Entwicklungsumgebung: Visual Studio feiert 25. Geburtstag
Seite 4: Konkurrenz vom kleinen Bruder
Mit Visual Studio Code (VS Code), das unter Federführung des 2011 von IBM zu Microsoft übergelaufenen Erich Gamma in Zürich entwickelt wird, und Visual Studio for Mac, hervorgegangen aus dem aufgekauften Xamarin Studio, hat Visual Studio inzwischen zwei hausinterne Konkurrenten. Während Visual Studio for Mac aber ein Nischendasein führt, etabliert sich VS Code in der Entwicklerwelt auch über die Microsoft-Anhängerschaft hinaus und ist insbesondere bei Webentwicklern zum Standard im Markt emporgestiegen (siehe Abbildung 6).
Dabei haben VS Code und Visual Studio technisch kaum etwas gemein, außer der Nutzbarkeit von EditorConfig-Dateien. Während das große Visual Studio in C++ mit MFC und C# mit WPF-Oberfläche implementiert ist (und daher nur auf Windows läuft), ist Visual Studio Code eine Cross-Plattform-App auf Basis von TypeScript, HTML und Electron. Auch bei den Erweiterungsmöglichkeiten führt Visual Studio Code mit 34.709 verfügbaren Add-ons deutlich vor Visual Studio mit 11.835 Einträgen im Marketplace.
Dennoch ist nicht zu befürchten, dass Microsoft das große Visual Studio einstellen wird, denn gerade für die Entwicklung von Desktopanwendungen fehlt es dem kleinen Bruder an grafischen WYSIWYG-Designern.
Dr. Holger Schwichtenberg
ist Chief Technology Expert bei der Softwareschmiede MAXIMAGO und Trainer bei www.IT-Visions.de. Er programmiert nicht nur mit Visual Studio seit der allerersten Version, sondern hat in den 25 Jahren auch mehr als 80 Fachbücher für Entwickler veröffentlicht.
(mai)