Die Neuerungen von Linux 3.16
Seite 3: Fazit, Trends, Statistik
Summa summarum 3.16
Der neue Kernel bringt wieder einige wichtige Verbesserungen – es sind aber weniger als bei den vorangegangenen Versionen. Die wichtigsten sind die Verbesserungen bei den Grafiktreibern. Der JIT für den Berkeley Packet Filter (BPF) und die Optimierungen am Block-Layer scheinen nicht sonderlich bedeutsam zu sein, sind aber wichtige Fundamente für zukünftige Verbesserungen.
Ausblick
Direkt nach der Freigabe der neuen Version beginnt nun das Merge Window, in dem Linus Torvalds das Gros der Änderungen für den Nachfolger annimmt. Diese Phase endet mit der Veröffentlichung der ersten Vorabversion von 3.17 und ist typischerweise zwei Wochen lang; weil Torvalds reist könnten es diesmal aber auch drei Wochen werden.
Zur Aufnahme ist unter anderem ein Treiber für die Thunderbolt-Schnittstellen von Apple MacBooks vorgesehen. Integriert werden sollen auch die Unterstützung für den mit DisplayPort 1.2 spezifizierten Multi-stream Transport (MST), mit dem sich mehrere Monitore über eine DisplayPort-Verbindung ansprechen lassen. Auch die Patches, durch die SCSI-Treiber auf die Multiqueue-Infrastuktur im Block-Layer zurückgreifen können, sollen in 3.17 einziehen.
Noch unklar ist, ob die von David Herrmann vorangetriebenen Änderungen aufgenommen werden, die File Sealing und den Syscall memfd_create() nachrüsten. Mit diesen Funktionen lassen sich file descriptor für anonymous memory austauschen und auf Wunsch versiegeln; der designierte D-Bus-Nachfolger Kdbus will diese Funktionen beim Austausch größerer Datenmengen per IPC (Inter-process communication) nutzen.
Außen vor dürften bei 3.17 noch die Änderungen der Kpatch- und Kgraft-Entwickler bleiben, mit denen sich Kernel-Fehler im Betrieb korrigieren lassen. Die Kgraft-Entwickler waren während der Entwicklung von 3.16 schon vorgeprescht und hatten um die Aufnahme ihrer Lösung in linux-next gebeten; dort werden Patches aufeinander abgestimmt und zum Testen gesammelt, die in die jeweils übernächste Kernel-Version einfließen sollen. Auf diese Bitte hin haben einige Kernel-Entwickler dann aber gefordert, es müsse erst noch diskutiert werden, welche der beiden Lösungen denn in den Kernel einfließen soll (1, 2).
Sofern Torvalds und seine Mitstreiter mit dem gewohnten Tempo arbeiten, dürfte 3.17 Ende September oder Anfang Oktober erscheinen. Ein Artikel wie dieser wird dann wieder einen Überblick über die wichtigsten Neuerungen der Version liefern.
Daten und Zahlen zu den jüngsten Versionen des Linux-Kernels
Linux- Version |
Anzahl Dateien¹ |
Zeilen Quelltext (OhneDoku)² |
Entwick- lungs- zeitraum |
Anzahl Commits³ |
Diffstat⁴ |
3.9 | 42423 |
16686879 (15563152) |
69 Tage | 11910 |
11120 files changed, 608436 insertions(+), 338439 deletions(-) |
3.10 | 43016 |
16955489 (15803499) |
63 Tage |
13637 |
10471 files changed, 660572 insertions(+), 391966 deletions(-) |
3.11 | 44002 |
17403279 (16225814) |
63 Tage | 10893 |
9692 files changed, 788982 insertions(+), 341196 deletions(-) |
3.12 |
44586 |
17726872 (16529850) |
62 Tage | 10927 |
8636files changed, 587004 insertions(+), 263408 deletions(-) |
3.13 |
44970 |
17930916 (16703764) |
77 Tage | 12127 |
9843 files changed, 441474 insertions(+), 237428 deletions(-) |
3.14 | 45935 |
18271989 (17002462) |
70 Tage | 12311 |
10601 files changed, 605655 insertions(+), 264576 deletions(-) |
3.15 | 46780 |
18632574 (17323446) |
53 Tage | 13722 |
11427 files changed, 932110 insertions(+), 571520 deletions(-) |
3.16 | 47425 |
18879129 (17527507) |
56 Tage | 12804 |
9807 files changed, 513830 insertions(+), 267276 deletions(-) |
¹ find . -type f -not -regex '\./\.git/.*' | wc -l ² find . -type f -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l; echo "($(find . -name *.[hcS] -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l))" ³ git-log --no-merges --pretty=oneline v3.(x-1)..v3.(x) | wc -l ⁴ git diff --shortstat v3.(x-1)..v3.(x) ⁵ Stand: 30.07. |
Linux herunterladen
Die neue Linux-Version steht über Kernel.org zum Download bereit; bereits kurz nach der Veröffentlichung liefern auch viele Spiegelserver den neuen Kernel aus.
Den Quellcode von Linux gibt es in Tar-Archiven, die mit Gzip und Xz komprimiert wurden. Die folgenden Befehle zeigen am Beispiel von Linux 3.1, wie Sie die Quellen herunterladen, entpacken und auf Unversehrtheit prüfen:
[thl@thl tmp]$ export linux_version=3.1
[thl@thl tmp]$ wget --quiet \
http://www.kernel.org/pub/linux/kernel/v3.0/linux-${linux_version}.tar.sign \
http://www.kernel.org/pub/linux/kernel/v3.0/linux-${linux_version}.tar.xz
[thl@thl tmp]$ xz -d linux-${linux_version}.tar.xz
[thl@thl tmp]$ gpg --verify linux-${linux_version}.tar.sign
gpg: Unterschrift vom Mo 24 Okt 2011 09:17:58 CEST mittels RSA-Schlüssel ID 00411886
gpg: Korrekte Unterschrift von "Linus Torvalds <torvalds@linux-foundation.org>"
gpg: WARNUNG: Dieser Schlüssel trägt keine vertrauenswürdige Signatur!
gpg: Es gibt keinen Hinweis, daß die Signatur wirklich dem vorgeblichen Besitzer gehört.
Haupt-Fingerabdruck = ABAF 11C6 5A29 70B1 30AB E3C4 79BE 3E43 0041 1886
Einige Hinweise zur Einrichtung eines neuen Kernels finden Sie im Artikel "Linux-Kernel maßgeschneidert", der die Einrichtung eines Kernels mit Hilfe des Make-Targets "localmodconfig" beschreibt.