Die Neuerungen von Linux 4.5

Seite 3: Treiber für Grafikkarten, Notebooks, WLAN, …

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Der für moderne Grafikprozessoren von Intel zuständige Treiber i915 bietet nun eine Funktion, um die Bildausgabe mit der eines zuschaltbaren Grafikchips zu synchronisieren, der fertige Bilddaten per DMA-BUF zuliefert; das ist für die störungsfreie Bildwiedergabe bei modernen Optimus-Notbooks wichtig, denn sonst kann es bei der Ausgabe der vom zuschaltbaren GeForce-Chip gerenderten Bildern zu Tearing kommen. Passende Erweiterungen, um diese Funktion mit dem X-Server von X.org zu nutzen, sind noch in Arbeit.

Der Grafiktreiber unterstützt jetzt auch die in manchen Skylake-Prozessoren verbaute GT4-GPU. Das ist die leistungsstärkste Ausbaustufe der Skylake-GPU, die Intel unter Produktnamen wie Iris Pro 580 oder P580 vertreibt. Der Grafikprozessor steckt beispielsweise in den kürzlich vorgestellten Core-i7-Prozessoren 6770HQ, 6870HQ und 6970HQ oder dem Xeon E3-1575M.

In den Kernel ist zudem erster Code zur Unterstützung der GPU in Kaby-Lake-Prozessoren eingezogen (1, 2); dieser Nachfolger der Skylake-Baureihe soll im zweiten Halbjahr erscheinen und wahrscheinlich in Core-i-Prozessoren der 7000er-Reihe zum Einsatz kommen. Auch die Audio-Treiber haben schon Unterstützung für Kaby Lake erhalten.

Einige weitere Änderungen listet der Betreuer des i915-Treibers in einem Blog-Eintrag.

Der Kernel-Treiber nouveau kann bei Tesla-, Fermi- und Kepler-GPUs jetzt die Geschwindigkeit der PCIe-Verbindung ändern, über die Haupt- und Grafikprozessor miteinander kommunizieren (1, 2, 3); das kann die Grafikperformance steigern, wenn die Geschwindigkeit dieser Verbindung einen Flaschenhals bildet. Tesla, Fermi-, Kepler-GPUs stecken auf nahezu allen in den letzten Jahren gefertigten Nvidia-Chips, wenn man von der GeForce 750 und den Modellen der GeForce-900er-Reihe absieht, auf denen Maxwell-GPUs stecken.

Beim Einsatz des Grafiktreibers radeon, der bei der 2D-, 3D- und Video-Beschleunigung vieler Radeon-GPUs involviert ist, muss man jetzt auch KMS (Kernel-based mode-setting) nutzen: Die Kernel-Entwickler haben die Unterstützung für UMS (Userspace mode-setting) entfernt, mit dem sich der X-Server-Treiber radeon bis vor einigen Jahren selbst um die Bildschirmkonfiguration kümmern konnte. Dieser Schritt dürfte allenfalls auf ziemlich alten Linux-Distributionen zu Problemen führen: KMS wird schon seit vielen Jahren standardmäßig verwendet und der Radeon-Treiber für den X.org-X-Server beherrscht bereits seit drei Jahren kein UMS mehr.

Neu dabei ist der Grafiktreiber etnaviv. Er spricht ­Vivante-Grafikkerne an, die unter anderem in Freescale-Prozessoren der Serie i.MX6 stecken, die häufig im Industrie- und Automotive-Bereich anzutreffen sind. Passende 2D- und 3D-Treiber zum Betrieb von X-Server, Wayland und OpenGL-Anwendungen befinden sich in Entwicklung. Der so entstehende Treiberstack soll flexibler und besser wartbar werden als der proprietäre Treiber des Herstellers, der nur zu alten Kernel-Versionen passt.

Weitere Details zur Motivation finden sich in den Präsentationsfolien von Vorträgen, die einer der Hauptentwickler des Treibers im November auf der Embedded Linux Conference Europe (ELCE) und im Januar auf der Fosdem gehalten hat. Vom ELCE-Vortrag gibt es auch eine Video-Aufzeichnung, die von der Fosdem ist bislang nicht online.

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Zahlreiche neue oder überarbeitete Treiber verbessern die Hardware-Unterstützung. So kann Linux jetzt mehr der WLAN-Module ansprechen, die Intel unter den Markennamen 3168 (1, 2), 7265, 8165, 8265 sowie 5165 und 9260 vertreibt.

Neu ist ein Treiber für eine von Intel definierte Schnittstelle, die Notebook-Hersteller zur Handhabung der Funktionstasten einsetzen können. Dell nutzt diese Schnittstelle in der neuesten Ausführung des Dell XPS 13, daher kann derTreiber intel_hid dort jetzt den NetworkManager informieren, wenn der Nutzer die WLAN-Ein/Aus-Taste betätigt.

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Manche Systeme wechseln jetzt schneller in und aus den Bereitschaftsmodus (ACPI S3, Suspend-to-RAM), denn der Kernel weckt bereits schlafen gelegte USB-Geräte dabei nicht mehr auf.