Die Neuerungen von Linux 2.6.32

Seite 5: Netzwerk, Staging-Treiber und der Rest

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Die Kernel-Hacker haben den Treiber vmxnet3 in den Hauptentwicklungszweig aufgenommen. Er versteht sich mit dem "vmxnet3 virtual ethernet NIC" – einem Netzwerkadapter, den einige Virtualisierungslösungen von VMware emulierten. Der für neuere Realtek-Netzwerk-Hardware zuständige Treiber r8169 unterstützt nun auch den Chip RTL8168D. Btusb beherrscht jetzt USB-Autosuspend – bei Bluetooth-USB-Chips, die kein Remote Wakeup unterstützen, muss man das Interfaces allerdings herunterfahren, damit die Stromsparmechanismen zum Zuge kommen. Der neue Linux-Kernel bietet zudem Infrastruktur, um mit dem Programm ethtool die Firmware von Netzwerk-Chips zu aktualisieren ("flashen"). Außerdem integrierten die Kernel-Entwickler mehrere mISDN-Treiber.

Im WLAN-Treiber p54 haben die Entwickler die Unterstützung für einige zuvor ungenutzte Stromsparmechanismen aktiviert. Um einen vermutlich von Hard- oder Firmware verursachten Fehler zu umgehen, haben die Entwickler an anderer Stelle genau das Gegenteil gemacht und einige der Stromsparfunktionen im für Intels Wireless WiFi Link 4965AGN zuständigen Treiber iwl4965 deaktiviert. Die Entwickler wissen noch nicht, ob sie die Stromsparfunktionen je wieder werden aktivieren können. Die Kernel-Hacker verbesserten den Treiber für Intel-WLAN-Chips aber auch, denn mit Hilfe von pm_qos (Power Management Quality of Service) können diese nun besser entscheiden, wie tief sie die WLAN-Hardware schlafen legen.

Der MAC80211-WLAN-Stack kann in Zukunft im Hintergrund nach WLAN-Netzwerken scannen, sodass eine Verbindung mit dem AccessPoint weiter Daten überträgt. Dan Williams, Hauptentwickler des NetworkManager, hebt diese für standortbezogene Dienste oder Roaming interessante Funktion in einem Blog-Eintrag hervor.

Wie schon bei den vorangegangenen Linux-Versionen gab es auch in diesem Entwicklungszyklus viele umfangreiche Änderungen im Staging-Zweig, der unreife, den Qualitätsansprüchen der Kernel-Hacker Entwickler nicht genügende Treiber aufnimmt. Sie sind der Hauptgrund, warum derzeit bei jeder neuen Kernel-Version deutlich mehr Zeilen Quellcode neu zum Kernel stoßen oder rausfliegen als vor ein oder zwei Jahren. Satte 3,5 MByte groß ist allein der Patch, der den Treiber RT3090 für den gleichnamigen WLAN-Chips von Ralink nachrüstet; auf über 2 MByte beläuft sich der Commit, der einen Treiber für den Realtek-WLAN-Chip 8192 einbindet.

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Neue Linux-Versionen sind über die in Server von Kernel.org erhältlich; deren Inhalte spiegeln auch zahlreiche Mirror in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Linux-Anwender, die sich nicht intensiv mit dem Kernel und dessen Umfeld beschäftigen, sollten neue Linux-Treiber und -Kernel aber normalerweise nicht auf eigene Faust einspielen, sondern auf die Kernel der Linux-Distributoren zurückgreifen. (...mehr...)

Wie erwartet haben die Kernel-Entwickler die kürzlich unter der GPL freigegebenen Hyper-V-Treiber von Microsoft in den Staging-Bereich aufgenommen. Linux-Gastsysteme können mit ihnen die Hardware-Emulation beim Betrieb unter einigen Microsoft-Virtualisierungslösungen teilweise umgehen und so deutlich bessere I/O-Performance erzielen. Nachdem die Microsoft-Entwickler wieder aktiv sind, ist es unwahrscheinlich, dass die Treiber bei 2.6.33 schon wieder rausfliegen – letzteres hatte der Verwalter des Staging-Bereiches vor einigen Wochen angedroht, weil er über einen längeren Zeitraum nichts von den Microsoft-Entwicklern gehört hatte.

Die bei 2.6.31 aufgenommenen USB-3.0-Treiber sollen durch verschiedene in 2.6.32 eingeflossene Änderungen nun richtig rund laufen – einige dieser Patches waren zuvor auch schon in die Stable-Kernel der 2.6.31-Serie integriert worden, um deren USB-3.0-Unterstützung zu verbessern. Der Treiber thinkpad-acpi wurde erheblich überarbeitet – zu den Verbesserungen zählen die Unterstützung für Thinkpads mit einer neueren Firmware-Generation ("second-gen firmware") und bessere Koordination mit dem Userspace bei Lautstärke- und Helligkeitsregelung über Hotkeys.

Das Input-Subsystem für Eingabegeräte bringt nun einen Treiber für das Sentelic Finger Sensing Pad mit – ein Fingerabdrucksensor, der in einigen Geräten der Wind-Serie von MSI steckt. Erstmals Bestandteil des offiziellen Kernels ist auch ein Treiber für den von Winbond gefertigten Infrarot-Controller (CIR/Consumer IR) WPCD376I, der etwa auf dem DG45FC-Mainboard von Intel zum Einsatz kommt.

UIO (Userspace I/O) bietet nun einen generischen Treiber für PCI-2.3-Geräte – dessen Entwickler will ihn zusammen mit Qemu im Virtualisierungsumfeld einsetzen. Neu dabei ist ein I2C-Treiber für das generische, auf ACPI aufsetzende SMBus Control Method Interface (CMI).