Eine kurze Blütezeit für Bluetooth

Seite 2: Eine kurze Blütezeit für Bluetooth

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Trotz der Probleme bei der Standardisierung sind die Vorteile der UWB-Technik so immens, dass Intel, zuvor großer Bluetooth-Fan, vor kurzem seine Unterstützung reduzierte und statt dessen versucht, eine IEEE-Version von Ultrawideband nach vorne zu bringen. Intel und andere versuchen außerdem, die WLAN-Technik voranzutreiben, deren aktuelle Erfolgsgeschichte Blueooth eher alt aussehen lässt. Im Gegensatz zu Ultrawideband ist WLAN kein direkter Bluetooth-Konkurrent: es ist eher als drahtloses Netzwerk denn als Geräteverbindungstechnologie zu verstehen. Allerdings wird WLAN für diverse Bluetooth-ähnliche Anwendungsfälle verwendet. Die aktuell am stärksten verbreitete WLAN-Technik, 802.11b, ist dabei bis zu fünf Mal schneller als Bluetooth EDR; neuere WLAN-Systeme (802.11g, 802.11a) sind bis zu 25 Mal schneller. Zudem ist der Wettbewerb um einen Platz in Heimelektronik-Geräten hart. WLAN ist in Laptops wesentlich öfter enthalten als Bluetooth - und bis Bluetooth EDR da ist, werden immer mehr Smartphones auch über WLAN verfügen.

"Wenn EDR kommt, wird der Technik nicht viel Zeit bleiben, bevor die Konkurrenz durch WiFi und Ultrawideband sichtbar wird", meint Tod Kort, Analyst bei Gartner. "Es gibt derzeit ein Fenster, das Bluetooth endlich nutzen muss, weil UWB es sonst ersetzt. Die Bandbreite von EDR ist nicht konkurrenzfähig, also wird auch diese nicht viel helfen."

Slawsby von IDC meint, dass die Bandbreite sowieso weniger wichtig ist. Er glaubt, dass sich aktuelle Bluetooth-Geräte mehrere Jahre lang deutlich besser verkaufen werden, als die mit der neuen EDR-Technik - besonders im Bereich der derzeit heißen Bluetooth-Headsets. "Wir glauben nicht, dass EDR zu einer radikalen Veränderung bei der Bluetooth-Akzeptanz führt", meint er. Es werde demnächst zudem Chipsätze geben, die WLAN und Bluetooth kombinierten. Die hätten große Erfolgschancen, weil die UWB-Technik immer noch "sehr jung" sei.

Ein größeres Problem für Bluetooth ist die wachsende Komplexität, meint Gartner-Mann Kort. Das schlechte Image, das Bluetooth in Sachen Bedienbarkeit hat, hänge oft mit Kompatibilitätsproblemen zusammen. "Es gibt zu viele Geräte, die einfach nicht miteinander arbeiten", erklärt er. Während Datentransfers zwischen Produkten der gleichen Firma problemlos liefen, benötigten Übertragungen von einem Gerät des einen Herstellers auf das eines anderen oft die Aktivierung spezieller Einstellungen - manchmal ginge das auch gar nicht. "Mobilfunkanbieter nutzen Bluetooth auch deshalb so langsam, weil sie nicht mit den Support-Problemen belastet werden wollen."

Selbst wenn Bluetooth funktioniert - und trotz "toothing" -, ist diese Form des Datenfunks weit weniger sexy als die Marketingpower, die hinter Technologien wie MP3 oder Digitalfotografie steckt. Auch deshalb sind die Handy-Hersteller und Mobilfunkanbieter in den USA so langsam bei der Technik. Weitere schlechte Nachrichten aus dem wichtigen Markt: Zwar sind immer mehr PDAs mit Bluetooth ausgestattet, doch der PDA-Markt schrumpft. Derweil könnten Benutzer von Handys geneigt sein, ihre Daten einfach per E-Mail über Mobilfunk zu übertragen, anstatt ihren Laptop direkt per Bluetooth mit dem Handy zu verbinden.

Ist Bluetooth also bislang ein weltweiter Erfolg? Ja, wirklich. Wird das auch in einem Jahr noch so sein? Schwer zu sagen. In zwei Jahren? Unwahrscheinlich. Konsumeletronik ist manchmal ein wirklich schmutziges geschäft.

Von Eric S. Brown. Übersetzung: Ben Schwan. (sma)