Die Neuerungen von Linux 2.6.34

Seite 6: Linux 2.6.34: Fazit und Ausblick

Inhaltsverzeichnis

Zu den für Endanwender wichtigen Verbesserungen zählen der überarbeitete Nouveau-Treiber, die bessere Unterstützung für die zur Laufzeit nutzbaren Stromspartechniken von I/O-Geräten sowie das schnellere Suspend und Resume; eher langfristig wichtig sind außerdem die Unterstützung für den Grafikkern von Intels nächster Prozessor-Generation sowie der derzeit noch rudimentäre Treiber für die Evergreen-Grafikchips der Radeon-HD-5000-Grafikhardware, die PC- und Notebook-Hersteller immer häufiger einsetzen.

Für den Unternehmenseinsatz dürften die Verbesserungen rund um Virtualisierung zu den wichtigsten Neuerungen gehören, versprechen doch vhost_net, mactel sowie die bessere SR/IOV-Unterstützung nicht nur mehr Funktionen und größere Flexibilität, sondern auch mehr Datendurchsatz; langfristig wird diese Nutzer-Klientel vielleicht auch großes Interesse am Ceph-Dateisystem entwickeln. Vor allem Sysadmins und Entwickler dürften zudem die stetig besser werdenden Möglichkeiten zum Tracing und Performance Monitoring zu schätzen wissen.

Linux- Version Anzahl Dateien¹ Zeilen
Quelltext²
(Ohne Dokum.)
Entwick-lungs- zeitraum Anzahl Commits³ Diffstat⁴
2.6.28 25255 10195507
(9128690)
76 Tage 9048 11090 files changed,  975689 insertions(+),  490047 deletions(-)
2.6.29 26668 11010647
(9871260)
89 Tage 11718 10933 files changed,  1347290 insertions(+),  532055 deletions(-)
2.6.30 27879 11637173
(10419567)
78 Tage 11989 10259 files changed,  1086737 insertions(+),  460298 deletions(-)
2.6.31 29111 12046317
(10778469)
92 Tage 10883 8938 files changed,  914135 insertions(+),  504980 deletions(-)
2.6.32 30485 12610030
(11242136)
84 Tage 10998 10315 files changed,
 1092987 insertions(+),
 530428 deletions(-)
2.6.33 31565 12990041
(11564768)
83 Tage 10871 9673 files changed,
 859458 insertions(+),
 479452 deletions(-)
2.6.34 32297 13320934
(11861616)
82 Tage 9443 11154 files changed,
 609854 insertions(+),
 278958 deletions(-)
¹ find . -type f -not -regex '\./\.git/.*' | wc -l
² find . -type f -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l (find . -name *.[hcS] -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l)
³ git-log --no-merges --pretty=oneline v2.6.(x-1)..v2.6.(x) | wc -l
⁴ git diff --shortstat v2.6.(x-1)..v2.6.(x)

Direkt nach der Fertigstellung von 2.6.34 beginnt nun das Merge Window, in dem die Kernel-Entwickler den Großteil der Änderungen für die nächste Kernel-Version in den Hauptentwicklungszweig von Linux integrieren. In den letzten Jahren war diese erste Phase im Entwicklungszyklus jeweils ziemlich genau zwei Wochen lang. Bei 2.6.34 hat Torvalds das Merge-Window aber bereits nach zehn Tage geschlossen und klargestellt, dass er die Länge dieses Zeitfensters in Zukunft fortan flexibler handhaben will – das soll die Subsystem-Verwalter dazu animieren, ihre Änderungen nicht auf den letzten Drücker einzusenden, gleichzeitig ihm selbst mehr Spielraum geben, falls er während des Merge Window nicht ausreichend Zeit zur Aufnahme und Begutachtung aller eingesandten Änderungen erübrigen kann.

Mehr Infos

Entwicklungszyklus des Linux-Kernels

Durch den öffentlichen Entwicklungsprozess (und einen tiefen Blick in den Kaffeesatz) können das Kernel-Log und der von der Linux-Foundation gewartete Radarschirm des Linux Weather Forecast bereits bei der Vorstellung einer neuen Kernel-Version einige Neuerungen benennen, die die folgende Version mitbringen dürfte. [...] (...mehr...)

Zu den von den Kernel-Hackern zur Aufnahme vorbereiteten Änderungen zählen unter anderem weitere Änderungen am Radeon-DRM-Code, um die Stromspartechniken moderner Radeon-Grafikchips besser zu nutzen. Arnd Bergmann und einige andere Entwickler haben zahlreiche Patches vorbereitetet, die die Nutzung des Performance und Skalierbarkeit negativ beeinflussenden Big Kernel Locks (BKL) weiter reduzieren sowie Bereiche, die noch auf das BKL angewiesen sind, klarer kennzeichnen. Details zu den Hintergründen und Verweise auf die LKML-Diskussionen rund um die Änderungen liefert der LWN.net-Artikel "Might 2.6.35 be BKL-free?".

V4L/DVB-Maintainer Mauro Carvalho Chehab hat einige größere Umbaumaßnahmen am Code zur Unterstützung von Infrarot-Fernbedienungen vorbereitet, die Grundlagen für eine ordentliche Unterstützung von IR-Hardware im Kernel legen sollen – auch diesem in den vergangenen Jahren immer mal wieder auf der LKML diskutierten Thema hat LWN.net vor einigen Monaten einen Artikel gewidmet, der die Probleme und mögliche Lösungen näher erläutert.

Zum Kernel stoßen soll ferner ordentliche Unterstützung für AMDs Turbo Core und der Treiber ath9k_htc für den WLAN-Chipsatz AR9271 von Atheros. Einem neuen Aufnahmeanlauf dürften auch die Entwickler einer nicht gerade kleine Erweiterung für den Kernel-Debugger nehmen (1, 2, LWN.Net-Artikel), die Torvalds bei 2.6.34 noch außen vor ließ, weil er sich den Code erst noch genauer ansehen wollte. Einen weiteren Versuch dürfte auch der Entwickler von Fanotify wagen, der seit Monaten auf eine Aufnahme seiner unter anderem für On-Access-Virenscaner interessanten Lösung hinarbeitet.

Die kommenden Tage werden zeigen, welche dieser Änderungen Torvalds tatsächlich in den Hauptentwicklungszweig integriert. Wie üblich wird das Kernel-Log in c't und auf heise open über diese und andere wichtige Neuerungen am Linux-Kernel und in dessen Umfeld berichten – dazu zählen auch neue Versionen der Stable-Kernel-Series (2.6.34.y), die in den kommenden Wochen den einen oder anderen Fehler korrigieren dürften, der bei der Arbeit an 2.6.34 übersehen oder ignoriert wurde.

Zudem wird sich das Kernel-Log auf heise open wie üblich im Rahmen einer Artikel-Serie mit dem Titel "Was 2.6.35 bringt" umfassend mit den Neuerungen der nächsten Kernel-Version auseinander setzen. Freigeben dürfte Torvalds den Linux-Kernel 2.6.35 vermutlich Anfang oder Mitte August, sofern er und seine Mitstreiter trotz Urlaubszeit und Sommerwetter auf der Nordhalbkugel das übliche Tempo halten; die wichtigsten Änderungen dieser Version wird dann wieder ein Kernel-Log wie dieses zusammenfassen.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Kernel-Logs auf heise open. Neue Ausgaben des Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Gelegentlich zwitschert der Autor des Kernel-Logs unabhängig davon über einige später meist auch im Kernel-Log erwähnte Themen als "@kernellogauthor" bei Identi.ca und Twitter. (thl). (thl)