE endlich XHTML-fähig: Die Preview kann mit dem für XHTML-Dokumente vorgesehenen MIME-Typ application/xhtml+xml
umgehen und zeigt derart ausgelieferte Dokumente endlich im Browser an, statt sie – wie bisherige Versionen – zum Download anzubieten.
Die derzeitige Preview versteht die wesentlichen SVG-Strukturelemente, Grundformen wie circle
, ellipse
, rect
, line
, polyline
und polygon
sowie deren Attribute und zugehörige DOM-Interfaces. Einige Demos, die auch einen Eindruck von der Darstellungsgeschwindigkeit des kommenden IE 9 geben, stellt Microsoft auf der Test-Drive-Website bereit und darüber hinaus zahlreiche Tests im Internet Explorer Testing Center.
Selbst wenn die von Microsoft angebotenen Tests einen anderen Eindruck hinterlassen, zeigen die aktuellen von Jeff Schiller, dass Microsoft viel Arbeit vor sich hat: Die aktuelle Preview erreicht gerade einmal 30,55 Prozent – nur 2,19 Prozent mehr als die erste Vorschau. Damit liegt der IE 9 noch weit hinter Firefox (über 60 %), Safari und Chrome (über 80 %) und Opera (über 90 %) zurück. Derzeit ist aber nur ein geringer Teil des Sprachumfangs implementiert. Die Roadmap im IEBlog stellt in Aussicht, dass die Lücken in kommenden Vorschauversionen geschlossen werden.
Um den aktuellen Entwicklungsstand besser einordnen zu können, empfiehlt sich ein Blick auf den Acid3-Test des Web Standard Project (WaSP). Er analysiert Browser hinsichtlich ihrer Fähigkeiten zur Darstellung interaktiver Anwendungen. Dementsprechend werden primär DOM2- und ECMAScript-Fähigkeiten untersucht. Zusätzlich zu den 100 Einzeltests muss die Acid3-Testseite visuell dem Referenz-Rendering entsprechen. Dazu muss der Browser fit sein in CSS3 und herunterladbare Schriftarten sowie Base64-codierte Bilder in Form von Data-URLs und Farbdarstellungen im HSLA-Farbraum unterstützen. Aktuelle Safari-, Opera- und Chrome-Versionen bestehen den Test vollständig. Firefox 3.6 schafft 95 von 100 Punkten. Die Preview erreicht nur 68 Punkte. Das sind zwar 13 Punkte mehr als die erste Vorschauversion schaffte, aber ist noch weit von der Referenzdarstellung entfernt (siehe Abbildung 3).