Erstmals transplantiert: 3D-gedruckte Ohren aus eigenen Zellen

Die Firma 3DBio Therapeutics hat ein Transplantat entwickelt, das aus Gewebematerial einer Patientin besteht.

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(Bild: 3DBio Therapeutics, Arturo Bonilla / Microtia-Congenital Ear Institute)

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Implantate im Bereich des Kopfes sind nicht nur aus kosmetischen Gründen kritisch: Wenn Menschen mit Entstellungen, die durch Unfälle oder Krankheiten entstanden sind, leben müssen, hat das oft auch massive negative Auswirkungen auf die Psyche. Man kennt das etwa von Betroffenen wie dem Rennfahrer Niki Lauda, dem bei einem Unfall Teile der Ohren zerstört wurden: Er brauchte eine Weile, um sich ins Rampenlicht zurückzukämpfen.

Doch nicht nur Unfälle oder Erkrankungen sorgen dafür, dass Teile des Ohres fehlen: So werden allein in den Vereinigten Staaten von Amerika jedes Jahr 1.500 Kinder geboren, denen Ohren aufgrund einer Erbkrankheit, der Microtia, ganz oder teilweise fehlen. Zwar gibt es hier chirurgische Möglichkeiten, bei denen das Äußere des Hörorgans rekonstruiert wird. Doch perfekt sind diese nicht, da sie aus einer Mischung aus Rippengewebe und Kunststoffmaterialien (poröses Polyethylen) bestehen. Der Körper kann sie zudem als Fremdkörper identifizieren und es kann zu Entzündungen kommen.

Eine US-Firma, die sich auf den 3D-Druck von Gewebe spezialisiert hat, will Betroffenen nun mit einer neuen Methode helfen: 3DBio Theratpeutics ist es laut eigenen Angaben gelungen, Ohren aus den Zellen der Patienten heranzuzüchten und daraus ein Implantat zu machen. Im Rahmen einer Studie mit insgesamt 11 Patienten wurde das sogenannte AuriNovo-Ohr getestet. Das Ergebnis sieht nicht nur natürlicher aus als bisherige Implantate, das Abstoßungsrisiko wird auch noch deutlich verringert.

(Bild: 3DBio Therapeutics, Arturo Bonilla / Microtia-Congenital Ear Institute)

Das vor allem aus Knorpel und Haut bestehende Ohr gilt als vergleichsweise einfach zu erstellen, doch auch andere Körperteile wie Muskel-Sehnen-Kappe oder Nasen wären mit der Methode denkbar, so Vertreter von 3DBio gegenüber der "New York Times". Das Forschungsvorhaben wird zusammen mit dem Microtia-Congenital Ear Deformity Institute durchgeführt, einer Institution, die sich für Microtia-Betroffene einsetzt. Die Studie wurde von der US-Gesundheitsaufsicht Food and Drug Administration (FDA) im Rahmen der sogenannten Orphan Drug and Rare Pediatric Disease Designation erlaubt, mit der neue Behandlungsmethoden für seltene Erkrankungen gefördert werden sollen.

Arturo Bonilla, Chirurg und Experte für Ohrenrekonstruktionen, der an der Studie beteiligt ist, hofft, dass das Verfahren eines Tages zur Standardmethode werden könnte. "Für die Betroffenen wird die Technik ihr Aussehen verändern sowie ihr Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein erhöhen." Die Methode soll zudem deutlich weniger invasiv sein als die aktuelle Methode mit Rippenknorpel. Durch die Anzucht des Gewebes im Labor muss weniger Material entnommen werden.

Um das neue Ohr zu bilden, wird zuvor ein Scan des gesunden Ohres des Patienten durchgeführt, um eine möglichst natürliche Darstellung zu erreichen. Anschließend erfolgt die Gewebezucht in einer proprietären Kultur, aus der Milliarden Zellen werden. Dieses Gewebe landet dann in einer "Biotinte" aus Kollagen, die durch einen Spritzkopf in Form gebracht wird. Der Druckprozess dauert laut "New York Times" weniger als zehn Minuten.

(bsc)