Die Neuerungen von Linux 2.6.31

Seite 4: WLAN, OS Fingerprinting, USB 3.0

Inhaltsverzeichnis

Reichlich Änderungen gab es wie so häufig im WLAN-Bereich. Die Basis-Infrastruktur der für verschiedene Ralink-WLAN-Chips zuständigen Treiber der rt2x00-Familie haben die Kernel-Hacker um Unterstützung für Übertragungen nach 802.11n erweitert. Ferner zogen Änderungen ein, die Unterstützung für die Ralink-USB-WLAN-Chips RT2770, RT2870 und RT3070 nachrüsten, für bislang lediglich Staging-Treiber erhältlich waren. Ausgereift ist der neue Treiber-Code aber bislang nicht, listet doch der Commit-Kommentar noch mehrere größere Probleme auf; fürs erste dürften Anwender daher mit den Staging-Treibern für diese Chips sowie den damit verwandten Treibern des Herstellers besser bedient sein.

Nach einer ersten Grundrenovierung bei 2.6.27 folgt nun die nächste, als "rewrite" bezeichnete Überarbeitung des Rfkill-Frameworks, das sich um die vornehmlich bei Notebooks zu findenden Schiebeschalter oder Tastenkombinationen zum Ein- und Ausschalten von WLAN oder Bluetooth kümmert. Das soll abermals die Interaktion zwischen Hardware, Kernel und Userspace-Programmen wie dem NetworkManager verbessern und zahlreiche Probleme in diesem Bereich nun endlich beseitigen.

Diverse Änderungen verbessern ferner die Unterstützung für die Stromspartechniken moderner WLAN-Chips in Treibern (u. a. iwlwifi) und den von ihnen genutztem WLAN-Stack MAC80211 (u. a. 1, 2, 3, 4). Zum Hauptentwicklungszweig stieß ferner die maßgeblich von Siemens-Mitarbeitern entwickelte Unterstützung für IEEE 802.15.4, dem Übertragungsprotokoll für Wireless Personal Area Networks (WPAN) (u. a. 1, 2, 3, 4, Dokumentation).

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Neue Linux-Versionen sind über die in Server von Kernel.org erhältlich; deren Inhalte spiegeln auch zahlreiche Mirror in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Linux-Anwender, die sich nicht intensiv mit dem Kernel und dessen Umfeld beschäftigen, sollten neue Linux-Treiber und -Kernel aber normalerweise nicht auf eigene Faust einspielen, sondern auf die Kernel der Linux-Distributoren zurückgreifen. (...mehr...)

Ebenfalls neu dazu gestoßen ist der Treiber int51x1 für die per USB angebundenen und mit 14 MBit/s arbeitenden Intellon-Chips INT51x1 und INT5200. Sie kommen bei Geräten zur Datenübertragung über das Stromnetz (Powerline Communication/PLC) wie Devolos dLAN duo zum Einsatz. Neu in 2.6.31 ist der cnic genannte Treiber für Gigabit-Ethernet-Cards aus Broadcoms NetXtremeII-Serie. Dank einiger Änderungen an dem Treiber bnx2 für Broadcom-Chips erledigt die Broadcoms-Hardware nun viele der Arbeiten für iSCSI selbst und entlastet so den Prozessor ("iSCSI offload").

Dank Passive OS Fingerprinting kann der Netfilter-Code nun teilweise das Betriebssystem des die Netzwerk-Pakete sendenden Systems erkennen und die Pakete anschließend einem Betriebssystem-spezifischen Regelsatz übergeben. Die Homepage des OSF-Projekts hält Beispiele zum Einsatz sowie Links zu einer Fingerprint-Sammlung bereit; ein kurzer LWN.net-Artikel liefert einige Hintergründe zur Technik.

Zahlreiche Änderungen gab es auch an den WLAN-Treibern im Staging-Bereich, wo Treiber gesammelt und weiterentwickelt werden, die den Qualitätsansprüchen der Entwickler bislang nicht genügen. Neu dabei ist der Treiber rtl8192su für WLAN-Chips von Realtek mit ähnlichem Namen; ebenfalls neu ist der Treiber vt6655 für VIA-Chips der gleichnamigen Serie (u. a. 1, 2).

Ferner haben die Entwickler einige Teile der drei Staging-Treiber für die WLAN-Chipsätze RT2770, RT2870 und RT3070 von Ralink zusammengelegt, was den Code-Umfang des Staging-Bereich deutlich reduziert hat. Auch der rudimentäre Framebuffertreiber udlfb (1, 2) für DisplayLink-Geräte stieß im nun zu Ende gegangenen Entwicklungszyklus zum Staging-Bereich.

Unter den Änderungen USB-Subsystem findet sich wie erwartet der maßgeblich von Intel-Programmierern entwickelten Code zur Unterstützung von USB-3.0-Controllern mit ihrem Extensible Host Controller Interface (xHCI) (u. a. 1, 2, 3, 4, 5). Einige Hersteller haben zwar schon Details zu USB-3.0-Hardware angekündigt, erhältlich ist aber bislang keine.

Einen Überblick über die Änderungen am Firewire-Code geben die zwei Haupt-Git-Pull-Request des Firewire-Maintainers Stefan Richter (1, 2). Dabei hebt er unter anderem die neue Unterstützung für "IPv4 over IEEE 1394" (also Netzwerk via Firewire) im neueren der beiden Firewire-Stacks des Linux-Kernels hervor. Er betont ferner, dass der neuere, "firewire" genannte Stack nun nicht mehr als experimentell gilt und Distributoren diesen in Zukunft bevorzugt einsetzen sollen: Er liefere bessere Performance, sei kompatibler, biete mehr Features und sei auch sicherer.