Digitalisierung des Gesundheitswesens: Was das kommende Registergesetz regelt

Seite 2: Vorschlag für Zentralstelle und Qualitätskriterien

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Außerdem haben Experten aus der Wissenschaft, der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen und der Politik Handlungsempfehlungen entwickelt. Sie enthalten gesetzliche wie auch organisatorische Maßnahmen für den Aufbau einer Register-Infrastruktur. Unter anderem wird vorgeschlagen, eine Zentralstelle für medizinische Register zu schaffen und dazu einen Katalog an Qualitätskriterien zu entwickeln. Die Industrie soll sich am Aufbau beteiligen und diesen mitfinanzieren. Derzeit prüft das Ministerium, inwieweit die Handlungsempfehlungen umgesetzt werden sollen. Ziel ist es, vor allem die Auswertungspotenziale "bestmöglich auszuschöpfen". Dabei geht es auch darum, der deutschen Forschung mit einem verbesserten Datenzugriff im Wettbewerb mit den USA und China eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen. Damit könne ein besseres Versorgungsniveau einhergehen, letzteres sei aber nicht der Hauptzweck.

Zweck, Aufbau und Datenverwaltung sind in den Registern unterschiedlich geregelt. Bisher gibt es keine Leitlinien, um die Qualität von Registern zu bewerten. Die Beteiligung und Integration der Patienten spielt in der Diskussion zunehmend eine Rolle, ist jedoch sehr unterschiedlich umgesetzt. Krebserkrankungen sind die zweithäufigste Todesursache in Deutschland, weshalb sie als gefährlich für die Allgemeinbevölkerung gelten. Es gibt klinische Krebsregister und epidemiologische Krebsregister, wobei deren flächendeckende Registerstrukturen auf Bundes- und Landesrecht beruhen.

Klinische Krebsregister dienen der Qualitätssicherung der Versorgung von krebskranken Menschen und sind seit 2020 flächendeckend in Deutschland etabliert, wobei die Länder größtenteils für die Register zuständig sind. Erfasst werden Diagnose, Behandlung, Erkrankungsverlauf, Rezidivfreiheit und Sterblichkeit. Die Daten der klinischen Krebsregister können für Forschungszwecke auf Antrag genutzt werden. Dabei wird zwischen anonymisierten/aggregierten sowie pseudonymisierten/personenbezogenen Daten unterschieden. Für letztere wird in der Regel eine Einwilligung der betroffenen Personen eingeholt. Das könnte sich künftig ändern: Das Registergutachten weist darauf hin, dass es die DSGVO aus Gründen des öffentlichen Interesses in Bereichen der öffentlichen Gesundheit erlaubt bestimmte Datenkategorien auch ohne Einwilligung der Betroffenen zu verarbeiten.

Mit den klinischen Daten werden die Behandlungsleitlinien für verschiedene Krebsarten überprüft und Qualitätsvergleiche der Patientinnenversorgung angestellt. Dazu wird der gesamte Verlauf der Krebsbehandlungen beobachtet. Die Daten werden außerdem mit den Krebsregistern der Länder abgeglichen, die Daten aus Krebsfrüherkennungsprogrammen enthalten. So kann die Wirksamkeit dieser Screening-Programme bewertet werden.

Epidemiologische Krebsregister wie etwa das Deutsche Kinderkrebsregister befassen sich vorrangig mit der bevölkerungsbezogenen Analyse von Krebserkrankungen. Sie erhalten Zugang zu den bereits pseudonymisierten Daten bei der Registerdatenbank, die bei der klinischen Registerstelle betrieben wird. Sie erfassen Angaben zum Tumor wie Art, Lokalisation und Ausbreitung sowie das Stadium der Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose. Seit dem Jahr 2006 ist in allen Bundesländern eine flächendeckende epidemiologische Krebsregistrierung in Deutschland gesetzlich verankert. Seit 2009 führt das Robert-Koch-Institut im Bundeskrebsregister die Daten aus den Landesregistern zusammen.

In der Krebsforschung werden außerdem neue Ansätze der Datenanalyse und des Datenteilens entwickelt. Beispielsweise fördert das Bundesgesundheitsministerium ein Projekt zur Nutzung von synthetischen Daten ("KI-FDZ"). Dabei werden aus echten Gesundheitsdaten künstliche Datensätze erzeugt, die die gleichen statistischen Eigenschaften haben. Diese synthetischen Datensätze stellen eine Alternative zur klassisch anonymisierten Datensätzen dar. Mit einer umfangreicheren Datenbasis könnten aus pseudonymisierten Originaldaten außerdem digitale Zwillinge generiert werden. Ob dafür auch synthetische Daten genutzt werden können, ist im Moment noch offen.